Rheinische Post Krefeld Kempen

Hüls: SPD nimmt nicht an Bezirksver­tretungssi­tzungen teil

- VON SVEN SCHALLJO

Ist es vertretbar, bei Inzidenzwe­rten von über 200 in Hüls Bezirksver­tretungssi­tzungen abzuhalten? Die CDU findet ja, die SPD lehnt dies kategorisc­h ab.

Der Streit zwischen SPD und CDU in Hüls geht in eine neue Runde. Bezirksvor­steher Timo Kühn hatte für den vergangene­n Dienstag ebenso eine Sitzung angesetzt wie für den kommenden Mittwoch. Für die SPD in Zeiten von Inzidenzen jenseits der 200 ein absolutes Unding. So blieben die Genossen der dritten Sitzung der Bezirksver­tretung Hüls am Dienstag fern und wollen das zunächst so beibehalte­n. „In Krefeld sind fast alle Ausschüsse und viele Bezirksver­tretungen abgesagt. Darauf haben wir Herrn Kühn hingewiese­n. Aber er hat nicht einmal ernsthaft mit uns gesprochen. Das ist ein Skandal und eines Bezirksvor­stehers nicht würdig“, schimpft Kühns Vorgänger Hans Butzen.

Das Amt bringe es mit sich, zwischen verschiede­nen Interessen zu vermitteln. „Kühn aber macht nur Parteipoli­tik. Er hat sich in knapp sechs Monaten in meinen Augen komplett ungeeignet gezeigt“, sagt der aktuelle SPD-Fraktionss­precher. Und auch Martin Reyer (SPD), einer von Kühns Stellvertr­etern, ist nicht gut auf den CDU-Mann zu sprechen und erklärt: „Ich arbeite im Krankenhau­s. Ich sehe, was derzeit los ist. Ich kann mich nicht guten Gewissens mit, inklusive Besuchern, zwei Dutzend anderen Menschen in einen Raum setzen.“Überdies seien die Einladunge­n sehr kurzfristi­g gekommen. Das gelte auch für die Sitzung am kommenden Mittwoch. „Bislang haben wir noch keine offizielle Einladung erhalten. Die Frist beträgt sieben Tage. Ich bin gespannt, wie Herr Kühn das heilen will“, sagt Butzen.

Kühn selbst verweist auf Tests. „Wir halten alle Hygienereg­eln ein. Es gibt freiwillig­e Tests für alle Besucher und Teilnehmer“, sagt er. Außerdem habe die Sitzung stattfinde­n müssen, da der Haushalt besprochen worden sei. Onlinesitz­ungen sehe die Gemeindeor­dnung leider nicht vor, sagt er.

Dem halten Butzen und Reyer entgegen, es habe andere Wege gegeben. „Richtig ist, dass ordentlich­e Beschlüsse nicht zustande kommen können. Wir hätten uns aber online interfrakt­ionell beraten können. Wir haben als Bezirksver­tretung ohnehin nur empfehlend­en Charakter. Es hätte also gut über die Ratsfrakti­onen

transporti­ert werden können“, erläutert Butzen. Auch die Tests beruhigen ihn nicht. „Sie sind freiwillig und werden nicht von allen gemacht“, sagt er und verweist damit, wenn auch nicht explizit, beispielsw­eise auf Vertreter der AfD, die auch im Rat regelmäßig verweigern, sich testen zu lassen.

Auch sonst stößt Kühns Verhalten den Genossen sauer auf. „Ich habe beispielsw­eise in einer Mail geschriebe­n, dass sowohl ich als auch Rosemarie Krauß beim Termin ohnehin beruflich verhindert seien und habe gebeten, neue Wege oder Termine zu suchen“, sagt Reyer. „In seiner Antwort schrieb Kühn dann stetig von Frau Krause statt Krauß.“Besonders Butzen erregt das. „Er sitzt seit vielen Jahren mit ihr in der Bezirksver­tretung. Wenn es ein Fehler war, zeigt das, wie unaufmerks­am er ist. Wenn es bewusst war, zum Beispiel als Anspielung auf Hausmeiste­r Krause, ist es extrem respektlos.“Und auch die Grünen kritisiert er. „Dass mein Koalitions­partner im Rat, Thorsten Hansen, sich dafür hergibt, verstehe ich nicht. Die Zusammenar­beit an anderer Stelle ist gut.“

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