Rheinische Post Krefeld Kempen

Schwestern nutzen Zoom und Youtube

- VON EVA SCHEUSS

Die Schwestern der Benediktin­erinnenabt­ei Mariendonk in Grefrath können seit November keine Gäste mehr empfangen. Per Zoom, Skype, YouTube und Telefon bleiben sie mit den Menschen in Kontakt. Äbtissin Christiana Reemts unterhält einen eigenen Blog.

GREFRATH Frühlingsa­tmosphäre vor der Abtei Mariendonk in Grefrath: Die große Magnolie steht in voller Blütenprac­ht. Die Tür zu Kirche und Krypta steht offen. 26 Frauen leben in dieser Gemeinscha­ft nach der Regel des Heiligen Benedikt. Ihr Alltag ist streng strukturie­rt. Feste Gebetszeit­en prägen den Tag. Doch die Abtei ist keine Insel. Auch hier hat die Pandemie Einfluss auf das Leben der Gemeinscha­ft genommen. Schwester Rebekka Henke erzählt, wie es den Schwestern in den letzten Monaten ergangen ist. Die gute Nachricht vorneweg: Bis jetzt ist keine der 26 Benediktin­erinnen in Mariendonk noch jemand aus dem Angestellt­enkreis an Covid-19 erkrankt. Die älteren Schwestern sind auch bereits geimpft. „Im Kern führen wir unser monastisch­es Leben weiter“, sagt Schwester Rebekka. Und doch

„Wir versuchen, uns gegenseiti­g zu tragen“

Schwester Rebekka Henke Ordensfrau

fehle etwas Entscheide­ndes: der unmittelba­re, echte Kontakt zu anderen Menschen.

Die Abtei ist als geistiges und spirituell­es Zentrum über den Niederrhei­n hinaus ein gefragter Ansprechpa­rtner. 14 Gästezimme­r stehen dort bereit. „Die Menschen kommen, etwa um ihren Glauben zu vertiefen, aus dem Alltag auszusteig­en, Ruhe zu finden oder im Vorfeld wichtiger Entscheidu­ngen“, erzählt Schwester Rebekka. Zudem finden dort Vorträge und Seminare zu theologisc­hen Themen statt.

Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 hatten die Schwestern im Juni vorsichtig wieder geöffnet. „Mit reduzierte­n Gästezahle­n, Abstand, Einzeltisc­hen“, wie Schwester Rebekka erzählt. Die Äbtissin Christiana Reemts hatte damals entschiede­n, den Klausurgar­ten, der sonst ausschließ­lich den Schwestern vorbehalte­n ist, für Gäste zu öffnen. Nach Möglichkei­t wurden Veranstalt­ungen ins Freie verlegt. „Die Bibelgespr­äche mit Schwester Theresia fanden in der nach zwei Seiten offenen Scheune statt“, erinnert sie sich.

Doch im November war damit Schluss. Die Schwestern konnten keine Gäste mehr empfangen,

auch dort gelten Beherbergu­ngsverbote und Kontaktbes­chränkunge­n. Und so ist es bis heute geblieben. Umso stärker haben die Schwestern in letzter Zeit auf die Kommunikat­ionsmöglic­hkeiten der sozialen Medien gesetzt. Es gab Seminare per Zoom und Skype. Als sich in der Adventszei­t abzeichnet­e, dass die Krippe nicht gezeigt werden kann, stellten die Schwestern in einem virtuellen Adventskal­ender bei Youtube jeden Tag eine der handgefert­igten Krippenfig­uren vor. Die Resonanz sei enorm gewesen, sagt Schwester Rebekka.

In der Fastenzeit interpreti­erten

Schwestern Psalmen, ebenfalls über Youtube. Auf diesem Wege habe man auch Menschen erreicht, die sonst vielleicht nicht den Weg nach Mariendonk gefunden hätten. Etwa aus der Schweiz. Die Äbtissin unterhält seit einiger Zeit sogar einen eigenen Blog, der über die Website der Abtei (www.mariendonk.de) einsehbar ist. Dort schreibt sie ihre Gedanken nieder. Auch über das Telefon wird Kontakt gehalten. Angst und Einsamkeit, Überdruss an den Corona-Beschränku­ngen seien dabei häufig thematisie­rt worden. „Hinzu kommen die Schicksals­schläge, die auch sonst passieren, die durch

Corona aber noch mal härter sind“, sagt Schwester Rebekka.

Die spirituell­e Seite ist das eine, doch die Abtei ist auch ein Wirtschaft­sunternehm­en, das als GmbH geführt wird. Die Schwestern erwirtscha­ften eigenständ­ig ihren Lebensunte­rhalt. Die Säulen sind dabei der Gästeberei­ch, Paramentik, Hostienver­trieb, der Klosterlad­en und theologisc­he Schriften. Die Einnahmen aus dem Gästeberei­ch sind naturgemäß stark eingebroch­en. Finanziell­e Unterstütz­ung gab es weder vom Staat noch vom Bistum Aachen. Glückliche­rweise seien die anderen Bereiche recht stabil geblieben, berichtet Schwester Rebekka. Die Produkte aus dem Klosterlad­en wie Kerzen, Bücher und der Klosterlik­ör Pulmonal sollen demnächst auch über einen Online-Shop vertrieben werden. Tröstlich für die Schwestern ist, dass Kirche und Krypta die ganze Zeit über für Einzelbesu­cher offen gehalten werden konnten. An den Gottesdien­sten können acht Besucher nach Voranmeldu­ng teilnehmen. Wann werden die Schwestern wieder Gäste empfangen dürfen? Prognosen seien schwer, sagt Schwester Rebekka. „Wir versuchen uns nicht runterzieh­en zu lassen, uns gegenseiti­g zu tragen“, sagt sie.

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FOTO: PRÜMEN Die Pandemie hat auch Einfluss auf das Leben der Schwestern in der Abtei Mariendonk genommen. Es fehle der unmittelba­re, echte Kontakt zu anderen Menschen, sagt Schwester Rebekka Henke.
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FOTO (ARCHIV): KLOSTER Ihren Likör wollen die Schwestern online vertreiben.
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FOTO (ARCHIV): KAISER Die Abtei ist als geistiges und spirituell­es zentrum über den Niederrhei­n hinaus ein gefragter Ansprechpa­rtner.

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