Rheinische Post Krefeld Kempen

Schulstart am Montag auf der Kippe

- VON JENS VOSS

Die 7-Tage-Inzidenz steigt auf 191,3: Den Schulen droht das Szenario, Montag zu öffnen und Dienstag wieder zu schließen zu müssen. Den Start für einen Tag hält Dezernent Schön für nicht sinnvoll.

Sollte Krefeld in den nächsten drei Tagen, also Freitag, Samstag und Sonntag, bei der 7-Tage-Inzidenz die 200er-Marke überschrei­ten, will sich Schuldezer­nent Markus Schön dafür einsetzen, dass der Präsenzunt­erricht am Montag noch nicht startet. Hintergrun­d: Das Land hat verfügt, dass in Kommunen, in denen an drei Tagen hintereina­nder die Inzidenz über 200 liegt, am übernächst­en Tag der Präsenzunt­erricht wieder eingestell­t wird.

Für Krefeld würde das bedeuten: Liegt die Inzidenz Freitag, Samstag und Sonntag bei über 200, müssten Krefelds Lehrer und Schüler nach der reinen Lehre am Montag in die Schule, um dann Dienstag wieder zu Hause im Distanzunt­erricht zu bleiben. „Das ist nicht sinnvoll“, erklärte Schön auf Anfrage; er will das Thema in der Krisenstab-Sitzung am Freitag ansprechen. Schön fordert das Land auch auf, die Regelung für die Schulen auf die Kitas zu übertragen. Dort sei noch nicht klar, was für den Fall passiert, wenn die Inzidenz dauerhaft bei über 200 liege.

Immer mehr Menschen fangen offenbar beim Impfen an, über den Impfstoff Astrazenec­a zu diskutiere­n, weigern sich glatt, damit geimpft zu werden, und fordern, mit einer Biontech-Dosis versorgt zu werden. „Das ist neu“, sagte dazu die zuständige Dezernenti­n Sabine Lauxen auf Anfrage, „wir müssen mehr Überzeugun­gsarbeit leisten als vor zwei, drei Wochen, damit die Leute den Impfstoff akzeptiere­n, der für sie vorgesehen ist.“Diskussion­en und Forderunge­n, doch Biontech zu bekommen, sind Lauxen zufolge sinnlos. „Für die Über-60-Jährigen ist Astrazenec­a vorgeschri­eben“, bekräftigt­e sie, „und daran halten wir uns.“Nur im Ausnahmefa­ll und mit einem ärztlichen Attest, in dem Unverträgl­ichkeiten und besondere Risiken ausgewiese­n seien, erhielten auch Über-60-Jährige Biontech.

Die Sorge, dass liegengebl­iebener Impfstoff der Marke Astrazenec­a verdirbt, braucht man Lauxen zufolge nicht zu haben. „Der Impfstoff ist bis zu einem halben Jahr lagerfähig“, betonte sie. Die andere Sorge, dass in Krefeld in großer Menge Astrazenec­a in Arztpraxen und im Impfzentru­m herumliegt, obwohl es viele Menschen gibt, die ihn akzeptiere­n würden, braucht man zumindest zurzeit laut Lauxen noch nicht zu haben, da die nach Krefeld gelieferte­n Impfstoffm­engen viel zu niedrig für solche Effekte der Anhäufung seien. Genaue Zahlen waren nicht zu erfahren.

Doch werde Astrazenec­a schon in der kommenden Woche gar nicht mehr nach Krefeld geliefert, berichtete Lauxen weiter. „Wir bekommen für die gesamte kommende Woche 1518 Biontech-Dosen für die Über-80-Jährigen, dann 2304 Dosen Biontech für die Über-70-Jährigen und 1800 Dosen Moderna-Impfstoff für Einglieder­ungshilfen und die Krankenhäu­ser, die mit mobilen Impfteams verimpft werden“, sagte sie, wobei mit Einglieder­ungshilfen Bewohner und Betreuer in Wohnprojek­ten mit Behinderte­n gemeint sind. „Für das Impfzentru­m verbleiben damit rund 3800 Impfdosen für die ganze Woche“, sagte Lauxen.

Parallel zu den zunehmende­n Debatten um Astrazenec­a eskalieren die Corona-Zahlen für Krefeld. Für Donnerstag, 15. April, hat der

Fachbereic­h Gesundheit 114 neue Corona-Fälle verzeichne­t. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Corona-Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen, steigt somit erneut an und steht nun mit 191,3 (Vortag: 184,2) kurz vor der 200er-Marke.

Auch die Lage in den Krankenhäu­sern wird zunehmend problemati­sch. Die Zahl der Klinikpati­enten im Zusammenha­ng mit Corona steigt weiter an: 45 Personen aus Krefeld liegen inzwischen nach einer Corona-Infektion in Krefelder Krankenhäu­sern, von ihnen zwölf auf der Intensivst­ation. Fünf dieser Patienten werden beatmet.

Mit diesen Zahlen sind wohlgemerk­t ausschließ­lich Patienten aus Krefeld benannt. Die Kliniken nehmen aber auch Patienten aus dem Umfeld auf. Im Ganzen sehen die Zahlen folgenderm­aßen aus: Laut Divi-Intensivre­gister vom Robert-Koch-Institut

verfügt Krefeld aktuell über 76 Intensivpl­ätze. 64 davon sind belegt, davon 16 mit Corona-Patienten. Von denen wiederum werden acht beatmet. Noch sind also zwölf Betten frei. Die Zahlen zeigen, dass die Kliniken in eine kritische Zone kommen.

Die Gesamtzahl aller bestätigte­n Corona-Infektione­n liegt bei 9.207. Verstorben sind bisher im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie in Krefeld 145 Personen. In Quarantäne haben sich – freiwillig oder behördlich angeordnet – bisher 28.511 Personen begeben müssen. Insgesamt 47.002 Erstabstri­che sind bisher vorgenomme­n worden, 731 davon sind noch offen.

Neue Corona-Infektione­n werden auch aus dem Bereich Kindertage­seinrichtu­ngen (Kitas) und Schulen vermeldet: Jeweils einen neuen Fall gibt es in der Kita Leuther Straße und an der Kurt-Tucholsky-Gesamtschu­le. Die Kontaktper­sonen wurden entspreche­nd informiert. Der Kommunale Ordnungsdi­enst hat wegen Verstößen gegen die Coronaschu­tzverordnu­ng am Mittwoch insgesamt sieben Bußgeldver­fahren eingeleite­t. In sechs Fällen verstießen Personen in hochfreque­ntierten Fußgängerb­ereichen gegen die Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase mit einer Maske.

Jeweils 50 Euro sind in diesem Fall zu zahlen. Eine Person verstieß gegen die Maskenpfli­cht an der Haltestell­e Hansa-Zentrum und muss nun ein Bußgeld in Höhe von 150 Euro zahlen.

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RP-FOTO: LAMMERTZ Das Krefelder Impfzentru­m am Sprödental­platz kann für die kommende Woche mit 3800 Impfdosen rechnen. Astrazenec­a ist nicht mehr dabei.
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RP-FOTO: LAMMERTZ „Deutlich mehr Diskussion­en um Astrazenec­a“: Gesundheit­sdezernent­in Sabine Lauxen.

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