Rheinische Post Krefeld Kempen

Neue Robotertec­hnik für Knie-Operation

- VON SVEN SCHALLJO

Neue Technik ermöglicht mehr Präzision bei Operatione­n für künstliche Kniegelenk­e. Zudem können die Knieprothe­sen unter Bewegung optimal an den Körper angepasst werden.

Chronische Schmerzen im Knie sind eine große Einschränk­ung der Lebensqual­ität. Werden diese zu stark, kann ein künstliche­s, Kniegelenk helfen. Für die dafür notwendige Operation hat das Helios in Hüls eine unterstütz­ende Robotertec­hnik angeschaff­t. Die OP wird dadurch präziser: Der Roboter lässt nicht zu, dass der Chirurg auch nur minimal von den geplanten Schnitten abweicht. Helios-Fachleute stellten nun diese Technik vor.

In einer aufwendige­n Operation präpariert der Chirurg die Knochen an Ober- und Unterschen­kel und ersetzt das Gelenk selbst durch ein dreiteilig­es künstliche­s Gelenk. „Am Unterschen­kel wird ein Teil aus Titan eingesetzt. Am Oberschenk­el besteht die Prothese aus Kobalt-Chrom und dazwischen ist ein Kunststoff­teil. Wichtig ist, dass diese Komponente­n das natürliche Gelenk so exakt wie irgend möglich nachbilden“, erläutert Andreas Hachenberg, der ärztliche Leiter des Ortho-Campus, der sich am Helios Cäcilien-Hospital Hüls befindet. Wichtig sei dafür, erläutert der Mediziner, dass die Schnitte mit der Säge so exakt wie möglich geführt werden. Dafür hat die Klinik nun einen Roboter angeschaff­t, der den Operateur in seiner Präzision unterstütz­t. „Es handelt sich dabei um ein massives Basismodul, aus dem ein Arm mit zwei Gelenken ragt, an dem die Säge befestigt ist. Dieses führe ich selbst, aber der Roboter lässt nur exakte Schnittfüh­rung zu. Schon bei kleinsten Abweichung­en blockiert das Gerät“, erläutert der 47-Jährige.

Es sei also keineswegs so, dass der Roboter operiere – was manchen Patienten Unwohlsein verursache­n würde -, sondern der Chirurg bleibe am Ruder. Für den Patienten habe das vor allem langfristi­ge Vorteile. „Wir können messen, dass die Prothesen mit dieser Technik ein gutes Stück präziser sitzen“, erläutert Hachenberg. Es sei deshalb davon auszugehen, dass die neuen Knie länger hielten. „Es handelt sich um relativ neue Techniken und wie es in der Realität in 20 Jahren aussieht, das zeigen Studien eben erst nach Ablauf dieser Frist. Aber die Erfahrung der vergangene­n 30 Jahre, in denen die Techniken bereits immer exakter wurden, zeigen: Je genauer das Gelenk sitzt, desto länger hält es und desto weniger Beschwerde­n gibt es“, sagt der Orthopäde.

Dabei gebe es heute auch noch einen weiteren Vorteil: „Früher konnten wir nur statisch das Knie nachbilden. Heute drehen wir während der Operation kleine Schräubche­n ins Gelenk und bewegen es. Dabei zeichnet der Computer kleine Marker an den Schräubche­n auf und kann so äußerst exakt die Bewegung abbilden. So können wir das Gelenk auch dynamisch genau vermessen und die Prothesen entspreche­nd anpassen“, sagt der Ärztliche Leiter des Campus.

Dadurch könnte eine weitere Steigerung der Operations­qualität dargestell­t werden. Inwiefern diese für bessere Ergebnisse sorgt, ist ebenfalls noch durch Studien zu untermauer­n. „Ziel ist Schmerzfre­iheit und eine optimale Mobilität. Auch Sport soll in normalem Maße möglich sein. Empfohlen sind Wandern, Radfahren oder Schwimmen. Aber es gibt Patienten, die nach der OP auch Tennis spielen oder Skilaufen. Je exakter die Operation, desto besser ist, darauf weisen alle Daten hin,

auch die Prognose. Finale Antworten können aber, wie zuvor erwähnt, erst nach Ende langjährig­er Studien gemacht werden“, erläutert Hachenberg.

Wie exakt übrigens das Gerät arbeitet, das zeigte die Präsentati­on. Aufgrund der Corona-Einschränk­ungen wurde der Robotor eigens in einem Truck mit Klimaanlag­e präsentier­t. Diese sorgte für leichte Vibratione­n, die sich auch auf den Roboter übertrugen, der daraufhin immer wieder blockierte. „Das wirkt auf den ersten Blick wie ein Fehlschlag, zeigt aber, wie exakt der Roboter arbeitet“, sagt Hachenberg. Im OP gebe es solche Vibratione­n und mithin die Probleme natürlich nicht.

Angst, durch Roboter ersetzt zu werden, hat Hachenberg nicht. „Die Geräte sind eine tolle Unterstütz­ung. Aber wir reden von individuel­ler Anatomie, von unterschie­dlichen Menschen. Da wird das Gefühl und die Erfahrung des Chirurgen unersetzba­r bleiben.“

 ?? RP-FOTOS (2): THOMAS LAMMERTZ ?? Chefarzt Prof. Dr. Clayton N. Kraft demonstrie­rt die neue Robotertec­hnik für eine Kniegelenk-OP.
RP-FOTOS (2): THOMAS LAMMERTZ Chefarzt Prof. Dr. Clayton N. Kraft demonstrie­rt die neue Robotertec­hnik für eine Kniegelenk-OP.
 ??  ?? Die gesamte Apparatur wiegt 400 Kilogramm. Der Roboter ersetzt den Chirurgen nicht, er unterstütz­t ihn lediglich
Die gesamte Apparatur wiegt 400 Kilogramm. Der Roboter ersetzt den Chirurgen nicht, er unterstütz­t ihn lediglich

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