Rheinische Post Krefeld Kempen
Jugend und Politik: eine Agenda
Die Umfrage, die die Stadt als Beitrag zum Kinder- und Jugendhilfeplan ausgerichtet hat, ist viel bedeutsamer und aufschlussreicher, als es die Verortung in der Kinderund Jugendhilfe ahnen lässt. In Wahrheit steckt in den Ergebnissen eine Agenda für Politik und Wirtschaft. Ehe man großartige Imagekampagnen ausrichtet, um junge Leute für Krefeld zu gewinnen, sollte man das kleine, das mittlere und das große Einmaleins dieser Wünsche durchkauen. Pflege, Ausbau und eine gut strukturierte Gestaltung der Grünflächen ist ein Arbeits- und Investitionsprogramm in einer Stadt, die dafür eine fabelhafte Grundausrüstung mitbringt. Wenn Jugendliche sich mehr Mülleimer in Parks wünschen, dann steht dahinter ein generationenübergreifender Wunsch nach mehr Sauberkeit, der in Krefeld auch und besonders für die Innenstadt relevant ist. Der Ruf nach Wlan bekräftigt das deutsche Trauerspiel von einer viel zu halbherzig vorangetriebenen Digitalisierung.
Bemerkenswert ist auch, dass die Jugend keine Angst vor Einwanderung hat, sondern vor dem Klimakollaps. Neun von zehn Befragten nannten das als brennendes Problem. Heißt ja auch: Die AFD wie alle politischen Projekte, die auf Fremdenangst und Abgrenzung setzen, sind quasi Altherrenund -Altdamenprojekte; die Jugend hat ganz andere Sorgen. Heißt weiterhin: Parteien, die immer noch nicht entschlossen ein eigenes Profil im Klimaschutz entwickeln, sind gerade dabei, massenhaft junge Wähler zu verlieren. Ein bisschen reparieren hier, etwas nachjustieren da als politische Antwort auf den Klimawandel wird nicht reichen, um junge Wähler zu gewinnen. Mit Blick auf Krefeld gesagt: CDU, FDP und in Teilen auch die SPD sind gehalten, ihre Haltung zum Klimaschutz zu schärfen. Vor allem CDU und FDP sind auf diesem Feld noch blass. Heißt: Ohne Machtperspektive.