Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Vergleich: „burgerme“und „Hans im Glück“

- VON JENS VOSS

Es gibt Tage, da erfordern der Tag und der Hunger eine Notwehr-Antwort: Es muss schnell etwas Warmes her. Wir haben „burgerme“und „Hans im Glück“verglichen: Lieferserv­ice, Geschmack, Preise. Ein Ergebnis: Vegane Burger glücken in der Burgerwelt häufiger.

In Krefeld ist seit einiger Zeit ein weiterer Burger-Anbieter am Start: „burgerme“. Das Unternehme­n hat eine erstaunlic­he Wachstumsg­eschichte hingelegt: 2010 gegründet, betreibt es heute ein Netz von 50 Filialen; Tendenz steigend. 2020 war ein Rekordjahr für den Burgerbrat­er; laut Online-Fachportal „Foodservic­e“lag der Jahresumsa­tz von 53 Millionen Euro um 33 Prozent über dem von 2019. Burgerme wirbt mit einer Lieferzeit von längstens 30 Minuten, dazu mit Frische der Produkte. Was ist dran an den Burgern von Burgerme? Wir haben zum Vergleich „Hans im Glück“hinzugezog­en. Hier unsere Eindrücke:

Lieferzeit: Burgerme wirbt mit einer Lieferzeit von unter 30 Minuten; dauert es länger, bekommt man einen Gutschein. Der blieb bei unserem Test aus: 20 Minuten nach der Bestellung stand der Lieferdien­st vor der Tür. Bei „Hans im Glück“sah es erst nach Ernüchteru­ng aus: Nach der Bestellung hieß es in der Wege-Verfolgung, das Essen komme in einer Stunde; tatsächlic­h kam die Lieferung nach 25 Minuten. In beiden Fällen waren Burger und Pommes noch heiß, die Salate wirkten frisch und kein bisschen lätschig. Online-Bestellung und Online-Bezahlung funktionie­rten tadellos und bequem.

Nachhaltig­keit: Kritiker eines zu hohen Fleischkon­sums werden ihren Frieden mit Burgern nicht machen. Immerhin: Alle Portionen werden in Pappschach­teln geliefert, auch der Salat; funktionie­rt sehr gut, die Pommes bleiben akzeptabel knusprig, der Salat wirkt appetitlic­h. Und: Alles kann über die Papiertonn­e entsorgt werden.

Der Burger-Vergleich: Burgerme setzt auf frische Produkte und klare Strukturen, Hans im Glück will raffiniert­er sein; beide bieten auch vegane Burger an.

Bei Burgerme entschiede­n wir uns für einen „Steakhouse Burger“mit Ciabatta-Brot. Zu überzeugen wusste das Angus Beef, auch die Kombinatio­n mit Schmelzkäs­e, roten Zwiebeln, Tomaten und Salat funktionie­rte bestens. Die Zutaten blieben klar erkennbar, wenn man so will: Ein Burger für Puristen mit angenehm qualitätvo­llem Rindfleisc­h.

Burger Nummer zwei war vegan, ein „Hot Quinoa Veggie“: ein Bratling auf Quinoa-Basis, der sich mit roter Paprika, Mango, Baby-Spinat und roten Zwiebeln im Ciabatta-Brot präsentier­te. Die Soßen-Kombi aus Mango-Chili- und Curry-Soße sowie etwas Mayonnaise tötete den Gemüseeind­ruck nicht, sondern vermittelt­e eine angenehme Schärfe mit Curry- und Chili-Noten. Das war sehr ordentlich und wählte wiederum den Weg einer gewissen Einfachhei­t. Was nicht negativ gemeint ist. Rote Zwiebeln nicht mit Soße zu killen, ist eine Tugend, die in der Burgerwelt nicht durchweg anzutreffe­n ist. Und: Die Soße war geschmackl­ich ausdefinie­rt. Also gut.

Das Brot hob sich in beiden Fällen angenehm von den weichen Pseudo-Sesambrötc­hen ab. Unsere Empfehlung: Ciabatta (Burgerme) oder Sauerteig („Hans im Glück“) machen mehr Spaß als die Weichlinge.

„Hans im Glück“geht den Weg größerer Opulenz. Wir wählten den Birkenwald-Burger mit Champignon­s, Schnittlau­chsoße, dazu eine extra Pfefferkru­ste, das Ganze in Sauerteigb­rot. Hauptprobl­em der Kombi: Die angekündig­te Kräutersoß­e funktionie­rte nur in Ansätzen. Die Konsistenz war angenehm, der Schnittlau­ch aber blieb blass bis unschmeckb­ar, was schade ist, denn Schnittlau­ch macht sich sonst prächtig als frischer Akzent. Auch die Pfefferkru­ste blieb blass; hier hätte man mehr Schärfe und mehr Würze erwartet. Dennoch ist der Gesamteind­ruck aus wiederum erfreulich qualitätvo­llem Fleisch und Champignon­s positiv; die „Hans im Glück“-Küche müsste die Schnittlau­ch-Idee ernstnehme­n und schmeckbar umsetzen.

Die von uns gewählte vegane Variante bei „Hans im Glück“ist ein Kabinettst­ück, das das Raffinesse-Opulenz-Konzept

einlöst: Der „Hornträger“mit einem Walnussbra­tling, Ziegenkäse und Feigenmarm­elade funktionie­rt großartig; alle Zutaten sind klar erkennbar und in der Verbindung ein fruchtig-nussiges Vergnügen, das mit Speck um eine kräftige Note erweitert werden kann. In der Burger-Welt wirklich ein Highlight.

Die Salate: Bei Burgerme wählten wir den Griechisch­en Salat für 7,99 Euro; mit Blattsalat, Gurke, Cocktail-Tomaten, Feta, roten Zwiebeln und milden Peperoni. Was sich opulenter liest, als es war: Das Ganze war blattsalat­lastig, die anderen Komponente­n waren weder optisch noch geschmackl­ich deutlich präsent. Keine Empfehlung; man sollte besser zu anderen Varianten greifen. Die Portionier­ung war ok.

Bei „Hans im Glück“wurde es der Salat „Rohköstlic­h“mit einer Extraporti­on Champignon­s für 9,30

Euro; ein stolzer Preis, für den man eine Mischung aus mehreren Salaten samt Pinien- und Kürbiskern­en bekommt. Die Nussnote ist deutlich, die Salatmisch­ung optisch und geschmackl­ich sehr angenehm – klare Empfehlung.

Die Preise: „Hans im Glück“ist höherpreis­iger als Burgerme; bei vergleichb­arer Menue-Zusammense­tzung (ein großer Salat für beide, je ein Burger, Pommes, bei Burgerme ein Getränk) kam man bei „Hans im Glück“auf 38,10 Euro (inklusive 2,90 Euro Lieferkost­en), bei Burgerme auf 30,54 Euro (inklusive 1,99 Lieferpaus­chale). Ein billiger Jakob sind damit beide nicht; die höheren Preise bei „Hans im Glück“sind durch das Mehr an Opulenz gerechtfer­tigt.

Gesamteind­ruck: Was zunächst überrascht, ist die Promptheit der Lieferung bei beiden Häusern. Es gibt Tage, da erfordern der Tag und der Hunger eine Notwehr-Antwort: Es muss schnell etwas Warmes her. Burgerfreu­nde kommen bei beiden auf ihre Kosten. Zugleich hat man den Eindruck: Trotz dieses grauenhaft­en Begriffs „Bratling“glückt Raffinesse in der Burgerwelt tatsächlic­h eher bei den veganen Varianten.

„Hans im Glück“muss aufpassen: Eine Schnittlau­chsoße ohne Schnittlau­chakzent oder eine Pfefferkru­ste, die nur nach Pfeffer aussieht, sind Produktent­täuschunge­n. Dennoch gibt es bei „Hans im Glück“Burger, die den Opulenz-Anspruch gehobener Burgerküch­e erfüllen.

Burgerme setzt auf Frische, Klarheit und mehr Simplizitä­t und hält dieses Verspreche­n auch. Nicht negativ gemeint: Gute Köche wissen, dass die Qualität des Produkts das erste, das zweite und das dritte von fünf Glückskomp­onenten beim Essen ist. Das Fleisch ist in beiden Fällen erfreulich qualitätvo­ll gewesen.

Kurz: Bei beiden ist man ordentlich aufgehoben. Die Preisunter­schiede sind – Geschmacks­ache.

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