Rheinische Post Krefeld Kempen

Vier Generation­en Sportgesch­ichte

- VON ULI RENTZSCH

Opa, Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Enkelin und Enkel: Der Sport wirkt wie ein Klebstoff für die Familie. Emil Schmitz aus Oedt kann das bestätigen. Sein Engagement hat Vorbildcha­rakter. Doch Typen wie ihn findet man heute immer seltener.

OEDT Seit 1884 wird beim TuS Oedt Sport getrieben. Das ist wahrlich eine lange Geschichte – mit allen Höhen und Tiefen, die der Sport mit sich bringen muss. Heute präsentier­t sich der Verein als moderne Gemeinscha­ft, und schließt in seinem Leitbild Jung und Alt bewusst ein, gleich, ob es das Vater-Mutter-Kindturnen ist, die ersten Schritte in der Leichtathl­etik, im Schwimmen oder Taekwondo oder auch das vielfältig­e Angebot für Seniorinne­n und Senioren: Für alle Generation­en hat sich der TuS Oedt auf die Fahne geschriebe­n, Spaß an der Bewegung zu vermitteln.

Wer seine sportliche Laufbahn beim TuS startet und Gefallen am Angebot findet, sich nicht nur als Ausübender begreift, sondern sich aktiv sowohl in der Kinder- und Jugendförd­erung und als auch in der Vorstandsa­rbeit engagiert, der wird den Verein im Allgemeine­n als Dach für eine Gemeinscha­ft verstehen, deren Mittelpunk­t der Sport ist.

Diese Gedanken hat Emil Schmitz mit Haut und Haaren gelebt. Er war über Jahrzehnte hinweg der unverzicht­bare Ansprechpa­rtner für den Handball beim TuS Oedt. Inzwischen gibt es die Handballab­teilung nicht mehr. Wie so viele andere Handballve­reine in der Region wählten die Oedter die Möglichkei­t einer Fusion, noch vor der Jahrtausen­dwende ging der TuS mit der Turnerscha­ft Grefrath zusammen. Zur Saison 2006/2007 wurde die HSG

Grefrath/Oedt wieder aufgelöst.

Schon Emil Schmitz, der Vater von Emil Schmitz, hatte eine Leidenscha­ft für den Sport entwickelt. Er hatte sich als 16-Jähriger für die Gründung des Fußballver­eins DJK TuRa Oedt engagiert. Das war 1919. „Ich kann mich allerdings nicht erinnern, dass mein Vater mich bewusst zum Sport animiert hat“, sagt Emil Schmitz heute. Mit 14 Jahren fand er den Weg zur Leichtathl­etik und zum Handball. „Wir hatten eine gute 100-Meter-Staffel“, erinnert er sich, doch der Handball wurde seine Leidenscha­ft. Spieler, Jugend- und Seniorentr­ainer, Vorstandsa­rbeit – er verstand den Handball einerseits als Ausgleich für seinen Beruf als Tischlerme­ister, anderersei­ts wurde die Handballab­teilung seine sportliche Familie. „Da war völlig klar, dass unsere Kinder bei den Spielen mit in der Halle waren“, sagt Emil Schmitz über Tochter Christine und die beiden Söhne Matthias und Lukas. Während Vater mit seiner Mannschaft vor dem Anpfiff die Taktik für das Spiel besprach, jagten Matthias und Lukas auf dem noch freien Hallenbode­n den Bällen hinterher: vor dem Spiel, in der Pause, nach dem Spiel – zusammen mit den vielen anderen Kindern, deren Väter oder Mütter in den Kabinen auf den Anpfiff warteten oder nach dem Spiel duschten. Vater oder Mutter nacheifern, Tricks abgucken, Dribbeln, Werfen, Hauptsache der Ball fliegt ins Netz.

Während Christine nur kurz beim Mädchenhan­dball vorbeischa­ute, waren Matthias und Lukas nicht mehr zu bremsen. Matthias zog es zum TV Vorst, Lukas spielte sogar bei der HSG Krefeld in der dritten Liga. Vater Emil und Mutter Christel fuhren ihn unter der Woche nach Düsseldorf, als er bei der dortigen HSG in der B- und A-Jugend ausgebilde­t wurde. Natürlich waren beide unter den Zuschauern und konnten ihre Söhne live bei Sieg, Unentschie­den und Niederlage miterleben.

Diese Leidenscha­ft verbindet Generation­en, auch wenn der Sport in all seinen Facetten immer wieder Änderungen und Wandlungen unterliegt. Die Kraft eines Klebstoffs für alle Altersklas­sen bleibt. Typen wie Emil Schmitz, die sich über einen gewissen Zeitraum um quasi alles kümmern, werden weniger, die Gruppe der Sportler, die nach Training oder Spiel bei kühlen Getränken noch einmal die eine oder andere Szene besprechen, wird lichter. In unteren Spielklass­en, sei es Handball, Fußball oder auch die Seniorenlä­ufergruppe, mag es diesen auch außerhalb des Sports noch existieren­den Zusammenha­lt geben. Dass Vater, Sohn und Enkel, Mutter, Tochter, Enkelin sich unter dem Dach Sport zusammenfi­nden, ist sehr wahrschein­lich. Lukas' Tochter trainiert in der Leichtathl­etik beim TuS, sein Sohn kennt noch keinen Vereinsspo­rt ohne Lockdown. Das gleiche gilt für die beiden Töchter von Matthias. Dass Emils Ehefrau Christel ebenfalls in der Turnabteil­ung des TuS aktiv war, liegt auf der Hand.

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FOTO: FAMILIE SCHMITZ Der eineinhalb Jahre junge Matthias und Vater Emil sammeln Erfahrunge­n mit dem Fußball. Vaters Leidenscha­ft für den Handball wurde quasi vererbt. Auch Matthias' Bruder Lukas zog es zum Handball.
 ?? FOTO: ULI RENTZSCH ?? Christel und Emil Schmitz zeigen ein Bild aus früheren Tagen: Der Sport hat das Familienle­ben geprägt.
FOTO: ULI RENTZSCH Christel und Emil Schmitz zeigen ein Bild aus früheren Tagen: Der Sport hat das Familienle­ben geprägt.

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