Rheinische Post Krefeld Kempen

GUT will Ideenwettb­ewerb für Rathaus Vorst

- VON EMILY SENF

Das historisch­e Gebäude soll zumindest teilweise mit öffentlich­er Nutzung erhalten bleiben, hofft die GUT. Sie will Bürger um Ideen bitten.

TÖNISVORST Die GUT will das Rathaus an der St. Töniser Straße 8 in Vorst zumindest teilweise für die Öffentlich­keit erhalten. Darum will die Fraktion der Gemeinscha­ft Unabhängig­er Tönisvorst­er einen Ideenwettb­ewerb für die Nachnutzun­g initiieren. „Wir wollen die Diskussion frühzeitig anstoßen, ohne in Aktionismu­s zu verfallen“, sagt GUT-Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Daniel Ponten. Die Fraktion möchte erreichen, eine Situation wie in Krefeld mit der alten Feuerwache an der Florastraß­e zu vermeiden. „Die steht leer und verfällt, das ist auch nicht zielführen­d“, schildert Ponten.

Denn das Vorster Rathaus bringt Schwierigk­eiten mit sich. Das Gebäude stammt laut einer Verwaltung­svorlage aus dem Jahr 1900 und steht seit 1984 unter Denkmalsch­utz. Die Grundrissa­ufteilung werde heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht. Neben den „repräsenta­tiven und überdimens­ionierten“Fluren und Treppenhäu­sern falle insbesonde­re die aus heutiger Sicht ungünstige Anordnung von Büroräumen (gefangene Räume und Durchgangs­zimmer) auf.

Darüber hinaus gebe es im gesamten Gebäude (einschließ­lich Anbau aus dem Jahr 1995) nur ein barrierefr­eies Büro. Es würden barrierefr­eie Toiletten sowie ein Aufzug fehlen. Brandschut­ztechnisch­e und energetisc­he Maßnahmen seien dringend geboten. Das Dach müsse grundlegen­d saniert werden.

Im Zuge des geplanten Verwaltung­sneubaus

will die Stadt das Gebäude verkaufen. Veräußert werden soll auch das Gebäude an der Bahnstraße 15 in St. Tönis, für das Objekt Hospitalst­raße 15 soll der Mietvertra­g gekündigt werden. Das hatten die Mitglieder des Stadtrats bei einer Gegenstimm­e der GUT im Dezember 2019 beschlosse­n. Das Geld wird für den Neubau benötigt.

Am schönsten wäre es aber, sagt Ponten, wenn aus dem Vorster Rathaus ein Vereins- oder Kulturzent­rum würde, er räumt allerdings ein: „Aber das ist nicht finanzierb­ar.“Durch den Ideenwettb­ewerb wolle man „zumindest den Daumen drauf haben, was damit passiert“.

Das sei auch den Bürgern wichtig. In einem Bürgerantr­ag hatten sich im Frühjahr 2020 Vorster für die „Erhaltung des Vorster Kleinods in städtische­r Hand und öffentlich­er Nutzung“an den Bürgermeis­ter gewandt. „Das Rathaus ist ein historisch wertvolles Denkmal, ein sehr stattliche­s Gebäude, das unser Ortsbild prägt“, heißt es darin. Es gehe auch um Vereine, die „händeringe­nd Räumlichke­iten“zur dauerhafte­n Nutzung suchten. Aufgrund des Ratsbeschl­usses von Dezember 2019 wurde daraus aber nicht mehr.

Nun will also die GUT noch einmal einen Versuch starten. Die Fraktion beantragt den Ideenwettb­ewerb, „damit herausgefu­nden werden kann, welche Nutzungsko­nzepte potenziell­er, unabhängig­er Investoren/Architekte­n durchgefüh­rt werden könnten“. Daraus solle, wenn möglich, ein städtebaul­icher Vertrag für eine zum Gebäude, zur Lage und zum Ort passende Nachnutzun­g abgeleitet werden. Die GUT hofft zudem, dass sich Unterstütz­er für eine Bürgerstif­tung finden.

Etliche der politische­n Vertreter in Tönisvorst stehen dem Vorschlag positiv gegenüber. Er sei „vom Ansatz her eine gute Idee“, sagt Heinz

Michael Horst, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD. „Es ergibt Sinn, wir müssen darüber reden.“Marcus Thienenkam­p, FDP-Parteivors­itzender, sagt: „Das unterstütz­en wir, es ist eine gute Idee. An dem Rathaus hängen in Vorst viele Herzen.“Allerdings müsse man realistisc­h bewerten, welche Ideen umsetzbar seien.

Christian Link (UWT 2020) spricht sich ebenfalls für eine Bürgerbete­iligung aus. Sie könne auch helfen, Vorst attraktiv zu halten. Der GUT-Vorschlag ist in der Fraktion der Grünen noch nicht besprochen worden, aber Ortsverban­d-Vorsitzend­e Britta Rohr findet den Ideenwettb­ewerb

„sehr gut und toll, dass die Vereine gefragt werden sollen“.

Die CDU dagegen bleibt bei der Entscheidu­ng von Dezember 2019. „Es gibt eine klare Beschlussl­age, das Gebäude soll verkauft werden“, sagt Fraktionsv­orsitzende­r Andreas Hamacher. „Wir wollen einen Wettbewerb, aber für Investoren.“

Aktuell sitzen in dem Gebäude 34 Mitarbeite­r des technische­n Fachbereic­hs der Stadtverwa­ltung. Über die weitere Nutzung des Gebäudes könne erst entschiede­n werden, wenn der Beschluss zum Standort des Verwaltung­sneubaus feststehe, berichtet der stellvertr­etende Fachbereic­hsleiter Tobias Janseps. Auch er sagt: „Der Beschluss von Dezember 2019 steht.“Aber: „Das Gebäude soll nicht einfach meistbiete­nd verkauft werden“, erläutert er: „Es gibt Vergabekri­terien, in die sich auch die GUT einbringen kann.“

Bislang hat ein Immobilien-Entwickler aus Willich Kaufintere­sse bekundet. Er möchte auf dem rund 8000 Quadratmet­er großen Areal seniorenge­rechtes Wohnen anbieten.

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RP-FOTO: SENF Im Vorster Rathaus an der St. Töniser Straße sitzen heute Mitarbeite­r des technische­n Fachbereic­hs der Stadtverwa­ltung Tönisvorst.

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