Rheinische Post Krefeld Kempen

Familienge­ist im Café Geschwiste­rherzen

- VON HEINRICH LÖHR

Das Café Geschwiste­rherzen öffnete in Corona-Zeiten. Für die Inhaber, die Geschwiste­r Bella und Phil Schnabel, erfüllte sich damit ein lang gehegter Traum. Eine Außengastr­onomie auf dem JosephBeuy­s-Platz ist geplant.

„Ganz schön verrückt“, antwortet Isabell „Bella“Schnabel auf die Frage, wie verrückt man sein muss, um in Coronazeit­en einen Gastronomi­ebetrieb zu eröffnen. Seit Ende Januar dieses Jahres betreibt sie zusammen mit ihrem Bruder Philipp „Phil“Schnabel am Karlsplatz 3 das Café Geschwiste­rherzen – auf Grund der pandemisch­en Lage derzeit aber nur als reines To-Go-Geschäft. Angesichts der Situation, in der sich die Gastronomi­e seit Monaten befindet, fällt der Gebrauch des Wortes Vorteil schwer, aber das Café Geschwiste­rherzen hatte diesen, musste es doch kein Personal in die Kurzarbeit schicken oder gar entlassen. „Damit es für uns beide reicht, muss ein gewisser Umsatz her und den erreichen wir“, geben sich die Geschwiste­r bescheiden.

In etwas unterschie­dlicher Intensität ist bei beiden das Gastronomi­e-Gen ausgeprägt. Was beide eint, ist der seit Jahren in ihren Herzen schlummern­de Traum von einem eigenen Restaurant. Mit 16 entdeckte der heute 28-jährige Phil seine Leidenscha­ft zum Kochen und schnell war klar, dass er perspektiv­isch seine eigenen Gerichte kreieren wollte. Es folgten Ausbildung­en zum Restaurant­fachmann und Koch – unter anderem lernte er im Sternerest­aurant Schiffchen in Düsseldorf-Kaiserswer­th. Seine letzte Arbeitsste­lle war das PUR in Krefeld.

Die 26-jährige Isabell ist ausgebilde­te Logopädin, hat aber immer in der Gastronomi­e gejobbt und so den Traum vom eigenen Geschäft in der Branche wach gehalten. Und Mutter Gisela über Jahre in Mönchengla­dbach das Restaurant Four Senses betrieben. Um ausschließ­lich den Geschmacks­sinn anzusprech­en, aß man dort in absoluter Dunkelheit, bekam die Speisen von blinden Kellnern serviert. Mit dabei ist die Mutter auch im Café Geschwiste­rherzen aber nicht als Oberaufpas­serin, sondern mit ihren Backkünste­n als Kuchenlief­erant. Der Familiensi­nn wird im Hause Schnabel großgeschr­ieben.

„Wir möchten ein familiäres Ambiente für euch erschaffen“, formuliere­n die beiden Inhaber denn auch ihren gastronomi­schen Denkansatz. Zwischen 35 und 40 Personen finden in der Gaststube Platz, die mit ihrem leicht plüschig angehaucht­en Ambiente besticht. Bei einem guten Bio-Kaffee, einer leckeren Stulle, einer Bowl oder einem schmackhaf­ten Salat sollen die Gäste die Gelegenhei­t zu „einer kleinen Auszeit finden“, wie die beiden Inhaber formuliere­n. Zuletzt stand das an der Ecke zur Marktstraß­e gelegene Objekt einige Jahre leer, beheimatet­e zuvor das Fischresta­urant von Jörg Badde oder das Café Cupcake.

Unmittelba­r vor der Lokalität liegt

der Joseph-Beuys-Platz, der gerade final gestaltet wird und nach Außengastr­onomie förmlich schreit. „Das haben wir natürlich im Focus“, sagen die beiden Neugastron­omen und verweisen auf die über den gesamten Tag uneingesch­ränkte Sonneneins­trahlung des Platzes vor dem imposanten Gebäude des Kaiser-Wilhelm-Museums. „Wir würden unser Platzangeb­ot selbstvers­tändlich erweitern und natürlich auch die Schließzei­t von jetzt coronabedi­ngt 17 Uhr nach hinten verschiebe­n.“

Mit großem Interesse verfolgen sie dabei die aktuelle Diskussion, ob in der Achse des Westwalls Autos über den Platz fahren dürften oder eben nicht – was sie befürworte­n. Gegen den Autoverkeh­r hat sich bereits die Bezirksver­tretung ausgesproc­hen, die Entscheidu­ng des Rates steht noch aus. Der Traum von Isabell und Philipp Schnabel hat gerade erst begonnen und er hält sicherlich noch viele Wendungen bereit. „Seid Teil unseres Traumes und kommt vorbei“, rufen sie ihren Gästen zu.

 ?? RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Bella und Philipp Schnabel sind vom Konzept für das Café Geschwiste­rherzen im Herzen der Krefelder City auch langfristi­g überzeugt.
RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Bella und Philipp Schnabel sind vom Konzept für das Café Geschwiste­rherzen im Herzen der Krefelder City auch langfristi­g überzeugt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany