Rheinische Post Krefeld Kempen
Luke läuft - eine etwas andere Stadttour
Ein ausgesetzter junger Mann findet eine Spazierroute durch Krefeld und entdeckt seine Stadt neu: Das ist die Idee hinter einer kleinen Filmreihe des Stadtmarketing-Projekts „Perspektivwechsel“. Die erste Folge ist jetzt im Netz.
Sie haben ihm die Augen verbunden und fahren ihn mit dem Auto durch Krefeld. An einer beliebigen Straßenkreuzung halten sie an und setzen ihn aus - mit einer Mission: Luke soll laufen. Quer durch die Stadt, egal wohin. Sein Ziel ist sein Startpunkt, dorthin soll er nach etwa anderthalb Stunden zurückfinden. Eine etwas andere Stadterkundung beginnt.
Luke, das ist Lukas Prangen, 28 Jahre alt, frisch von der Hochschule, geboren in Düsseldorf, seit acht
„Ich gehe gern spazieren. Und ich dachte: So groß ist Krefeld ja nicht“
Lukas Prangen unterwegs für „Luke läuft“
Jahren Uerdinger. Seine Auftraggeber sind Stadtmarketingleiterin Claire Neidhardt und ihre Kollegin Anika Kern. Ihre Absicht: Krefeld auf ungewöhnliche Weise zu entdecken, neue Blicke auf die scheinbar so vertraute Umgebung zu werfen - kurz: Perspektivwechsel. Innerhalb dieses Projekts werden in den kommenden Wochen jeweils dienstags insgesamt sechs Folgen von „Luke läuft“online gestellt.
Im städtischen Online-Kulturformat „Kultomat“im vergangenen Sommer hatte Lukas Prangen die Idee geäußert, einfach mal in eine Straße einzubiegen, in der man noch nie war. Das wurde zum Prinzip für „Luke läuft“. „Wir wollen nicht die Touristen-Hotspots zeigen, sondern die Stadt mit anderen Augen, so wie sie jemand erlebt, der mit frischem Blick unterwegs ist“, sagt Claire Neidhardt. Lukas Prangen war dabei. „Ich habe gedacht, ich kenne mich besser aus“, erzählt er. Doch schon am Ende der ersten Folge ist sein Fazit: Er hatte auch Glück, dass die kleine Reihe nicht statt „Luke läuft“in „Luke verläuft sich“umbenannt werden muss. Später, in Fischeln, war der Kommunikationsdesigner völlig aufgeschmissen. Sein Orientierungssinn, sagt er, sei nicht gerade gut. „Ich dachte, ich würde meinen Startpunkt niemals wieder finden. Dabei war ich nur 200 Meter entfernt.“
Begleitet wird Luke von zwei Kollegen mit der Kamera, Kevin Mohr und Hendrik van Amstel. Die Route aber bestimmt Lukas Prangen alleine. Er entscheidet, wo er stehenbleibt, und erzählt, was ihm auffällt. Unterwegs begegnet er Passanten und Anwohnern, Spazier- und Gassigängern. Er kommt ins Gespräch, bekommt Tipps für schöne Ecken, begegnet an einer Weide einem Pony, „das mich nicht leiden kann“und staunt, als er plötzlich vor dem Mitmachbauernhof Mallewupp steht: „Ich wusste nicht, dass es so etwas in Krefeld gibt.“
Auch den Greiffenhorstpark mit dem Schlösschen hat er neu entdeckt. „Mit dem Rad bin ich immer nur daran vorbei gefahren.“Von Baakeshof und Weeserweg hatte er zuvor nie gehört. „Ich gehe oft spazieren, und ich dachte: So groß ist Krefeld nicht. Aber es macht Spaß, Neues zu entdecken“, sagt Prangen.
Das ist auch die Anregung, die das Stadtmarketing bieten will: In diesen Monaten, wo Spazierengehen so deutlich an Gewicht gewonnen hat, soll die unterhaltsame Reihe Lust auf neue Strecken wecken. Deshalb wird jede Tour auf dem Bildschirm mit einer kleinen Karte und GPX-Daten ergänzt - so kann sie jeder, der mag, nachlaufen. Etwa
eine bis anderthalb Stunden dauert jede Route. Das Filmteam hat daraus vier- bis siebenminütige Episoden geschnitten. „Aber wir sind auch an anderen Spaziergängen von Krefeldern interessiert“, betont die Stadtmarketing-Leiterin. Wer seine Erkundungstouren filmt, kann sie einschicken.
Die erste „Luke“-Episode ist bereits online: Von der Kreuzung Weeserweg/Am Neuerhof macht Luke sich auf die Suche nach grüner Natur („das grüne Gold der Stadt“, sagt er) - ganz ohne Plan. Das leuchtende SWK-Logo ist das einzige Merkmal, das er kennt „vom Vorbeifahren“, aber er hat keine Ahnung, wie die breite Straße davor heißt.
Übrigens: Auch die Startpunkte für die etwas anderen Spaziergänge sind rein zufällig gewählt. „Mit geschlossenen Augen und dem Fingertipp auf den Stadtplan“, sagt Claire Neidhardt.