Rheinische Post Krefeld Kempen
Mauga, die Malerei und die Mitte
Mauga ist immer mittendrin. Die Bilder der Künstlerin entstehen dort, wo das Leben spielt. Ihr Auto ist ein fahrendes Atelier. Der Polnische Kolorismus hat sie geprägt. Farbe dominiert ihre Malerei. Sie will keine Abbilder schaffen, sondern Stimmungsbilder.
Ihr Strich hat Erkennungswert. Auf der großen Leinwand mit Pinsel und Acrylfarbe ist ihr Schwung ebenso markant wie in der Din A4-Zeichnung mit Tusche. Typisch Mauga. Seit ihrer Jugend malt und zeichnet sie, Mauga Houba-Hausherr, die sich unkompliziert einfach Mauga nennt, ist eine Unermüdliche und fast nie ohne Skizzenblock anzutreffen. Sie sieht, erfasst Szenen oder Szenerien – und schon fliegt der Stift übers Papier als hätten die Augen eine Direktverbindung zur Hand. In Phase eins ist alles Bauchsache. Bevor aus der flinken Notiz ein großformatiges Bild wird, kommt der Kopf ins Spiel. Das ist so, das hat sich nicht verändert.
Mauga hat den A-Gang mit aus der Wiege gehoben. In diesem Frühjahr fällt der öffentliche Atelierrundgang zum dritten Mal aus. Der 50. A-Gang steht immer noch in der
Warteschleife. 25 Jahre Atelierausstellung sind aber auch ein Vierteljahrhundert persönlicher Kunstgeschichte. Sie hat eine Reise in ihre eigene künstlerische Vergangenheit unternommen durch 25 Jahre Mauga. „Ich male immer noch aus dem Bauch und immer noch mit Nachdenken. Und ich bin immer noch auf der Suche nach dem richtigen Licht“, sagt sie. Am liebsten malt sie draußen, dort wo ihr Menschen begegnen oder nichts um sie ist als
Natur.
Mauga ist immer mittendrin: Da wo das Leben ist, wo sie mit Passanten kommunizieren kann oder in der Landschaft, die selbst, wenn sie menschenleer ist, immer voller Aktion bebt. Sie will den Puls von allem spüren. Der bestimmt dann die Intensität der Farben. Mauga lässt sich ein mit Herz und Hirn. Ihr Auto ist ein fahrendes Atelier: Auch für die großen Formate baut sie ihre Staffelei am liebsten draußen auf.
So hat sie die Krefelder Visionen gemalt, ihre Fantasien, um unattraktive Plätze in der Stadt schön zu träumen. So hat sie sich auf Spurensuche der Stadtmalerin Agnes Kaiser von vor 150 Jahren begeben und sich und den Betrachtern neue Anund Einsichten zu bekannten Orten verschafft, ist in Geschichte eingetaucht und hat den Bogen zur Gegenwart geschlagen. „Das war ein großer Gewinn, so intensiv hätte ich Krefeld ohne Corona nie erlebt“, sagt sie.
Ohne Pandemie ist ihre Welt größer. Die Künstlerin stellt international aus. Auch ihre Motive sind Seh-Reisen: die alte Heimat Polen, die Dörfer, Fjorde und Wälder Norwegens. Gerne kehrt sie an Orte zurück, malt sie wieder und wieder. So zeigt sie Veränderungen. Auch die eigenen. Denn ihre Malerei entwickelt ihren Ton und ihre Farbtöne. Das leuchtende Rosé im Abendhimmel über einem türkisfarbenen
Meer wäre so vor einigen Jahren nicht möglich gewesen.
Wer Mauga fragte, welcher Stil sie geprägt hat, hört: Polnischer Kolorismus. Die Gegenbewegung zur polnischen Romantik hat ihre Wiege an der Kunsthochschule Krakau und bestimmte vor allem die polnische Malerei der 1930er und '40er Jahre, die Kunst frei von politischem und gesellschaftlichen Kontext betrachtet. Die Dominanz der Farbe über die Struktur bestimmt Maugas Malerei bis heute.
Aufgewachsen ist sie im polnischen Kattowitz, dort hat sie die Kunstschule besucht und gemalt, gemalt, gemalt. Anfang der 1980er als der Vorhang zwischen Westeuropa und den Ostblockstaaten noch eisern war, hat sie einen Rucksack gepackt, ein paar Briefe und Adressen von wenigen ganz engen Freunden am Körper versteckt und ist „rüber“in den Westen. An der Hochschule Niederrhein hat sie studiert und gleich begonnen, an Künstlernetzwerken zu stricken.
Kunst ist für sie Kommunikation – mit sich selbst und immer auch mit dem Zuschauer, gerne auch mit dem, der zufällig vorbeikommt und ihr beim Arbeiten über die Schulter schaut.