Rheinische Post Krefeld Kempen
CHTC steht vor einem Scherbenhaufen
Erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnten steigt der Traditionsverein aus der Hockey-Bundesliga ab. Zu lange wähnte sich der Klub, der die Play-offs um die Deutsche Meisterschaft angepeilt hatte, in Sicherheit. Dabei kommt der Abstieg nicht einmal überraschend.
Als am Sonntag um 14.45 Uhr Nürnbergs Maximilian Jordan den CHTC endgültig in die zweite Liga schoss, war dies für alle Krefelder ein Schock. Knapper als im Shootout des Entscheidungsspiels konnte dies nicht ausgehen. Betrachtet man die längerfristige Entwicklung, kam dieser dennoch nicht total überraschend. Die Gründe dafür sind, wie so oft, vielfältig.
Die Niederlagenserie war tödlich. Die Corona-Saison wird wohl als die längste der Bundesligageschichte in Erinnerung bleiben. So liegt der letzte Sieg des CHTC sieben Monate zurück. Es folgten ein Remis und eine Serie von zwölf verlorenen Spielen am Stück. Zwar gab es nur wenige klare Niederlagen (1:4 gegen Mülheim, 1:6 gegen Harvestehude), doch es fehlte die Qualität, knappe Spiele für sich zu entscheiden. Nach dem Sieg gegen UHC Hamburg war der CHTC noch Zweiter, doch aufgrund der Negativserie erreichte er nicht die angestrebten Play-offs, sondern in den Play-downs.
Schön gespielt, aber ohne Biss. Trotz spielerisch oft ansprechender Leistung fehlte in beiden Kreisen oft die letzte Konsequenz. Vorne war die Chancenverwertung trotz der 15 Treffer von Timo Kossol und der neun von John McKee insgesamt zu schwach. In der Defensive untergrub man die eigentlich stabile Leistung zu oft durch leichte Fehler.
Der personelle Aderlass war zu groß. Ein entscheidender Faktor war auch die personelle Situation. 2018 verließen in Mark Appel, Florian Pelzner, Abwehrchef Linus Butt und dem zuletzt reaktivierten Oskar Deecke vier Leistungsträger den Klub, vor einem Jahr ging auch noch Kapitän Niklas Wellen. Zwar gibt es einige Erfahrenere Spieler wie Janick Eschler, Jonathan Ehling, Julius Breucker, Max van Laak oder Lucas Bachmann, doch ein Großteil des Kaders ist immer noch sehr jung. Dass dies allerdings kein Ausschlusskriterium für Qualität ist, bewiesen Kapitän Linus Michler, Keeper Luis Beckmann und Timo Kossol. Dennoch fehlte es an Erfahrung.
Die Verletztenliste war lang. Julius Breucker,
Janick Eschler, Max van Laak und Linus Michler sind teils lange ausgefallen und waren nicht zu ersetzen. Zudem verhinderte die Corona-Pandemie die Rückkehr der irischen Spieler Michael und Callum Robson.
Rückendeckung für Trainer-Novize Ronan Gormley. Vor der Saison hörte Trainer Robin Rösch nach zwei Jahren auf. Neuer Übungsleiter wurde Ronan Gormley, der als Spieler seine Qualität beim CHTC und der irischen Nationalteam eindrucksvoll unter Beweis gestellt, an der Seitenlinie jedoch kaum Erfahrung vorzuweisen hatte. Der langjährige Coach Matthias Mahn, der bei den Playdowns den Staff verstärkte, nimmt den Coach in Schutz: „Ich habe die Arbeit im Trainerteam erlebt und kann sicher sagen, dass dort alles gegeben wurde, um die Klasse zu halten. Die Alleinschuld beim Trainer zu suchen wäre zu einfach und auch falsch.“
Der Abstieg ist das Ende einer Entwicklung. Der Abstieg ist extrem unglücklich verlaufen, überraschend kam er dennoch nicht. Der Verein steht nun vor der großen Aufgabe, die richtigen Schlüsse zu ziehen und eine Zweitligamannschaft zu stellen, die realistische Chancen auf den Wiederaufstieg hat.