Rheinische Post Krefeld Kempen
Obdachlose: Politik lehnt Pläne ab
Die große Lösung für die Unterbringung aller Wohnungslosen auf dem Gelände der ehemaligen Don Bosco Schule stößt auf Kritik aus der Politik. Die Verwaltung muss nun ihre Pläne überarbeiten. Anwohner planen eine Protestaktion.
Die Verwaltung muss beim Konzept für die an der Feldstraße geplante Obdachlosenunterkunft nachbessern. Diesen Arbeitsauftrag haben die Sprecher der Parteien des Ausschusses „Soziales, Arbeit, Wohnen, Gesundheit, Inklusion, Senioren und Integration“(SAGIS) im Rahmen einer Online-Besprechung am Mittwoch der Beigeordneten Sabine Lauxen und Fachbereichsleiter Wolfram Gottschalk mit auf den Weg gegeben.
Ausschuss-Vorsitzende Gisela Klaer (SPD) sagte auf Nachfrage unserer Redaktion: „Wir befürworten im Prinzip den Vorschlag der Verwaltung, am Standort Feldstraße eine moderne Einrichtung für Obdachlose dauerhaft einzurichten. Wir sollten das Konzept an sich auf keinen Fall ablehnen, weil es dann wieder Jahre dauern würde, bevor wir in dieser drängenden Sache vorankommen.“Dennoch habe man eine Reihe von Änderungsforderungen erarbeitet: Die Hausaufgabe der Verwaltung sei es nun, diese in das ursprüngliche Konzept einzuarbeiten. Dann soll es eine Wiedervorlage geben. Bis zur kommenden Sitzung des SAGIS Anfang Juni soll eine Entscheidungsvorlage fertig sein, die laut Klaer auf möglichst breite Zustimmung in der Krefelder Politik treffen soll.
Gisela Klaer selber wollte sich am Donnerstag nicht zu den Änderungswünschen der Parteien äußern. Nach Informationen unserer Redaktion geht es aber um Zweifel, ob es gut ist, alle Hilfsangebote für Wohnungslose an einem Ort zu bündeln. Das von der Verwaltung vorgestellte Konzept „Housing First“sieht derzeit noch vor, dass an der Feldstraße eine Notschlafstelle etabliert wird und gleichzeitig kleine Appartements für Menschen, die „die die Hausordnung einhalten“bzw. etwas größere Appartements für die, die auch Unterstützung durch Sozialarbeit zulassen, am selben Standort entstehen.
Vorgetragene Bedenken aus den Parteien sind nach RP-Informationen, dass Notschlafstelle und Wohnungen nicht am selben Standort sein sollten, damit Betroffene eine bessere Chance haben, sich aus den gewohnten Strukturen zu lösen. Weiterhin gibt es Bedenken, wohnungslose Frauen oder Familien mit Kindern, die ihre Wohnung verloren haben – zum Beispiel nach einem
Brand – in direkter Nachbarschaft zur Notschlafstelle unterzubringen. Unstrittig ist wohl, dass für pflegebedürftige Obdachlose eine andere Unterbringung als an der Feldstraße gefunden werden muss.
Die CDU hat gegen die Obdachloseneinrichtung an dieser Stelle „erhebliche Bedenken“angemeldet. In einem Brief an Parteimitglieder im Bezirk heißt es: „Ausdrücklich bekennen wir uns zu der Fürsorgepflicht der Stadt Krefeld für obdachlose Menschen. Es gilt allerdings zu bedenken, dass Obdachlosigkeit regelmäßig mit Verhaltensweisen einhergeht, die für die Anlieger eine erhebliche Belastung darstellen können. Und gerade deshalb wird die CDU-Ratsfraktion mit Nachdruck dazu auffordern, dezentrale Formen der Notunterbringung von
Obdachlosen – die mehrere Stadtbezirke in die Pflicht nehmen – noch einmal intensiv zu prüfen.
Die FDP nennt das Projekt schlicht „nicht akzeptabel“und fordert, dass Wolfram Gottschalk Wort halten müsse: Der Fachbereichsleiter habe zugesagt, dass die Unterbringung an der Feldstraße nur vorübergehend sei. „Der Südbezirk ist nicht schuld, dass die Stadt nicht in der Lage ist, entsprechende Räume zu finden“, heißt es von Seiten der FDP. Hinzu komme, dass auf dem angrenzenden Grundstück Reihenhäuser für junge Familien entstanden sind. Die Bauherren hätten den Aussagen Gottschalks vertraut, dass die Unterbringung der Obdachlosen dort temporär sei.
Bezirksvorsteherin Gisela Brendle-Vierke (SPD) sagt: „Was wir im Südbezirk überhaupt nicht gebrauchen können, ist die massive Unterbringung von Wohnungslosen.“
Die Grünen-Sprecherin der Bezirksvertretung Süd, Sonja Mayer, schreibt auf Anfrage: „Grundsätzlich stehen wir als Grüne hinter der Idee dieses Projektes. Als Anwohnerin und Bezirksvertreterin hätte ich mir sicherlich etwas anderes für den Standort an der Feldstraße gewünscht.“Gerade erst, so Mayer, sei im Südbezirk eine sehr positive Entwicklung im Südbezirk zu verzeichnen gewesen mit neuen Einfamilienhäusern an der Feldstraße sowie dem der Umbau der alten Krankenhausapotheke in modernen Wohnraum.