Rheinische Post Krefeld Kempen

Mauga, die Malerei und die Mitte

- VON PETRA DIEDERICHS

Mauga ist immer mittendrin. Die Bilder der Künstlerin entstehen dort, wo das Leben spielt. Ihr Auto ist ein fahrendes Atelier. Der Polnische Kolorismus hat sie geprägt. Farbe dominiert ihre Malerei. Sie will keine Abbilder schaffen, sondern Stimmungsb­ilder.

Ihr Strich hat Erkennungs­wert. Auf der großen Leinwand mit Pinsel und Acrylfarbe ist ihr Schwung ebenso markant wie in der Din A4-Zeichnung mit Tusche. Typisch Mauga. Seit ihrer Jugend malt und zeichnet sie, Mauga Houba-Hausherr, die sich unkomplizi­ert einfach Mauga nennt, ist eine Unermüdlic­he und fast nie ohne Skizzenblo­ck anzutreffe­n. Sie sieht, erfasst Szenen oder Szenerien – und schon fliegt der Stift übers Papier als hätten die Augen eine Direktverb­indung zur Hand. In Phase eins ist alles Bauchsache. Bevor aus der flinken Notiz ein großformat­iges Bild wird, kommt der Kopf ins Spiel. Das ist so, das hat sich nicht verändert.

Mauga hat den A-Gang mit aus der Wiege gehoben. In diesem Frühjahr fällt der öffentlich­e Atelierrun­dgang zum dritten Mal aus. Der 50. A-Gang steht immer noch in der

Warteschle­ife. 25 Jahre Atelieraus­stellung sind aber auch ein Vierteljah­rhundert persönlich­er Kunstgesch­ichte. Sie hat eine Reise in ihre eigene künstleris­che Vergangenh­eit unternomme­n durch 25 Jahre Mauga. „Ich male immer noch aus dem Bauch und immer noch mit Nachdenken. Und ich bin immer noch auf der Suche nach dem richtigen Licht“, sagt sie. Am liebsten malt sie draußen, dort wo ihr Menschen begegnen oder nichts um sie ist als

Natur.

Mauga ist immer mittendrin: Da wo das Leben ist, wo sie mit Passanten kommunizie­ren kann oder in der Landschaft, die selbst, wenn sie menschenle­er ist, immer voller Aktion bebt. Sie will den Puls von allem spüren. Der bestimmt dann die Intensität der Farben. Mauga lässt sich ein mit Herz und Hirn. Ihr Auto ist ein fahrendes Atelier: Auch für die großen Formate baut sie ihre Staffelei am liebsten draußen auf.

So hat sie die Krefelder Visionen gemalt, ihre Fantasien, um unattrakti­ve Plätze in der Stadt schön zu träumen. So hat sie sich auf Spurensuch­e der Stadtmaler­in Agnes Kaiser von vor 150 Jahren begeben und sich und den Betrachter­n neue Anund Einsichten zu bekannten Orten verschafft, ist in Geschichte eingetauch­t und hat den Bogen zur Gegenwart geschlagen. „Das war ein großer Gewinn, so intensiv hätte ich Krefeld ohne Corona nie erlebt“, sagt sie.

Ohne Pandemie ist ihre Welt größer. Die Künstlerin stellt internatio­nal aus. Auch ihre Motive sind Seh-Reisen: die alte Heimat Polen, die Dörfer, Fjorde und Wälder Norwegens. Gerne kehrt sie an Orte zurück, malt sie wieder und wieder. So zeigt sie Veränderun­gen. Auch die eigenen. Denn ihre Malerei entwickelt ihren Ton und ihre Farbtöne. Das leuchtende Rosé im Abendhimme­l über einem türkisfarb­enen

Meer wäre so vor einigen Jahren nicht möglich gewesen.

Wer Mauga fragte, welcher Stil sie geprägt hat, hört: Polnischer Kolorismus. Die Gegenbeweg­ung zur polnischen Romantik hat ihre Wiege an der Kunsthochs­chule Krakau und bestimmte vor allem die polnische Malerei der 1930er und '40er Jahre, die Kunst frei von politische­m und gesellscha­ftlichen Kontext betrachtet. Die Dominanz der Farbe über die Struktur bestimmt Maugas Malerei bis heute.

Aufgewachs­en ist sie im polnischen Kattowitz, dort hat sie die Kunstschul­e besucht und gemalt, gemalt, gemalt. Anfang der 1980er als der Vorhang zwischen Westeuropa und den Ostblockst­aaten noch eisern war, hat sie einen Rucksack gepackt, ein paar Briefe und Adressen von wenigen ganz engen Freunden am Körper versteckt und ist „rüber“in den Westen. An der Hochschule Niederrhei­n hat sie studiert und gleich begonnen, an Künstlerne­tzwerken zu stricken.

Kunst ist für sie Kommunikat­ion – mit sich selbst und immer auch mit dem Zuschauer, gerne auch mit dem, der zufällig vorbeikomm­t und ihr beim Arbeiten über die Schulter schaut.

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FOTOS: MHH (2)/TL/PED (2) „Nachbarn“heißt diese Bild, Acryl auf Leinwand.
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Eine Vision vom Neumarkt: Maugas Malerei und ein Foto von Thomas Lammertz als Collage.
 ??  ?? Die Burg Linn im Open-Air-Atelier von Mauga am Grönkesdyk.
Die Burg Linn im Open-Air-Atelier von Mauga am Grönkesdyk.
 ??  ?? „Hoffnung“– ein Bild, das 2015 entstanden ist, 150 mal100 Zentimeter.
„Hoffnung“– ein Bild, das 2015 entstanden ist, 150 mal100 Zentimeter.
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Der Akkordeoni­st entstand bei der Musikreihe „Draußen vor der Tür“.

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