Rheinische Post Krefeld Kempen
Kräuter vom Niederrhein
In ihrer Bioland-Kräutergärtnerei in Anrath setzen Christiane und Johannes Thees nicht nur auf ein Miteinander mit der Natur, sondern auch auf Regionalität. Vermarktet wird im nahen Umkreis.
ANRATH An den Tomaten im Gewächshaus der Bioland-Kräutergärtnerei Thees in Anrath sind die ersten gelben Blüten im Grün der Blätter zu sehen. Es dauert zwar noch, bis die Tomaten der alten Sorten an den Sträuchern hängen werden, aber Johannes Thees freut sich schon jetzt. „Es sind alte Sorten wie die Ochsenherz-Tomate und die German Gold. Alle zeichnen sich durch eine besonders dünne Schale aus, was längere Transporte in großen Einheiten unmöglich macht. Sie sind ein Genuss und sollten frisch vom Strauch gegessen werden“, sagt der 52-Jährige. Seine Kunden kommen in diesen Genuss, denn der Gemüsegärtner kann durch seine regionale Vermarktung die besonderen Tomaten schnell und ohne lange Transportwege liefern.
Johannes Thees vermarktet all seine Produkte, die weit über Tomaten hinausgehen, ausschließlich regional. Zweimal in der Woche ist er auf dem Rheinischen Bauernmarkt in Düsseldorf-Pempelfort anzutreffen, wo ausschließlich regionale Produkte verkauft werden. Zudem werden die Topfkräuter, die ebenfalls zu seinem Sortiment gehören, über einen regionalen Naturkostgroßhandel sowie Bio- und Hofläden in der Region vertrieben. Um den Markt regelmäßig beliefern zu können, wird alle 14 Tage auf dem Familienbetrieb neu eingesät, und es werden neue Jungpflanzen eingesetzt.
Kräuter waren schon immer die Leidenschaft von Johannes Thees. Er ist quasi damit groß geworden, denn schon seine Eltern bauten seit den 80er-Jahren Kräuter an. Als sein Bruder Daniel den elterlichen Bio-Gemüseanbau-Betrieb übernahm, kümmerte sich Johannes Thees um die Kräuter. Seit Juli 2002 bewirtschaften er und seine Frau Christiane die Bioland-Kräutergärtnerei. Im Laufe der Jahre erweiterte er das Angebot kontinuierlich.
Heute baut er auf knapp zwei Hektar Fläche im Freiland und in Gewächshäusern an. „Ich wollte kein Massenprodukt anbauen, sondern suchte eine Nische“, berichtet der Anrather. Die hat er gefunden. In der Vielfalt, wie er Kräuter anbaut, gibt es keinen vergleichbaren Betrieb am Niederrhein. Er hat mehr als 60 verschiedene Topfkräuter.
Dazu kommen rund 40 verschiedene Sorten von Schnittkräutern und mehr als 100 Gemüsesorten.
Nachhaltigkeit ist Johannes Thees in allen Bereichen wichtig, angefangen beim Anbau bis hin zur Vermarktung. Das spiegelt sich auch in seinen Gewächshäusern wider – die sind gebraucht. „Es gibt Fachfirmen, die sich auf den Abbau von alten Gewächshäusern spezialisiert haben. Die meisten landwirtschaftlichen Unternehmen brauchen heute höhere Häuser, als es früher der Fall war. Wir gehören nicht dazu und konnten daher auf eine gebrauchte Variante zurückgreifen“, sagt der gelernte Gemüsegärtner. Seit zwei Jahren gehören ein 800 Quadratmeter großes Gewächshaus und eine 200 Quadratmeter große Variante mit einer Photovoltaik-Teileindeckung zur Anlage am Buschhof.
Der erzeugte Strom wird unter anderem für die Brunnenpumpe genutzt. Daneben gibt es noch den Anrather Standort Weberstraße, wo in Gewächshäusern die Topfkräuter wachsen. An allen Standorten werden Hummeln zum Befruchten eingesetzt, und in Sachen Schädlingsbekämpfung setzt der Anrather auf natürliche Helfer, wie Schlupfwesen und Marienkäfer.
Unkräuter gibt es in seinen Kulturen nicht. Die Beikräuter, die mitwachsen, ohne gesät oder eingepflanzt zu sein, werden ebenso genutzt. Denn Melde, Franzosenkraut, Taubnessel und Vogelmiere sind allesamt essbare Wildkräuter, die sehr gesund sind. Sie werden mitgeerntet und zu kleinen Wildkräutersträußen zusammengepackt, die auf den Märkten verkauft werden.
Wer indes noch viele hartgekochte Eier von Ostern hat, der sollte sich einmal an eine Sauce mit frischen Kräutern herantrauen. Petersilie, Schnittlauch, Sauerampfer, Borretsch und Kresse, die saisonal derzeit zur Verfügung stehen, ergeben eine leckere Variante zu den Eiern.