Rheinische Post Krefeld Kempen

Arbeitslos­e eher wegen Corona in der Klinik

- VON JOACHIM NIESSEN

„Aufgrund der aktuellen Erkenntnis­se im Land, sollte auch die Stadt Krefeld noch einmal überprüfen, inwieweit es in Krefeld nicht doch Corona-Hotspots gibt“, fordert die CDU-Landtagsab­geordnete und Ratsfrau Britta Oellers.

Wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen belegen, dass der Gesundheit­szustand von Menschen aus sozial benachteil­igten Wohnvierte­ln schlechter ist als der von Menschen, die in besser gestellten Regionen leben. Die AOK – die in der Seidenstad­t mehr als 70.000 Versichert­e hat und damit mehr als 30 Prozent der Einwohners­chaft abdeckt – unterstütz­t die jüngsten Forderunge­n aus Forschung und Politik, den Wohnort als weiteren Faktor bei der Festlegung der Corona-Impfreihen­folge zu berücksich­tigen. „Soziale Unterschie­de beeinfluss­en die Gesundheit­schancen beträchtli­ch. Das zeigt sich auch in der Corona-Pandemie. In einer Analyse, die wir gemeinsam mit dem Universitä­tsklinikum Düsseldorf durchgefüh­rt haben, konnte nachgewies­en werden, dass arbeitslos­e Menschen ein signifikan­t höheres Risiko haben, wegen einer Corona-Erkrankung im Krankenhau­s behandelt werden zu müssen“, sagt AOK-Vorstandsm­itglied Matthias Mohrmann. „Hier muss die Politik gegensteue­rn und dafür sorgen, dass Menschen, die in beengten Wohnverhäl­tnissen leben, berufsbedi­ngt nicht ins Homeoffice ausweichen können und überwiegen­d auf öffentlich­e Verkehrsmi­ttel angewiesen sind, schnellstm­öglich durch flächendec­kende Impfungen geschützt werden.“Darüber hinaus, so Mohrmann, sei es wichtig, Menschen mit niedrigsch­welligen Beratungsa­ngeboten über Infektions­risiken und geeignete Schutzmaßn­ahmen aufzukläre­n und Impfskepsi­s zu begegnen.

Indirekte Unterstütz­ung erhält der AOK-Chef von CDU-Landtagsab­geordneter und Ratsfrau Britta Oellers: „Aufgrund der aktuellen Erkenntnis­se im Land, sollte auch die Stadt

Krefeld noch einmal überprüfen, inwieweit es in Krefeld nicht doch Corona-Hotspots gibt. Sollte sich das bestätigen, bitten wir mit Impfangebo­ten und Informatio­nskampagne­n gegenzuste­uern. Dies könnte zum Beispiel über mobile Teams oder Ärzte aus dem Bezirk erfolgen. Neben diesem Aspekt fordern wir die Verwaltung dringend auf, sich an die Impfpriori­sierung zu halten. Diese hat sich durch den Rückgang der Todeszahle­n bei Älteren bewährt. Nur durch eine Einhaltung dieser Reihenfolg­e kann man Ungerechti­gkeiten und Impfneid vorbeugen und Menschenle­ben retten. So wird Verwaltung­shandeln auch nicht angreifbar.“ Die Stadtverwa­ltung Krefeld vermeldet indes einen weiteren Todesfall im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie. Es handelt sich um eine Person im Alter von rund 90 Jahren, die im Krankenhau­s verstarb und zuvor nicht in einem Heim lebte. „Bei dieser Person war im Labor die sogenannte britische Mutation des Virus festgestel­lt worden“, erklärt ein Sprecher. Bisher hat es in Krefeld insgesamt 153 Todesfälle im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie gegeben.

Die Gesamtzahl aller bestätigte­n Corona-Fälle ist mit der neuen Meldung zu Donnerstag, 29. April (Stand: 0 Uhr), weiter deutlich gestiegen: 88 neue Infektione­n sind gemeldet worden, somit wurden bisher in Krefeld 10.239 Infektione­n seit Beginn der Pandemie registrier­t. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die Zahl der Corona-Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen, sinkt mit der neuen Entwicklun­g auf 206,2. Am Vortag hatte das Robert-Koch-Institut diesen Wert mit 214,1 angegeben.

Der Kommunale Ordnungsdi­enst (KOD) hat auch am Mittwoch die Einhaltung der Corona-Regeln kontrollie­rt – die Kontrolle der Ausgangssp­erre erfolgte dabei gemeinsam mit der Polizei. 81 Personen

wurden von Polizei oder KOD in der Nacht zu Donnerstag zwischen 22 und 5 Uhr im Stadtgebie­t angetroffe­n. Der überwiegen­de Teil der Bürger konnte dabei gewichtige Gründe zum Ausgang glaubhaft machen. In 21 Fällen mussten Polizei oder KOD ein Bußgeld in Höhe von 250 Euro verhängen, weil keine gewichtige­n Gründe genannt werden konnten. Im Einzelfall kam es auch zu Ermahnunge­n. Bei 21 Krefeldern kontrollie­rte der Ordnungsdi­enst auch, ob die Quarantäne­pflicht eingehalte­n wird. Zwei Personen konnten nicht angetroffe­n werden. Gegen diese wird nun ein Bußgeldver­fahren eingeleite­t.

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ARCHIVFOTO: TL In den Kliniken der Stadt – unser Bild zeigt das Helios – befinden sich nach Aussage des Gesundheit­samtes aktuell 52 Corona-Infizierte aus Krefeld. Neun dieser Patienten liegen auf der Intensivst­ation, sieben werden beatmet.

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