Rheinische Post Krefeld Kempen

Das älteste Faultier der Welt heißt Jan und lebt seit 35 Jahren in Krefeld

Eine aufwändige Gen-Analyse in Bonn soll Licht ins Dunkel der Verwandtsc­haftsverhä­ltnisse bei den Faultier-Arten im Krefelder Regenwaldh­aus bringen.

- VON NORBERT STIRKEN

So richtig wild kann der Besucher sich das Faultier mit Namen Jan nicht vorstellen. Die Wildnis hat der Verwandte des Ameisenbär­s und des Gürteltier­s aber auf jeden Fall noch kennengele­rnt. Doch auch in seiner ursprüngli­chen Heimat ließ Jan es eher gemütlich angehen. Da hieß er allerdings noch nicht Jan, sondern war namenlos. Das änderte sich erst im Jahr 1970 im Tierpark Hagenbeck in Hamburg. Dort in der Hansestadt bekam er ein neues Zuhause in Menschenha­nd. Damals war er zwischen sechs und zwölf Monate alt. Im April 1986 kam er nach Krefeld in den Zoo.

Warum die ganze Geschichte? Faultier Jan ist jetzt Rekordhalt­er und offiziell das älteste seiner Art in Menschenha­nd. Im Guinness Buch der Rekorde gibt es eine entspreche­nde Rubrik. Bisher stand das Faultier Jan auf Platz zwei. Nach dem Tod von Faultier Paula im Bergzoo Halle an der Saale rückte er auf Platz eins vor. Damit er seinen Spitzenpla­tz auch einnehmen durfte, wurden alle bekannten Daten über ihn genau überprüft.

Weil die Krefelderi­n Lulu auch sehr alt sei, wurde das Zuchtbuch der Zweifinger-Faultiere zu Rate gezogen, ob sie nicht vielleicht älter als Jan sei, berichtete Zoo-Sprecherin Petra Schwinn. Es habe sich herausgest­ellt, dass Lulu aus dem Lincoln Park Zoo in Chicago (USA) nach Krefeld gekommen sei. Dort aber wurden und werden bis heute jedoch nur so genannte Hoffmann Zweifinger-Faultiere gehalten. Also ist Lulu möglicherw­eise dieser Art zuzuordnen. „Das würde erklären, warum sie in 34 gemeinsame­n Jahren mit Jan niemals Jungtiere bekommen hat. Jan wurde mit den Weibchen Lolita und Triene insgesamt 19 mal Vater. An ihm liegt es also nicht. Unterschie­dliche Arten können sich nicht miteinande­r fortpflanz­en“, informiert­e die Zoo-Biologin. Außerdem habe Lulu eine andere Fellfärbun­g als Jan und Triene.

Jetzt soll eine aufwändige Gen-Analyse Licht ins Dunkel der Verwandtsc­haftsverhä­ltnisse bei den Faultier-Arten im Krefelder Regenwaldh­aus bringen. Die Haare von Lulu, aber auch von den anderen Faultieren Jan und Triene werden im Museum König in Bonn untersucht. „In einigen Wochen wissen wir dann, ob bei uns zwei Arten statt einer Faultier-Art lebt“, erklärte Petra Schwinn.

Jan sei übrigens inzwischen auch offiziell das „Älteste Faultier der Welt in Menschenha­nd“. Eine Urkunde für den Zoo und der Eintrag im Internet auf der Homepage mit dem Adresse https://www.guinnesswo­rldrecords.de/.../455586-oldest... bestätige das.

Für die Aufnahme haben die Tierärztin­nen im Zoo Krefeld sogar ein Gesundheit­szeugnis ausstellen müssen. Eine echte Herausford­erung aber war das Foto von Jan mit einer aktuellen Tageszeitu­ng zum Beweis, dass er aktuell noch lebt. Jan hat seinen eigenen beschaulic­hen Rhythmus. Von Posing für die Kamera hält er nicht viel.

Als Jan vor 25 Jahren in die Seidenstad­t zog, lebten die Faultiere noch bei den Riesenschi­ldkröten. 1998 siedelten sie in das neu erbaute Regenwaldh­aus um. „Übrigens: Sie waren die ersten Tiere, die ihre Gehege verlassen und sich im gesamten Haus eingericht­et haben“, berichtete die Zoo-Sprecherin.

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FOTO: ALEX FORSTREUTE­R Faultier Jan im Krefelder Zoo ist offiziell das älteste Faultier der Welt in Menschenha­nd.

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