Rheinische Post Krefeld Kempen
Koch-Azubis haben mehr Zeit zum Üben
Die Ausbildung zum Koch und zum Restaurantfachmann läuft im Schiefbahner Kaiserhof trotz der Pandemie nahezu normal weiter. Josef Hiller sucht für dieses Jahr auch noch Auszubildende.
SCHIEFBAHN Wie viele Lehrlinge Josef Hiller in seinem Leben schon ausgebildet hat, kann der Inhaber des Restaurants Kaiserhof im Unterbruch in Schiefbahn gar nicht mehr sagen. Seit 1975 besitzt er den Ausbilderschein, und seit diesem Zeitpunkt bildet er auch aus. „Meine Frau Katrin und ich führen seit 27 Jahren den Kaiserhof. Allein in dieser Zeit haben wir jedes Jahr mindestens einen Koch und einen Restaurantfachmann ausgebildet. Aber oft waren es auch in jedem Bereich zwei Lehrlinge“, sagt Josef Hiller. Aktuell sind es vier Köche – zwei im ersten und zwei im zweiten Lehrjahr –, die im Kaiserhof lernen. Eine weitere Köchin und ein Restaurantfachmann haben gerade die jeweilige Gesellenprüfung abgelegt.
Die Corona-Pandemie stellt dabei kein Hindernis dar, weder in der Berufsschule noch im Betriebsteil. Über die Schule erhalten die Azubis Aufgaben, die sie zu Hause ausarbeiten müssen. „Wir arbeiten mit unseren Lehrlingen gemeinsam an den Aufgaben der Berufsschule. Darüber hinaus wird weiter theoretisch gelernt. Eigentlich ist es sogar ein Vorteil für die Lehrlinge, denn wir alle haben viel Zeit zum gemeinsamen Lernen und Üben. Das praktische Arbeiten erfolgt ebenso bei uns“, berichtet Josef Hiller.
So saßen Chef und Chefin aktuell mit den jeweiligen Koch-Azubis corona-konform zusammen und beschäftigten sich mit der Kalkulation. Das war nämlich eines der derzeitigen Schulthemen. Die Küche an sich ist aufgrund des Angebotes Essen zum Mitnehmen und des Wohnmobil-Dinners normal in Betrieb, und die Koch-Lehrlinge arbeiten unter den Anweisungen des Küchenchefs wie immer. Der gerade ausgelernte Restaurantfachmann war indes beim Wohnmobil-Dinner im Einsatz. Dinge, wie zum Beispiel Tische festlich eindecken oder eine Veranstaltung vorbereiten, wurden einfach so geübt.
Alle Azubis, darunter auch die beiden Prüflinge, sind sich einig, dass sie in Sachen Ausbildung aufgrund der Pandemie nichts verpassen. Die gerade frisch ausgelernte Köchin sowie den Restaurantfachmann haben die Hillers übernommen, auch wenn mit Kurzarbeit gestartet werden muss. „Momentan ist es vielleicht etwas schwierig, aber wenn wir wieder starten dürfen, brauchen wir die Mitarbeiter“, sagt Hiller.
In seinen Auszubildenden sieht der Gastronom die Zukunft. Er möchte der Branche viele Fachleute zurückgeben. Er selbst habe in jungen Jahren das Glück gehabt, immer unter sehr guten und engagierten Chefs gearbeitet zu haben, die ihn förderten und forderten. Josef Hiller
macht das mit der Ausbildung in seinem Unternehmen ebenso. Bislang ist ihm das immer geglückt: Alle Lehrlinge vom Kaiserhof, Köche wie Restaurantfachleute, haben die Gesellenprüfung bestanden.
Neue Lehrlinge zu gewinnen, sieht Josef Hiller in Pandemiezeiten als schwieriger an. Normalerweise besucht er Schulen und weitere Ausbildungsveranstaltungen, oftmals zusammen mit seinen Azubis, und informiert über die beiden Berufsbilder. Das alles fällt derzeit weg.
Josef Hiller setzt bei Bewerbungen weniger auf das Zeugnis an sich, sondern mehr auf das persönliche Gespräch und ein Praktikum. Wer beruflich in die Gastronomie möchte, der muss wissen, dass zu Zeiten gearbeitet wird, in denen viele andere Menschen frei haben. Das müsse jedem Azubi vom ersten Moment an klar sein, hebt Josef Hiller hervor.
Beim Praktikum stellt sich dann schnell heraus, ob es der richtige Beruf ist. Wer im Kaiserhof den Vertrag unterschreibt, hat das Ziel vor Augen, in drei Jahren – es kann auch verkürzt werden – seine Gesellenprüfung zu machen. Josef Hiller will dabei so viel Wissen wie möglich vermitteln. „Ohne Wissen bewegt man sich auf einem kleinen, engen Terrain. Wissen gibt Handlungsspielraum“, betont Josef Hiller.
Den Schulabschluss und die Ausbildung sieht er lediglich als zwei Bausteine auf einem Lebensweg. Immer am Ball bleiben und lernen lautet seine Devise – und das gibt er seinen Lehrlingen auch mit.