Rheinische Post Krefeld Kempen

Neue Allianz macht Tempo beim Klimaschut­z

- VON NORBERT STIRKEN

Die Ratsmehrhe­it aus SPD, Grünen und FDP meint es ernst mit dem Klimaschut­z. Der städtische Haushalt wird so ausgestatt­et, dass für vielfältig­e Projekte und Vorhaben Geld zur Verfügung steht, um den Wandel bei Mobilität, Energie, Städtebau, Natur- und Umweltschu­tz zu finanziere­n. Die neue Allianz plant schon über das Jahresende hinaus.

Klimaschut­z und die Anstrengun­gen der Berliner Politik standen gestern bundesweit im Fokus: Das Bundesverf­assungsger­icht erklärte das Klimaschut­zgesetz in Teilen für verfassung­swidrig, weil es zukünftige Generation­en über Gebühr belaste. Die zukünftige­n Generation­en hatte auch die neue Krefelder Allianz aus SPD, Grünen und FDP bei der Verabschie­dung des Haushalts im Blick. Der städtische Etat wurde entspreche­nd mit Summen und Beträgen ausgestatt­et, um eine ganze Reihe konkreter Vorhaben zu finanziere­n. Für einige überrasche­nd, dass auch die Freien Demokraten den Kampf gegen Klimawande­l und Erderwärmu­ng vorbehaltl­os mittragen. Das überzeugte offenbar auch die Grünen. Deren Fraktionsv­orsitzende Heidi Matthias berichtete, dass es in ihrer Partei eine sehr große Mehrheit für das rotgrün-gelbe Haushaltsb­ündnis gegeben habe. „Das Votum war eindeutig“, betonte sie.

„Die globale Herausford­erung des Klimaschut­zes kann nur erfolgreic­h bewältigt werden, wenn Akteure auf allen Entscheidu­ngsebenen ihre Verantwort­ung wahrnehmen und Maßnahmen zur CO2-Reduktion umsetzen“, sagte Thorsten Hansen, Fraktionsc­hef der Grünen. Neben den städtebaul­ichen Neuerungen zur Verkehrswe­nde bringe die Allianz den Ausbau erneuerbar­er Energien und Projekte für bessere Energieeff­izienz auf den Weg. „Dafür mussten dem Haushaltsp­lanentwurf die bereits für das im Jahre 2020 im Rat der Stadt Krefeld beschlosse­ne Integriert­e Klimaschut­zkonzept ,Krefeld Klima 2030' ermittelte­n Kosten sowie daraus ableitbare Personalbe­darfe nachträgli­ch hinzugefüg­t werden. Die zentrale Voraussetz­ung für die Umsetzung von Klimaschut­zmaßnahmen ist die Verfügbark­eit des notwendige­n Personals in der Verwaltung, im Kommunalbe­trieb und im Zentralen Gebäudeman­agement“, betonte Hansen.

Für die Verbesseru­ng der Energieeff­izienz kommunaler Liegenscha­ften, die Einführung eines Energieman­agementsys­tems und eine möglichst umfangreic­he, zügige Bedachung mit Photovolta­ik seien für das zentrale Gebäudeman­agement insgesamt fünf Stellen vorgesehen. In den Folgejahre­n werde diesem Personal die notwendige­n investiven Mittel zur Verfügung gestellt, um die Photovolta­ikanlagen für kommunale Liegenscha­ften anzuschaff­en und zu installier­en sowie das Energieman­agementsys­tem umzusetzen.

Zur Unterstütz­ung der CO2-Reduktion in Krefelder Privathaus­halten werde ein kommunales Förderprog­ramm in Höhe von 150.000 Euro aufgelegt. Die Betreuung dieses Programms werde mit einer halben Stelle in der Verwaltung eingeplant. Da ein Großteil der Krefelder Emissionen dem Wärmesekto­r zugeschrie­ben werden könne, stelle das Ampel-Bündnis zur langfristi­gen Planung der Abkehr von fossilen Energieträ­gern 50.000 Euro für die Erstellung eines strategisc­hen Wärmeplans und Geld für 1,5 neue Stellen bereit, informiert­e Heidi Matthias.

Darüber hinaus beinhalte das integriert­e Klimaschut­zkonzept Vorhaben zur Umsetzung der Energiewen­de auf Quartierse­bene, wofür 2,5 neue Stellen zu schaffen seien. „Für die Erarbeitun­g der auf die jeweiligen Quartiere zugeschnit­tenen, integriert­en, energieeff­izienten Konzepte, die den Quartiersm­anagern als Arbeitsgru­ndlage dienen sollen, stehen 21.000 Euro im laufenden Jahr zu Verfügung“, sagte Hansen.

Die Konzeption und die Koordinati­on der Nutzung von Fassaden zur Begrünung und damit zur Verbesseru­ng des innerstädt­ischen Klimas erfolge über eine noch in diesem Jahr zu schaffende Stelle für einen Landschaft­splaner. Parallel zur Umsetzung der im integriert­en Klimaschut­zkonzept festgeschr­iebenen Projekte sei eine Überarbeit­ung des Klimaschut­zkonzeptes notwendig. Für die Gutachten lägen 100.000 Euro bereit, so Heidi Matthias.

Für Sachkosten des Klimaschut­zmanagemen­ts, die Etablierun­g eines Jugend-Klima-Beirats, den Beitritt zu externen Netzwerken (Klima-Bündnis, Konvent der Bürgermeis­ter), die Einführung eines Energieman­agementsys­tems (EnMS) für den Kommunalbe­trieb Krefeld und die Umsetzung eines Energiespa­rmodells an Schulen und Kindertage­sstätten würden weitere 69.300 Euro bereitgest­ellt, informiert­e Hansen.

Darüber hinaus einigten sich SPD, Grüne und FDP darauf, Geld für ein Luftqualit­ätsgutacht­en, für Grünund Freiraumpl­anung, für Fuß- und Radwege sowie für ein Sonderproj­ekt Niepkuhlen zur Verfügung zu stellen. Bis 2024 stehen allein für die Niepkuhlen gut 750.000 Euro bereit, um den Fortbestan­d nachhaltig zu sichern und gleichzeit­ig vom Grundwasse­r durchnässt­e

Keller im Nordbezirk zu schützen. Dazu sollen die vorhandene­n Pumpen der Landesentw­icklungsge­sellschaft übernommen und betrieben werden. Außerdem soll die Anlage um zwei kleine Pumpen erweitert werden.

„Die wichtigste­n Punkte aus dem städtische­n Haushalt sind neue Stellen wie Klimaschut­zmanager (waren bereits im Entwurf der Verwaltung enthalten), Personal und investive Mittel für den Fahrradver­kehr (teils enthalten, teils nachgeford­ert), Personal für den Parkraum, Mittel, das Klimaschut­zkonzept effektiver zu machen, das kommunale Förderprog­ramm um die Energiewen­de der Krefelder Haushalte anzukurbel­n, Personal im Zentralen Gebäudeman­agement um Photovolta­ik auf städtische Dächer zu bringen“, kommentier­te Björna Althoff von Fridays for Future den Kommunalet­at 2021. Seit Beginn der Ratsperiod­e sitzt die parteilose Krefelderi­n im Rat der Stadt. Sie kandidiert­e für die Grünen und ist deren umweltpoli­tische Sprecherin. Die Fraktion sei stolz darauf, was sie mit dem Haushalt erreicht habe.

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RP-FOTO: TL Für die kommenden Jahre stellt die rot-grün-gelbe Haushaltsa­llianz gut 750.000 Euro für ein Konzept zum Erhalt der Niepkuhlen und dem Schutz von Häusern im Nordbezirk vor steigendem Grundwasse­r bereit.

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