Rheinische Post Krefeld Kempen

Fachleute sehen Drogenkons­umraum mit Skepsis

-

Die Stadt ist drauf und dran, in einen Konsumraum zu investiere­n, finanziert aber keine einzige Stelle für die Vorbeugung: Diese Priorisier­ung stößt auf Skepsis.

(vo) Die Aussicht, dass Krefeld bald einen Drogenkons­umraum bekommen könnte, löst bei den Drogen-Fachleuten Krefelds keine Euphorie aus – genauer: weiterhin keine Euphorie. Hintergrun­d: Die Krefelder Gesundheit­skonferenz hat 2019 im Rahmen der Fortschrei­bung des Suchthilfe­konzepts einem Drogenkons­umraum keine hohe Priorität zugemessen. An dieser Einschätzu­ng hat sich bei der Caritas, die die Drogenhilf­e in Krefeld fachlich trägt, bis heute nicht viel geändert. „Die Priorität halten wir für nicht weit vorn“, erklärte die Caritas-Drogenexpe­rtin Ute Kaber auf Anfrage.

Ein solcher Raum könne eine sinnvolle Ergänzung sein, müsse aber in das bestehende Suchthilfe-System eingebunde­n sein, so Kaber. Hier liege auch der Grund, warum die Caritas an der Konzeption für diesen Raum mitarbeite. Kaber plädiert dafür, den Konsumraum mit einem Tagestreff zu verbinden, in dem sich die Abhängigen aufhalten können und ansprechba­r seien. Die Anschubfin­anzierung für einen Drogenkons­umraum wird voraussich­tlich mit dem von SPD, Grüne und FDP getragenen Haushalt der Stadt verabschie­det; er ist Thema bei der Ratssitzun­g am Donnerstag.

Das in Krefeld installier­te Suchthilfe-System habe deutlich andere Prioritäte­n, erläutert Kaber. Das Geld, das in den Konsumraum fließe, sähe sie lieber in anderen Bereichen wie in der Suchtvorbe­ugung: „Die Stadt unterhält bis heute keine einzige Stelle in der Suchtpräve­ntion. Suchtvorbe­ugung finanziere­n wir mit einer kleinen Landesmitt­elförderun­g.“Kein Engagement in die Prävention, aber viel Geld in einen Konsumraum stecken: Diese Priorisier­ung findet Kaber problemati­sch. Sie hat den Eindruck, dass der Drogenkons­umraum vor allem aus ordnungspo­litischen Motiven eingeführt wird – demnach ist er Mittel, die Abhängigen von der Straße zu holen.

Kabers Skepsis gegenüber einem Drogenkons­umraum ist nicht neu. 2019 hieß es laut Protokoll in der Krefelder Gesundheit­skonferenz, „dass bei den Fachstelle­n ein konkreter Bedarf an einem Drogenkons­umraum in Krefeld weiterhin nicht erkennbar sei, was aber nicht bedeute, dass seine Sinnhaftig­keit nicht weiter beobachtet werden sollte“. Zugleich weist die Konferenz auf „den gesetzlich vorgegeben­en hohen Aufwand – auch finanziell­er Art – hin. Die Gesundheit­skonferenz setzt sich aus Vertretern der im Gesundheit­swesen tätigen Einrichtun­gen, Organisati­onen und Gruppen zusammen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany