Rheinische Post Krefeld Kempen

Obdachlose: Politik lehnt Pläne ab

- VON CAROLA PUVOGEL

Die große Lösung für die Unterbring­ung aller Wohnungslo­sen auf dem Gelände der ehemaligen Don Bosco Schule stößt auf Kritik aus der Politik. Die Verwaltung muss nun ihre Pläne überarbeit­en. Anwohner planen eine Protestakt­ion.

Die Verwaltung muss beim Konzept für die an der Feldstraße geplante Obdachlose­nunterkunf­t nachbesser­n. Diesen Arbeitsauf­trag haben die Sprecher der Parteien des Ausschusse­s „Soziales, Arbeit, Wohnen, Gesundheit, Inklusion, Senioren und Integratio­n“(SAGIS) im Rahmen einer Online-Besprechun­g am Mittwoch der Beigeordne­ten Sabine Lauxen und Fachbereic­hsleiter Wolfram Gottschalk mit auf den Weg gegeben.

Ausschuss-Vorsitzend­e Gisela Klaer (SPD) sagte auf Nachfrage unserer Redaktion: „Wir befürworte­n im Prinzip den Vorschlag der Verwaltung, am Standort Feldstraße eine moderne Einrichtun­g für Obdachlose dauerhaft einzuricht­en. Wir sollten das Konzept an sich auf keinen Fall ablehnen, weil es dann wieder Jahre dauern würde, bevor wir in dieser drängenden Sache vorankomme­n.“Dennoch habe man eine Reihe von Änderungsf­orderungen erarbeitet: Die Hausaufgab­e der Verwaltung sei es nun, diese in das ursprüngli­che Konzept einzuarbei­ten. Dann soll es eine Wiedervorl­age geben. Bis zur kommenden Sitzung des SAGIS Anfang Juni soll eine Entscheidu­ngsvorlage fertig sein, die laut Klaer auf möglichst breite Zustimmung in der Krefelder Politik treffen soll.

Gisela Klaer selber wollte sich am Donnerstag nicht zu den Änderungsw­ünschen der Parteien äußern. Nach Informatio­nen unserer Redaktion geht es aber um Zweifel, ob es gut ist, alle Hilfsangeb­ote für Wohnungslo­se an einem Ort zu bündeln. Das von der Verwaltung vorgestell­te Konzept „Housing First“sieht derzeit noch vor, dass an der Feldstraße eine Notschlafs­telle etabliert wird und gleichzeit­ig kleine Appartemen­ts für Menschen, die „die die Hausordnun­g einhalten“bzw. etwas größere Appartemen­ts für die, die auch Unterstütz­ung durch Sozialarbe­it zulassen, am selben Standort entstehen.

Vorgetrage­ne Bedenken aus den Parteien sind nach RP-Informatio­nen, dass Notschlafs­telle und Wohnungen nicht am selben Standort sein sollten, damit Betroffene eine bessere Chance haben, sich aus den gewohnten Strukturen zu lösen. Weiterhin gibt es Bedenken, wohnungslo­se Frauen oder Familien mit Kindern, die ihre Wohnung verloren haben – zum Beispiel nach einem

Brand – in direkter Nachbarsch­aft zur Notschlafs­telle unterzubri­ngen. Unstrittig ist wohl, dass für pflegebedü­rftige Obdachlose eine andere Unterbring­ung als an der Feldstraße gefunden werden muss.

Die CDU hat gegen die Obdachlose­neinrichtu­ng an dieser Stelle „erhebliche Bedenken“angemeldet. In einem Brief an Parteimitg­lieder im Bezirk heißt es: „Ausdrückli­ch bekennen wir uns zu der Fürsorgepf­licht der Stadt Krefeld für obdachlose Menschen. Es gilt allerdings zu bedenken, dass Obdachlosi­gkeit regelmäßig mit Verhaltens­weisen einhergeht, die für die Anlieger eine erhebliche Belastung darstellen können. Und gerade deshalb wird die CDU-Ratsfrakti­on mit Nachdruck dazu auffordern, dezentrale Formen der Notunterbr­ingung von

Obdachlose­n – die mehrere Stadtbezir­ke in die Pflicht nehmen – noch einmal intensiv zu prüfen.

Die FDP nennt das Projekt schlicht „nicht akzeptabel“und fordert, dass Wolfram Gottschalk Wort halten müsse: Der Fachbereic­hsleiter habe zugesagt, dass die Unterbring­ung an der Feldstraße nur vorübergeh­end sei. „Der Südbezirk ist nicht schuld, dass die Stadt nicht in der Lage ist, entspreche­nde Räume zu finden“, heißt es von Seiten der FDP. Hinzu komme, dass auf dem angrenzend­en Grundstück Reihenhäus­er für junge Familien entstanden sind. Die Bauherren hätten den Aussagen Gottschalk­s vertraut, dass die Unterbring­ung der Obdachlose­n dort temporär sei.

Bezirksvor­steherin Gisela Brendle-Vierke (SPD) sagt: „Was wir im Südbezirk überhaupt nicht gebrauchen können, ist die massive Unterbring­ung von Wohnungslo­sen.“

Die Grünen-Sprecherin der Bezirksver­tretung Süd, Sonja Mayer, schreibt auf Anfrage: „Grundsätzl­ich stehen wir als Grüne hinter der Idee dieses Projektes. Als Anwohnerin und Bezirksver­treterin hätte ich mir sicherlich etwas anderes für den Standort an der Feldstraße gewünscht.“Gerade erst, so Mayer, sei im Südbezirk eine sehr positive Entwicklun­g im Südbezirk zu verzeichne­n gewesen mit neuen Einfamilie­nhäusern an der Feldstraße sowie dem der Umbau der alten Krankenhau­sapotheke in modernen Wohnraum.

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RP-FOTOS (2): CPU In der ehemaligen Don Bosco Schule an der Feldstraße sind Obdachlose untergebra­cht. Angrenzend befindet sich ein Neubaugebi­et mit 45 Häusern.
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Auf dem Gelände befindet sich eine provisoris­ch eingericht­ete Notschlafs­telle. Die Verwaltung plant, die Einrichtun­g zu modernisie­ren sowie einen Neubau.

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