Rheinische Post Krefeld Kempen
Distanzunterricht nach den Ferien
Mit Ausnahme der Abschlussklassen werden die Schüler ab Montag wieder digital unterrichtet. Hintergrund ist die Sorge vor steigenden Infektionen. Die Abi-Prüfungen sollen stattfinden.
DÜSSELDORF Nach massiven Problemen mit der Auslieferung von Tests an die Schulen hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) angeordnet, dass die Schüler mit Ausnahme der Abschlussklassen ab Montag wieder auf Distanz unterrichtet werden. Noch am Vortag hatte sie die Schulträger darüber informiert, dass der Modus der letzten beiden Wochen vor den Osterferien wieder gelten solle: Präsenzunterricht für die Abschlussklassen, Wechselunterricht für alle anderen. Zudem beschloss die Kultusministerkonferenz, dass die Abiturprüfungen trotz Pandemie in diesem Jahr stattfinden sollen.
Die Schüler sollten zunächst für eine Woche im Distanzunterricht starten. „Das immer noch unsicher einzuschätzende und schwer zu bewertende Infektionsgeschehen nach der ersten Osterferienwoche und dem Osterfest mit diffusen Infektionsausbrüchen erfordert eine Anpassung des Schulbetriebs in der kommenden Woche“, so Gebauer.
Ausgenommen bleiben die Schüler in den Abschlussklassen der Sekundarstufe I und der Sekundarstufe II inklusive der Qualifikationsphase 1, also die Abiturienten des kommenden Jahres, die sich weiterhin auch im Präsenzunterricht auf die Prüfungen vorbereiten können. Ab dem 19. April solle der Unterricht dann – sofern es das Infektionsgeschehen zulasse – wieder im Wechselunterricht fortgesetzt werden.
Daran bestehen jedoch Zweifel. Der Präsident des NRW-Lehrerverbands, Andreas Bartsch, sagte: „Ich bin zwar der Überzeugung, wenn man alles richtig vorbereitet hätte, wäre ein Wechselunterricht durchaus vertretbar gewesen. Der Schulstart ist ja nicht vom Himmel gefallen. Allerdings ist angesichts der derzeitig hohen Infektionszahlen diese Entscheidung völlig vertretbar. Ich gehe davon aus, dass wir über mindestens zwei bis drei Wochen Distanzunterricht sprechen.“
Bartsch zweifelt an der Begründung für die Entscheidung: „Es liegt die Vermutung nahe, dass die nicht gelieferten Tests eine wesentliche Rolle bei dieser Entscheidung gespielt haben.“Hinzu käme die Außenwirkung. „Wenn sich der Ministerpräsident hinstellt und einen flächendeckenden ,Brücken-Lockdown' fordert, dann mutet es etwas komisch an, wenn man die Schulen außen vor lässt. Sie sind schließlich Teil der Gesellschaft“, sagte Bartsch.
Zuletzt hatte es Probleme mit der Auslieferung von Selbsttests an die Schulen gegeben. Die Landesregierung
hatte in einem Schreiben an die Schulträger erklärt, dass es zu Verzögerungen komme. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte zuvor ausreichend Tests zur Grundvoraussetzung für einen Präsenzbetrieb gemacht.
Die Grünen-Politikerin Sigrid Beer sagte, „die mangelhafte Vorbereitung eines potenziellen Schulbetriebs und die Inzidenzentwicklung machen die Entscheidung für den Distanzunterricht zwangsläufig.“Das Ministerium habe es nicht geschafft, die Rechtsgrundlage für eine Testpflicht zu schaffen, kritisierte Beer. Der bildungspolitische Sprecher der SPD, Jochen Ott, sprach von einer „schulpolitischen Bankrotterklärung mit Ansage“: „Während die Landesregierung nun bekannt geben will, welche Modellkommunen in NRW ihr öffentliches Leben in beschränktem Rahmen und mit entsprechenden Testkonzepten wieder hochfahren dürfen, schickt die Schulministerin die meisten der 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler wieder ins Homeoffice.“