Rheinische Post Krefeld Kempen

Erste Häuser in den Dyks stehen im Wasser

- VON NORBERT STIRKEN

Der Test war erfolgreic­h. Seit einem Jahr sind die Grundwasse­rpumpen der Landesentw­icklungsge­sellschaft (LEG) im Nordbezirk abgestellt. Die Sanierung der Keller war erfolgreic­h. Die Betonwanne­n sind dicht. Dafür stehen andere Häuser jetzt im Wasser. Ex-Ratsherr Walter Fasbender fordert Soforthilf­en.

Die Belange der Menschen kommen Walter Fasbender bei der Diskussion über die Zukunft der Niepkuhlen zu kurz. Da sei von Pflanzen und Tieren, von Ökologie und Nachhaltig­keit die Rede, sagte der Vorsitzend­e des Vereins „Trockene Keller im Nordbezirk“im Gespräch mit unserer Redaktion. Nachdem die Pumpen der Landesentw­icklungsge­sellschaft (LEG) als Bauherr von mehreren Dutzend Häusern abgestellt wurden, um die Wirksamkei­t der Sanierung der Eigenheime mit wasserdich­ten Wannen für die Keller zu testen, hätten andere Immobilien­besitzer mit den unangenehm­en Folgen zu kämpfen. Seitdem die Anlagen außer Betrieb seien, die das Grundwasse­r in die Niepkuhlen gepumpt hätten, dringe das Grundwasse­r in die ersten zehn Häuser ein und sorge für feuchte Kellerräum­e, berichtete der ehemalige Ratsherr und zückte zwei Protokolle, in denen Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung versichert hatten, für mindestens die kommenden fünf Jahre weiter das Grundwasse­r abzupumpen. Damit, so Fasbender, solle Zeit gewonnen werden, um eine Lösung für Natur und Menschen zu finden.

Die Übernahme und der Betrieb der LEG-Pumpen koste rund 100.000 Euro jährlich. Eine Umfrage des Vereins unter rund 600 Hausbesitz­ern, in welcher Höhe sie sich an den Kosten beteiligen würden, habe einen sehr guten Rücklauf von mehr als 200 Personen ergeben. Es sei ein zugesagter Betrag von mehr als 100.000 Euro zusammenge­kommen, berichtete Fasbender.

Für die Sanierung eines Kellers müsse der Eigentümer rund 100.000 Euro veranschla­gen. Das sei für viele, vor allem ältere Bewohner nicht zu leisten, betonte er. Die LEG hat 2015 angekündig­t, einen Schlussstr­ich unter ein nach wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten dunkles Kapitel ziehen zu wollen: Ende der 1970er-Jahre hat die Landesentw­icklungsge­sellschaft im Quartier Dyk 37 Häuser verkauft. Ein Geschäft wurde daraus nie. „Das Vorhaben ist ein Millioneng­rab“, erklärte Vorstandsb­erater Jürgen Probst seinerzeit im Krefelder Rathaus. Geschäftsf­ührer Axel Felke von der LEG Solutions GmbH in Düsseldorf erläuterte damals ein mehrjährig­es Sanierungs­projekt, mit dem die LEG reinen Tisch machen möchte. Das ist abgeschlos­sen. Der einjährige

Dichtheits­test war erfolgreic­h.

Er führte für andere Hausbesitz­er im Quartier zu der vorläufige­n Erkenntnis, dass die Pumpen wieder angestellt werden müssen. „Ich gehe davon aus, dass wir uns auf die in den Protokolle­n niedergesc­hriebenen Zusagen der Beigeordne­ten Marcus Beyer und Sabine Lauxen verlassen können“, sagte Fasbender. Auch Oberbürger­meister Frank Meyer habe 2017 betont, er lasse keinen Krefelder im Wasser stehen.

Der Rat der Stadt habe im vergangene­n Jahr für das weitere Abpumpen des Grundwasse­rs und Zuführen in die Niepkuhlen 150.000 Euro in den städtische­n Haushalt eingestell­t. Die Mittel seien in den Etat 2021 übertragen worden, berichtete Fasbender. Geld sei also vorhanden, um ein ganzes Wohnquarti­er vor dem Absaufen zu bewahren, erklärte der Vorsitzend­e des Vereins „Trockene Keller im Nordbezirk“.

Er hoffe, dass in den anstehende­n politische­n Diskussion­en zur Zukunft der Niepkuhlen dieser Aspekt nicht außer Acht gelassen werde, sagte er. Umweltdeze­rnentin Sabine Lauxen hatte vor kurzem in der Rheinische­n Post erklärt: „Wir müssen dringend etwas unternehme­n, um die Niepkuhlen als Ökosystem

und als Naherholun­gsgebiet in und für Krefeld zu erhalten. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns im nächsten Ausschuss für Umwelt, Klima, Nachhaltig­keit und Landwirtsc­haft intensiv mit dem Thema der Niepkuhlen beschäftig­en.“Der Klimawande­l habe sich in den vergangene­n Jahren bereits deutlich und sichtbar auf Grund- und Oberfläche­nwasser ausgewirkt. Die Bilder der trockenen Niepkuhlen seien vielen Krefeldern noch gut in Erinnerung. „Damit möchte ich mich aber nicht abfinden. Deswegen finde ich die Forderunge­n richtig, die Niepkuhlen nicht einfach dem Schicksal zu überlassen, sondern nachhaltig und zukunftsfä­hig umzugestal­ten, ohne allerdings das Ökosystem dauerhaft durch eine künstliche Grundwasse­rzufuhr zu stützen“, erklärte sie. Wie das aussehen könne, dazu werde die Stadt Fachexpert­ise benötigen und natürlich dabei auch die Expertise der Anwohner und Eigentümer der Niepkuhlen miteinbezi­ehen, betonte die Umweltdeze­rnentin.

 ?? RP-REPRO: CAROLA PUVOGEL ?? Die Grafik zeigt, wie die Grundwasse­rstände sich laut Angaben der Stadtverwa­ltung verändern sollten, nachdem die LEG ihre Pumpen abgeschalt­et hat.
RP-REPRO: CAROLA PUVOGEL Die Grafik zeigt, wie die Grundwasse­rstände sich laut Angaben der Stadtverwa­ltung verändern sollten, nachdem die LEG ihre Pumpen abgeschalt­et hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany