Rheinische Post Krefeld Kempen
Düsseldorf will „Die Füchse“von Franz Marc zurückgeben
DÜSSELDORF Die Düsseldorfer Stadtspitze empfiehlt die Rückgabe des Gemäldes „Die Füchse“von Franz Marc an die Erben des jüdischen Bankiers Kurt Grawi. Der Kulturausschuss wollte der Empfehlung am Donnerstag jedoch noch nicht folgen; die Politiker möchten zunächst noch ein Gespräch mit der städtischen Provenienzforscherin Jasmin Hartmann führen. Abgestimmt werden soll nun in der nächsten Ratssitzung. Die Zustimmung gilt als wahrscheinlich.
Die Weichen gestellt hat die „Beratende Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts“in Berlin. Sie empfahl die Restitution mit 6:3 Stimmen. Dass das Votum nicht klarer ausfiel, spricht für die Besonderheit des Falls. Die Kommission beklagt selbst eine „Lücke der Handreichung“.
Die Erbengemeinschaft von Kurt und Else Grawi hatte sich 2015 an die Stadt gewandt. Die städtischen Provenienzforscher recherchierten die Herkunft des Gemäldes. Danach ließ Kurt Grawi, der nach einem KZ-Aufenthalt 1939 nach Chile geflüchtet war, das Gemälde 1940 in den Vereinigten Staaten veräußern. Da der Verkauf außerhalb des NS-Machtbereichs stattgefunden hat, war die Stadt zunächst der Ansicht,
dass sie das Gemälde behalten könne. Auch sei der Preis marktüblich gewesen, und Grawi habe über das Geld frei verfügen können.
Die Kommission, die von beiden Seiten angerufen worden war, fällte am Ende eine andere Entscheidung. Damit können auch Düsseldorfer Politiker leben. „Grawi ist ja nicht freiwillig ins Exil gegangen“, sagt Manfred Neuenhaus (FDP), Vorsitzender des Düsseldorfer Kulturausschusses. Der Verkauf des Bildes habe mit der erzwungenen Emigration zu tun.
Die Stadt ist in den Besitz des Bildes gekommen, weil es die Erwerber von 1940, das deutsch-amerikanische Ehepaar Charlotte und William Dieterle, 1961 in eine Schweizer Auktion gaben. Der Kaufhaus-Unternehmer Helmut Horten kaufte und spendete es der Stadt. Der Wert des bedeutenden expressionistischen Werkes wird heute auf mehr als zehn Millionen Euro geschätzt.