Rheinische Post Krefeld Kempen
Erste Häuser in den Dyks stehen im Wasser
Der Test war erfolgreich. Seit einem Jahr sind die Grundwasserpumpen der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) im Nordbezirk abgestellt. Die Sanierung der Keller war erfolgreich. Die Betonwannen sind dicht. Dafür stehen andere Häuser jetzt im Wasser. Ex-Ratsherr Walter Fasbender fordert Soforthilfen.
Die Belange der Menschen kommen Walter Fasbender bei der Diskussion über die Zukunft der Niepkuhlen zu kurz. Da sei von Pflanzen und Tieren, von Ökologie und Nachhaltigkeit die Rede, sagte der Vorsitzende des Vereins „Trockene Keller im Nordbezirk“im Gespräch mit unserer Redaktion. Nachdem die Pumpen der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) als Bauherr von mehreren Dutzend Häusern abgestellt wurden, um die Wirksamkeit der Sanierung der Eigenheime mit wasserdichten Wannen für die Keller zu testen, hätten andere Immobilienbesitzer mit den unangenehmen Folgen zu kämpfen. Seitdem die Anlagen außer Betrieb seien, die das Grundwasser in die Niepkuhlen gepumpt hätten, dringe das Grundwasser in die ersten zehn Häuser ein und sorge für feuchte Kellerräume, berichtete der ehemalige Ratsherr und zückte zwei Protokolle, in denen Mitarbeiter der Stadtverwaltung versichert hatten, für mindestens die kommenden fünf Jahre weiter das Grundwasser abzupumpen. Damit, so Fasbender, solle Zeit gewonnen werden, um eine Lösung für Natur und Menschen zu finden.
Die Übernahme und der Betrieb der LEG-Pumpen koste rund 100.000 Euro jährlich. Eine Umfrage des Vereins unter rund 600 Hausbesitzern, in welcher Höhe sie sich an den Kosten beteiligen würden, habe einen sehr guten Rücklauf von mehr als 200 Personen ergeben. Es sei ein zugesagter Betrag von mehr als 100.000 Euro zusammengekommen, berichtete Fasbender.
Für die Sanierung eines Kellers müsse der Eigentümer rund 100.000 Euro veranschlagen. Das sei für viele, vor allem ältere Bewohner nicht zu leisten, betonte er. Die LEG hat 2015 angekündigt, einen Schlussstrich unter ein nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten dunkles Kapitel ziehen zu wollen: Ende der 1970er-Jahre hat die Landesentwicklungsgesellschaft im Quartier Dyk 37 Häuser verkauft. Ein Geschäft wurde daraus nie. „Das Vorhaben ist ein Millionengrab“, erklärte Vorstandsberater Jürgen Probst seinerzeit im Krefelder Rathaus. Geschäftsführer Axel Felke von der LEG Solutions GmbH in Düsseldorf erläuterte damals ein mehrjähriges Sanierungsprojekt, mit dem die LEG reinen Tisch machen möchte. Das ist abgeschlossen. Der einjährige
Dichtheitstest war erfolgreich.
Er führte für andere Hausbesitzer im Quartier zu der vorläufigen Erkenntnis, dass die Pumpen wieder angestellt werden müssen. „Ich gehe davon aus, dass wir uns auf die in den Protokollen niedergeschriebenen Zusagen der Beigeordneten Marcus Beyer und Sabine Lauxen verlassen können“, sagte Fasbender. Auch Oberbürgermeister Frank Meyer habe 2017 betont, er lasse keinen Krefelder im Wasser stehen.
Der Rat der Stadt habe im vergangenen Jahr für das weitere Abpumpen des Grundwassers und Zuführen in die Niepkuhlen 150.000 Euro in den städtischen Haushalt eingestellt. Die Mittel seien in den Etat 2021 übertragen worden, berichtete Fasbender. Geld sei also vorhanden, um ein ganzes Wohnquartier vor dem Absaufen zu bewahren, erklärte der Vorsitzende des Vereins „Trockene Keller im Nordbezirk“.
Er hoffe, dass in den anstehenden politischen Diskussionen zur Zukunft der Niepkuhlen dieser Aspekt nicht außer Acht gelassen werde, sagte er. Umweltdezernentin Sabine Lauxen hatte vor kurzem in der Rheinischen Post erklärt: „Wir müssen dringend etwas unternehmen, um die Niepkuhlen als Ökosystem
und als Naherholungsgebiet in und für Krefeld zu erhalten. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns im nächsten Ausschuss für Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit und Landwirtschaft intensiv mit dem Thema der Niepkuhlen beschäftigen.“Der Klimawandel habe sich in den vergangenen Jahren bereits deutlich und sichtbar auf Grund- und Oberflächenwasser ausgewirkt. Die Bilder der trockenen Niepkuhlen seien vielen Krefeldern noch gut in Erinnerung. „Damit möchte ich mich aber nicht abfinden. Deswegen finde ich die Forderungen richtig, die Niepkuhlen nicht einfach dem Schicksal zu überlassen, sondern nachhaltig und zukunftsfähig umzugestalten, ohne allerdings das Ökosystem dauerhaft durch eine künstliche Grundwasserzufuhr zu stützen“, erklärte sie. Wie das aussehen könne, dazu werde die Stadt Fachexpertise benötigen und natürlich dabei auch die Expertise der Anwohner und Eigentümer der Niepkuhlen miteinbeziehen, betonte die Umweltdezernentin.