Rheinische Post Krefeld Kempen
GUT will Ideenwettbewerb für Rathaus Vorst
Das historische Gebäude soll zumindest teilweise mit öffentlicher Nutzung erhalten bleiben, hofft die GUT. Sie will Bürger um Ideen bitten.
TÖNISVORST Die GUT will das Rathaus an der St. Töniser Straße 8 in Vorst zumindest teilweise für die Öffentlichkeit erhalten. Darum will die Fraktion der Gemeinschaft Unabhängiger Tönisvorster einen Ideenwettbewerb für die Nachnutzung initiieren. „Wir wollen die Diskussion frühzeitig anstoßen, ohne in Aktionismus zu verfallen“, sagt GUT-Fraktionsgeschäftsführer Daniel Ponten. Die Fraktion möchte erreichen, eine Situation wie in Krefeld mit der alten Feuerwache an der Florastraße zu vermeiden. „Die steht leer und verfällt, das ist auch nicht zielführend“, schildert Ponten.
Denn das Vorster Rathaus bringt Schwierigkeiten mit sich. Das Gebäude stammt laut einer Verwaltungsvorlage aus dem Jahr 1900 und steht seit 1984 unter Denkmalschutz. Die Grundrissaufteilung werde heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht. Neben den „repräsentativen und überdimensionierten“Fluren und Treppenhäusern falle insbesondere die aus heutiger Sicht ungünstige Anordnung von Büroräumen (gefangene Räume und Durchgangszimmer) auf.
Darüber hinaus gebe es im gesamten Gebäude (einschließlich Anbau aus dem Jahr 1995) nur ein barrierefreies Büro. Es würden barrierefreie Toiletten sowie ein Aufzug fehlen. Brandschutztechnische und energetische Maßnahmen seien dringend geboten. Das Dach müsse grundlegend saniert werden.
Im Zuge des geplanten Verwaltungsneubaus
will die Stadt das Gebäude verkaufen. Veräußert werden soll auch das Gebäude an der Bahnstraße 15 in St. Tönis, für das Objekt Hospitalstraße 15 soll der Mietvertrag gekündigt werden. Das hatten die Mitglieder des Stadtrats bei einer Gegenstimme der GUT im Dezember 2019 beschlossen. Das Geld wird für den Neubau benötigt.
Am schönsten wäre es aber, sagt Ponten, wenn aus dem Vorster Rathaus ein Vereins- oder Kulturzentrum würde, er räumt allerdings ein: „Aber das ist nicht finanzierbar.“Durch den Ideenwettbewerb wolle man „zumindest den Daumen drauf haben, was damit passiert“.
Das sei auch den Bürgern wichtig. In einem Bürgerantrag hatten sich im Frühjahr 2020 Vorster für die „Erhaltung des Vorster Kleinods in städtischer Hand und öffentlicher Nutzung“an den Bürgermeister gewandt. „Das Rathaus ist ein historisch wertvolles Denkmal, ein sehr stattliches Gebäude, das unser Ortsbild prägt“, heißt es darin. Es gehe auch um Vereine, die „händeringend Räumlichkeiten“zur dauerhaften Nutzung suchten. Aufgrund des Ratsbeschlusses von Dezember 2019 wurde daraus aber nicht mehr.
Nun will also die GUT noch einmal einen Versuch starten. Die Fraktion beantragt den Ideenwettbewerb, „damit herausgefunden werden kann, welche Nutzungskonzepte potenzieller, unabhängiger Investoren/Architekten durchgeführt werden könnten“. Daraus solle, wenn möglich, ein städtebaulicher Vertrag für eine zum Gebäude, zur Lage und zum Ort passende Nachnutzung abgeleitet werden. Die GUT hofft zudem, dass sich Unterstützer für eine Bürgerstiftung finden.
Etliche der politischen Vertreter in Tönisvorst stehen dem Vorschlag positiv gegenüber. Er sei „vom Ansatz her eine gute Idee“, sagt Heinz
Michael Horst, Fraktionsvorsitzender der SPD. „Es ergibt Sinn, wir müssen darüber reden.“Marcus Thienenkamp, FDP-Parteivorsitzender, sagt: „Das unterstützen wir, es ist eine gute Idee. An dem Rathaus hängen in Vorst viele Herzen.“Allerdings müsse man realistisch bewerten, welche Ideen umsetzbar seien.
Christian Link (UWT 2020) spricht sich ebenfalls für eine Bürgerbeteiligung aus. Sie könne auch helfen, Vorst attraktiv zu halten. Der GUT-Vorschlag ist in der Fraktion der Grünen noch nicht besprochen worden, aber Ortsverband-Vorsitzende Britta Rohr findet den Ideenwettbewerb
„sehr gut und toll, dass die Vereine gefragt werden sollen“.
Die CDU dagegen bleibt bei der Entscheidung von Dezember 2019. „Es gibt eine klare Beschlusslage, das Gebäude soll verkauft werden“, sagt Fraktionsvorsitzender Andreas Hamacher. „Wir wollen einen Wettbewerb, aber für Investoren.“
Aktuell sitzen in dem Gebäude 34 Mitarbeiter des technischen Fachbereichs der Stadtverwaltung. Über die weitere Nutzung des Gebäudes könne erst entschieden werden, wenn der Beschluss zum Standort des Verwaltungsneubaus feststehe, berichtet der stellvertretende Fachbereichsleiter Tobias Janseps. Auch er sagt: „Der Beschluss von Dezember 2019 steht.“Aber: „Das Gebäude soll nicht einfach meistbietend verkauft werden“, erläutert er: „Es gibt Vergabekriterien, in die sich auch die GUT einbringen kann.“
Bislang hat ein Immobilien-Entwickler aus Willich Kaufinteresse bekundet. Er möchte auf dem rund 8000 Quadratmeter großen Areal seniorengerechtes Wohnen anbieten.