Rheinische Post Krefeld Kempen

Ricarda entwickelt eigenes Corona-Testzentru­m

- VON OTMAR SPROTHEN

Das Modell könnte Schule machen: Am Ricarda-Huch-Gymnasium werden Schüler nun zentral vor dem Unterricht auf Corona getestet. Möglich wurde es mit viel Kowhow und Hilfe aus der Elternscha­ft. Auch die Finanzieru­ng kommt wesentlich von Eltern und vom Fördervere­in.

Es war ein Ärgernis von Anfang an: Schüler sollten nach den Vorstellun­gen von NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) in der Schule in ihren Klassenräu­men Corona-Schnelltes­ts an sich selbst vornehmen. Insbesonde­re die Phase, in der alle Schüler ihren Mund-NaseSchutz abnehmen mussten, wurde heftig als Risikofakt­or kritisiert: Es waren Minuten, in denen sich die berüchtigt­en Aerosle von möglicherw­eise infizierte­n Schülern ungehinder­t verbreiten konnten. Am Ricarda-Huch-Gymnasium ist jetzt mit Hilfe fachkundig­er Eltern und Unterstütz­ung von Schulleite­r Philipp Brüx ein zentrales Testmodell entwickelt worden. Demnach werden die Schüler alle vor dem Unterricht zentral getestet, bevor sie die Schule betreten; Tester sind Eltern, die von einer Ärztin aus der Elternscha­ft eingewiese­n wurden.

Und so kam es dazu: Am letzten Schultag lud Schulleite­r Brüx zu einer Begehung der Schule ein, um die

Möglichkei­ten zu erkunden, innerhalb der Osterferie­n ein schuleigen­es Testzentru­m für die 932 Schüler des Gymnasiums aufzubauen. Neben dem Schulpfleg­schaftsvor­sitzenden Holger Tolles und dem Vorstand des Fördervere­ins der Schule, Burkhard Winkmann, hatte man auch eine Schülermut­ter gewinnen können, die als Betriebsär­ztin mit der Materie vertraut war und wesentlich­e Hinweise geben konnte.

Als ideal erwies sich ein freistehen­des Gebäude zwischen der Turnhalle und dem Hauptgebäu­de der Schule, das neben ebenerdige­n Unterricht­sräumen im Obergescho­ss die naturwisse­nschaftlic­hen Sammlungen beherbergt. Nachdem die erste Lieferung der Testkits der Pharmafirm­a Roche eingetroff­en war, erstand der Fördervere­in vier robuste offene Zeltdächer in den gerade lieferbare­n Farben Grün und Lila, die vor den Fenstern der Klassenräu­me aufgestell­t wurden.

Außerdem schafften die Eltern noch Gesichtssc­hilde, Handschuhe, Desinfekti­onsmittel und FFP2-Masken an. Die Einmalanzü­ge spendete ein Schülervat­er. So entstanden zwei Teststraße­n mit jeweils vier Stationen, an denen die Testkits von freiwillig­en Helferinne­n und Helfern aus der Elternscha­ft durch die geöffneten Fenster gereicht werden. Da der bis vergangene­n Freitag vorgesehen­e Wechselunt­erricht die Halbierung der Klassenzah­len vorsah, war geplant, die Schüler in Vierergrup­pen einzuteile­n, die unter der Aufsicht der jeweiligen Lehrkraft den Test schnell ablegen und dann wieder zum Unterricht die

Klasse aufsuchen konnten.

„Indem wir die Schüler aus dem Klassenrau­m ins Freie führen und dort die Pflichttes­ts durchführe­n, erhöhen wir die Sicherheit vor Ansteckung, denn in den Klassenräu­men findet keine zusätzlich­e Aerosol-Belastung statt, wenn die Schüler durch den Nasenreiz der Testung einmal niesen müssen“, erläutern Tolles und Winkmann. „Außerdem sparen wir wertvolle Unterricht­szeit ein. Der Vorgang dauert nur rund 15 Minuten.“Nach weiteren 15 Minuten sollte ein Testergebn­is vorliegen. Sollte dies positiv ausfallen, wird der Betroffene von der Schulsozia­larbeiteri­n im nichtöffen­tlichen Gespräch informiert.

Am 23. April starten die Abiturprüf­ungen mit dem Fach Englisch. In der ersten Distanzunt­errichtswo­che

nach den Osterferie­n besuchten die Abiturient­en als einzige die Schule. Daher konnte das neue Testverfah­ren mit den Schülern der Q1 und Q2 bereits einen Probelauf erfolgreic­h beenden. Für die übrigen Schüler erstellten die Organisato­ren einen festen Plan mit durchgetak­teten Zeiten.

Die Eltern-Teams stehen inzwischen auch, die in den Teststraße­n für einen geordneten Ablauf der Test sorgen. 46 Eltern haben sich freiwillig zur Verfügung gestellt.

Mittlerwei­le hat sich das Testmodell der Ricarda-Huch-Schule herumgespr­ochen. Andere Schulen haben sich informiere­n lassen. Die Ricarda-Huch-Elternscha­ft hat zu ihrem Testmodell eine Power-Point-Präsentati­on erstellt, die sie gerne zur Verfügung stellt.

 ?? FOTO: CLAUDIA MEYERING ?? Vorzelte markieren die Teststraße­n für das Ricarda-Huch-Gymnasium. Faktisch werden nun wohl weniger gebraucht, da der Präsenzunt­erricht vorerst nicht ausgeweite­t wird. Das Modell aber könnte Vorbild werden.
FOTO: CLAUDIA MEYERING Vorzelte markieren die Teststraße­n für das Ricarda-Huch-Gymnasium. Faktisch werden nun wohl weniger gebraucht, da der Präsenzunt­erricht vorerst nicht ausgeweite­t wird. Das Modell aber könnte Vorbild werden.
 ?? FOTO: CLAUDIA MEYERING ?? So sieht ein Testschalt­er aus; die Tests nehmen Eltern vor, die für diese Aufgabe von einer Ärztin vorbereite­t wurden.
FOTO: CLAUDIA MEYERING So sieht ein Testschalt­er aus; die Tests nehmen Eltern vor, die für diese Aufgabe von einer Ärztin vorbereite­t wurden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany