Rheinische Post Krefeld Kempen
Alte Zweiräder sind seine Leidenschaft
Das Herz von Heinz Jacobs schlägt für alte Motorräder. Mit einer NSU Max, einer NSU Quickly und einer Heinkel Tourist nennt der Anrather ein Motorrad, ein Moped und einen Motorroller aus den 1950er- und 1960er-Jahren sein eigen.
ANRATH Der TÜV-Zettel, den Heinz Jacobs in den Händen hält, zeigt Stempel um Stempel. „Hinten haben wir noch ein wenig Platz für weitere“, sagt Heinz Jacobs lächelnd und schiebt das Fahrzeug, das schon so oft durch den TÜV gegangen ist und bei der jüngsten Abnahme für Lacher sorgte, aus der Garage hinaus. „Der Prüfer gab vor, Blinker rechts und Blinker links zu betätigen. Also habe ich den rechten und dann den linken Arm ausgestreckt. Der Prüfer kommentierte das mit dem Satz: ,Es funktioniert ja alles'“, erzählt der 69-Jährige. Blinker hat das alte Motorrad nämlich nicht. Es handelt sich um eine NSU Max, Baujahr 1954.
Das schwarz lackierte Schätzchen mit seinen beiden Sitzen für Fahrer und Sozius, der Luftpumpe unter dem Tank, der runden Glasabdeckung für Kilometer- und Geschwindigkeitsanzeige über der wuchtigen Vorderlampe und den Halbnabenbremsen ist top in Schuss. Dafür sorgt der Anrather seit den 1970er-Jahren. Denn zu diesem Zeitpunkt ging das Motorrad mit seinen 17 PS in seinen Besitz über. Ein Bekannter hatte das Motorrad 1954 bei dem Anrather Zweiradhändler Maahsen gekauft. Gerade einmal vier Jahr später nahm er sie außer Betrieb. Jugendliche lackierten sie irgendwann gelb und fuhren damit über den Acker. „Ich sah sie damals, und mein Herz schlug höher. Anfang der 70er-Jahre schenkte mein Bekannter sie mir mit der Auflage, sie nicht zu verkaufen“, erinnert sich Heinz Jacobs. Technisch einwandfrei in Schuss, gab es an der NSU Max kaum etwas zu restaurieren. Der Anrather gab ihr lediglich ihre Grundfarbe wieder zurück, wobei er allerdings auf die goldenen Zierstreifen, die sie einst gehabt hatte, verzichtete.
„Früher bin ich auch mitgefahren. Aber auf dem Sozius fühlte ich mich immer wie auf einem Schleudersitz,
und das behagte mir nicht“, sagt Ehefrau Monika Jacobs. Anekdötchen hat der Anrather, wenn er mit der Max unterwegs ist, reichlich zu erzählen. „Im vergangenen Sommer machte ich eine Rast in der Nähe von Wildenburg in der Eifel. Ein wildfremder Mann sprach mich an, was ich für die Max haben wolle. Er würde sie sofort kaufen und mich auch zum Bahnhof fahren, damit ich wieder nach Hause käme“, erzählt Heinz Jacobs. Doch zu verkaufen ist das Schätzchen nicht.
Das gilt auch für die beiden weiteren motorisierten Zweiräder von Jacobs: eine NSU Quickly und eine Heinkel Tourist. Bei einem ehemaligen Klassenkameraden sah er das völlig verrostete Moped aus dem Jahr 1957. „Damals waren diese Mopeds heiß begehrt. Dann kamen die Autos mehr und mehr auf. Die Mopeds verschwanden von den Straßen“, sagt Heinz Jacobs. Ihm blutete das Herz beim Anblick der vergammelten NSU Quickly. Es kam zum Besitzerwechsel, und der Motorradfan schrieb an die NSU, um sich Tipps zur Restaurierung zu holen. Dazu sammelte er Reparaturberichte und eignete sich alles autodidaktisch an, was er an Wissen für die Reparaturen brauchte. Die Ersatzteilbeschaffung gestaltete sich schwierig, was ihn aber nicht entmutigte. Die außergewöhnliche Originalfarbe, vielen als Erbsensuppengrün bekannt, ließ Heinz Jacobs eigens anmischen, um das Moped im Originalglanz wieder erstrahlen zu lassen.
Und dann zog der Motorroller ein. „Eigentlich war ich auf der Suche nach einer Vorkriegs-NSU“, berichtet der Elektroingenieur. Er stieß auf die Heinkel Tourist aus dem Jahr 1964, die der Vorbesitzer komplett auseinandergenommen hatte und dann vor der eigentlichen Restaurierung kapitulierte. 550 Mark wechselten den Besitzer. „Ich bin damals in der Garage des Verkäufers herumgekrochen und habe versucht, jedes Teil des Motorrollers zu finden“, sagt Jacobs. Er fand sie fast alle.
Die Restaurierung gestaltete sich zwar langwierig, war aber durch den Heinkel-Club, in dem er direkt Mitglied wurde, einfacher. Über diesen kam er an alle benötigten Ersatzteile heran. Der Anrather baute sich unter anderem eine Kabine für das Sandstrahlen sowie das Lackieren und machte sich ans Werk. Und so erstrahlt auch die Tourist wieder in alter Frische mit roter Sitzbank inklusive Ersatzrad. Heinz Jacobs liebt die gemütlichen Ausfahrten mit seinen Maschinen, wobei die NSU Max sein absoluter Liebling ist.
Redaktion Kempen