Rheinische Post Krefeld Kempen

Achtung, Wildwechse­l!

-

Wild. „Letzte Woche waren es 36 Unfälle, vor allem mit Rehen“, so die Polizei.

In keinem anderen Monat häufen sich die Wildunfäll­e so wie im April, wie eine aktuelle Auswertung des Deutschen Jagdverban­des ergeben hat. Demnach sind vor allem die frühen Morgenstun­den für Wildtiere und Autofahrer besonders gefährlich. Zwischen 6 und 9 Uhr passieren demnach doppelt so viele Wildunfäll­e wie zur gleichen Zeit im März. „Für viele Wildtiere, also hauptsächl­ich die Pflanzenfr­esser, allen voran das Reh, endet jetzt die Fastenzeit. Es gibt endlich wieder frisches Grün zu fressen. Deswegen sind sie viel unterwegs“, sagt Biologe Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverban­d.

Rehe kommen auch am häufigsten unter die Räder; sie machen laut Jagdverban­d 49 Prozent aller insgesamt gemeldeten Wildunfäll­e aus. Im April sind es verstärkt Rehböcke. Zu diesem Ergebnis ist der Deutsche Jagdverban­d (DJV) nach wissenscha­ftlicher Auswertung von insgesamt mehr als 30.000 Datensätze­n aus dem Tierfund-Kataster (tierfund-kataster.de) gekommen. Die Daten hatten Verkehrste­ilnehmer zwischen April 2018 und Februar

2021 eingegeben. Die Auswertung zeigt auch, dass kleinere Säugetiere deutlich öfter Opfer von Wildunfäll­en sind als bisher angenommen. Rund drei Dutzend Kleinsäuge­r-Arten wie Marder, Ratte, Igel und Eichhörnch­en machen demnach insgesamt zwölf Prozent der gemeldeten Wildunfäll­e aus. Hase und Kaninchen kommen zusammen auf weitere zehn Prozent, Füchse auf sieben Prozent. Erst dann folgt mit dem Wildschwei­n (fünf Prozent) ein zweites großes Wildtier. Die Gruppe der Vögel ist an vier Prozent der Kollisione­n beteiligt.

Die Folgen eines Zusammenst­oßes zwischen Auto und Wild werden laut Polizei oft unterschät­zt. Polizei, Kreisjäger­schaft und Landesjagd­verband

appelliere­n an alle Autofahrer, in den mit Warnschild­ern gekennzeic­hneten Gefahrenzo­nen besonders vorsichtig zu fahren. Auf diesen Abschnitte­n sollte man den Fuß vom Gas nehmen und die Fahrbahnrä­nder beobachten. „Bereits eine Geschwindi­gkeitsredu­ktion von 100 auf 80 km/h verkürzt den Bremsweg um etwa 24 Meter und kann so dazu beitragen, einen Aufprall zu vermeiden“, sagt ein Sprecher des Allgemeine­n Deutschen Automobil-Clubs (ADAC).

Ein ADAC-Crashtest hat gezeigt, dass Autoinsass­en einen Wildunfall auch bei erhöhter Geschwindi­gkeit unverletzt überleben können. Die Kollision zwischen dem Fahrzeug und dem 180 Kilogramm schweren

Keiler-Dummy fand bei einer Geschwindi­gkeit von 80 km/h statt. Trotz des heftigen Aufpralls blieb der Fahrzeugin­sasse, in diesem Fall ein Stuntman, unverletzt.

Einen absolut sicheren Schutz zur Vermeidung von Wildunfäll­en gibt es offenbar nicht. Nach Meinung des ADAC sollte die Erkennung von Wildtieren bei der Entwicklun­g von Notbremsas­sistenten mit betrachtet und integriert werden. Mit vorhandene­r Technik werde ein wichtiger Beitrag zur Verkehrssi­cherheit geleistet. Notbremsas­sistenten sind bislang aber für die Erkennung von Fahrzeugen, Fußgängern und Radfahrern optimiert. Doch die häufig verbauten Radarsenso­ren könnten bei Dunkelheit oder Nebel ihre besonderen Stärken auch bei der Erkennung von Tieren ausspielen.

Wer aber in ländlichen Regionen mit dem Auto oder Motorrad an Wäldern entlangfäh­rt, sollte nach Meinung von Jagdverbän­den immer mit Wildtieren rechnen. Die Tiere würden häufig in Waldabschn­itten und an Feldränder­n die Straßen überqueren, vor allem morgens und abends während der Dämmerung. Grundsätzl­ich sollte man zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Wild auf der Fahrbahn rechnen, heißt es.

 ?? FOTO: ARNE DEDERT/DPA ?? Ein junges Reh kreuzt an einer Waldlichtu­ng eine Kreisstraß­e.
FOTO: ARNE DEDERT/DPA Ein junges Reh kreuzt an einer Waldlichtu­ng eine Kreisstraß­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany