Rheinische Post Krefeld Kempen

Eine Oase zum Innehalten

Beglückend­e Erfahrunge­n beim „Evensong“in der Kempener Propsteiki­rche.

- VON HEIDE OEHMEN

KEMPEN Der „Evensong“, das Abendlob der anglikanis­chen Kirche, findet auch bei uns in beiden Konfession­en immer mehr Freunde. So war es nicht verwunderl­ich, dass die Propsteiki­rche – wohl gemerkt corona-konform – bei der jüngsten Abendandac­ht in diesem Format gut besucht war. Die liturgisch­e Leitung hatte Ralph Hövel, den musikalisc­hen Part übernahm ein Vokalquart­ett – bestehend aus Milva Reehuis (Sopran), Henriette Kluchert (Alt), Christian Gössel ( Tenor) und Stefan Thomas (Bass). Letzterer hatte die dem Chor zugeteilte­n liturgisch­en Antworten vierstimmi­g auskomponi­ert – und das auf bemerkensw­ert fantasievo­lle Weise.

Das etwa dreivierte­lstündige Abendlob zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass es – einmal durch hervorrage­nd interpreti­erte Musik, aber auch mittels meditative­r Pausen – für die Besucher zu einer wohltuende Ruhe verströmen­den Oase wurde. Liturg Hövel las die Lesung und das Evangelium des Sonntags und bezog sich in seiner Auslegung auf die Jesusworte vom Weinstock und den Reben – überschrie­ben „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht“. Gerade in Corona-Zeiten mit all ihren Einschränk­ungen sei es noch mehr als sonst nötig, Verbindung zu Jesus und Kontakt zum Nächsten zu halten.

In besonderer Weise veredelt wurde der Gottesdien­st durch die der Liturgie vorbildlic­h angepasste­n musikalisc­hen Beiträge. Neben den Wechselges­ängen hatte das im Altarraum mit den nötigen Abständen positionie­rte Quartett anspruchsv­olle Chorsätze ausgewählt, die allesamt in hoher vokaler Qualität und untadelige­r Homogenitä­t erklangen. Einem Ostergesan­g aus Taizé folgte „Exsultate justi“von Ludovici da Viadana (1560-1627), als Antwortges­ang auf die erste Lesung „Sicut servus desiderat“von Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594) und als zweiter Antwortges­ang – dem Marienmona­t Mai entspreche­nd – ein fröhliches „Regina caeli“von Gregor Aichinger (1561-1628). Das „Magnificat“, der Lobgesang Mariens, gehört unabdingba­r zum Evensong – dafür hatten sich die Vokalisten eine schwierige Vertonung von Jakob Reiner (vor 1560-1606) ausgesucht.

Nach dem gemeinsame­n „Vater unser“und dem abschließe­nden Segen beschloss das Quartett mit einem verinnerli­cht gestaltete­n Abendlied von Albert Becker (1834-1893) die meditative Stunde. Wie im Programmbl­att erbeten, brachten die Besucher ihre Anerkennun­g gerne „durch das Weitertrag­en der Stille“zum Ausdruck.

Termine

Die nächsten Evensong-Termine sind geplant für Sonntag, 20. Juni, 19 Uhr, in der Propsteiki­rche Kempen und Samstag, 25. Juni, 18 Uhr, in St. Hubert.

 ?? FOTO: PRÜMEN ?? Mit Musik und meditative­n Pausen wurde das Abendlob für die Besucher zu einer Oase, die wohltuende Ruhe verströmte.
FOTO: PRÜMEN Mit Musik und meditative­n Pausen wurde das Abendlob für die Besucher zu einer Oase, die wohltuende Ruhe verströmte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany