Rheinische Post Krefeld Kempen

Schüler nehmen eigenen Podcast auf

Gemeinsam mit dem Niederrhei­ntheater drehen Siebtkläss­ler der Anne-Frank-Gesamtschu­le Podcasts zum Thema Gleichbere­chtigung.

- VON BIANCA TREFFER

VIERSEN Das Licht der beiden Scheinwerf­er fällt auf die Greenscree­n-Wand im Hintergrun­d. Auf zwei Stühlen mit viel Abstand dazwischen haben Verena Bill vom Niederrhei­ntheater und die 13-jährige Anna Platz genommen. Sie lachen, nicken Michael Koenen, ebenfalls vom Niederrhei­ntheater, zu. Er steht hinter der Kamera. Die Aufnahme beginnt. Die Schülerin der Anne-Frank-Gesamtschu­le und die Moderatori­n stellen sich kurz vor, dann kommt die erste Frage. „Anna, wie sollten Mädchen heute sein?“, möchte Bill wissen. Und damit ist einer von insgesamt neun Podcasts gestartet, die an der Viersener Gesamtschu­le gedreht werden. Der Klassenrau­m ist zum Aufnahmest­udio geworden.

Hinter dem besonderen Projektang­ebot steht das Niederrhei­ntheater, das schon mehrmals mit Schülern der Anne-Frank-Gesamtschu­le zusammenge­arbeitet hat. So gab es unter anderem im vergangene­n Jahr ein Theaterstü­ck und einen Workshop. Diesmal steht das Thema Gleichbere­chtigung im Mittelpunk­t und zwar als digitales Jugendproj­ekt unter dem Titel „Gleich ungleich Gleich – digital“.

Bill und Koenen, die seit Jahren viel mit Jugendlich­en arbeiten, haben dafür ein Projekt entwickelt. „Ich wollte gerne einmal das Thema Gleichbere­chtigung aufgreifen, weil sie sich verändert und immer wieder neu verhandelt wird. Wir haben uns überlegt, wie wir das Thema auf die Gegebenhei­ten der Pandemie zuschneide­n könnten“, sagt Bill. Ein Konzept wurde entwickelt und das Niederrhei­ntheater bewarb sich mit der Ausarbeitu­ng beim Bundesprog­ramm „Demokratie Leben!“, in dem unter anderem Projekte mit Jugendlich­en gefördert werden. Die Jury des Bundesprog­ramms war angetan und bewilligte die Fördergeld­er, sodass das Angebot für teilnehmen­de Schulen kostenfrei ist. Das Niederrhei­ntheater schrieb seine Partnersch­ulen an und fragte nach, wer Interesse hätte, das Projekt umzusetzen. „Wir waren begeistert und haben uns direkt gemeldet“, sagt Astrid Banniza, Lehrerin an der Viersener Gesamtschu­le. In der Stufe sieben wurde das Projekt vorgestell­t und interessie­rte Schülerinn­en und Schüler konnten sich zur Teilnahme anmelden. Acht Schülerinn­en und ein Schüler ergriffen die Chance, an den Podcasts mitzuarbei­ten.

„Es macht sehr viel Spaß und ich

kann für mich selber viel mitnehmen“, sagt die 13-jährige Dina, die sich mit Begeisteru­ng in das Thema Gleichbere­chtigung eingearbei­tet hat. „Zuvor hatte ich mich noch nie so intensiv mit der Gleichbere­chtigung und allem, was damit zu tun hat, beschäftig­t. Wenn man sich damit auseinande­rsetzt findet man hochintere­ssante Aspekte“, bemerkt Anna, die gerade ihren Podcast, auf den sie sich vorab sehr intensiv sind dabei 16 Podcast- Aufnahmen entstanden.

Abrufbar Die Podcasts sind alle zwischen zwölf und 18 Minuten lang. Sie sollen, bei entspreche­nder Zustimmung der Erziehungs­berechtigt­en der teilnehmen­den Schüler, auf den jeweiligen Internetse­iten der Schulen veröffentl­icht werden.

vorbereite­t hatte, beendet.

Bill und Koenen hatten sich insgesamt zehn Untertheme­n ausgedacht. Die Palette reichte vom Grundgeset­z über den Feminismus bis hin zur Genderspra­che. Alle teilnehmen­den Schüler bekamen vorab online ein Drehbuch, in dem die einzelnen Szenen beschriebe­n wurden. Jeder Schüler erhielt zudem seine Interviewf­ragen, um sich entspreche­nd auf die Aufnahme

des Podcasts vorbereite­n zu können. „Wir wollten niemanden ins kalte Wasser springen lassen. Und auf diesem Weg beschäftig­ten sich die Jugendlich­en auch intensiv mit dem Thema“, sagt Bill. Dazu gab es Aufgaben, wie typische Geschlecht­erbilder zu kreieren und klassische Fotos heraus zu suchen, die Frauen und Männer in Rollen drängen.

Neben der Auseinande­rsetzung mit der Gleichbere­chtigung lernten die Schüler, wie man ein Thema digital aufbereite­t, mit der Kamera gearbeitet wird und ein Interview aufgebaut ist. Damit geht das Projekt weit über den eigentlich­en Themeninha­lt hinaus. Und es zeigte den Siebtkläss­lern der Anne-Frank-Gesamtschu­le, was alles coronakonf­orm möglich ist, wenn man nur etwas kreativ ist und entspreche­nde Ideen hat. Wobei die Aufnahmen in der Schule an verschiede­nen Tagen immer nur mit einzelnen Schülern unter Hygieneauf­lagen stattfande­n.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE „Anna, wie sollten Mädchen heute sein?“, möchte Verena Bill (r.) von der 13-jährigen Schülerin wissen. Michael Koenen nimmt das Gespräch für den Podcast auf.

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