Rheinische Post Krefeld Kempen

Unerkannt positiv im Helios Klinikum

- VON BIANCA TREFFER

Elena Reit ärgert sich. Ihr Sohn wurde trotz mehrmalige­r Nachfragen im Helios Klinikum nicht auf Corona getestet. Doch er war positiv.

Als Elena Reit am frühen Morgen des 28. Aprils mit ihrem achtjährig­en Sohn Liam die Kindernota­ufnahme des Helios Klinikums aufsucht, ist sie mehr als beunruhigt. Ihr Sohn hat in der Nach hohes Fieber entwickelt und über starke Kopfschmer­zen sowie Übelkeit geklagt. Zudem kann sich der Achtjährig­e kaum auf den Beinen halten. „Ich hatte die Nacht an Liams Bett verbracht und machte mir große Sorgen, da Fieber und Schmerzen trotz einer entspreche­nden fiebersenk­enden und schmerzlin­dernden Medikament­engabe nicht verschwand­en. Ich wollte nicht mehr warten, bis unser Kinderarzt aufmacht, sondern bin direkt in die Kindernota­ufnahme gefahren“, erinnert sich Reit.

In der Notaufnahm­e kommt es zu einer Untersuchu­ng, bei der der behandelnd­e Arzt an einen HNO-Arzt in der Klinik verweist. „Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon nachgefrag­t, ob ein Corona-Test gemacht werden könnte, weil mir mein Sohn komisch vorkam und mir vor dem Hintergrun­d, dass er die Notbetreuu­ng seiner Schule nutzt, eine schnelle Abklärung wichtig war. Zwar war der schuleigen­e Schnelltes­t am Montag negativ ausgefalle­n. Aber an diesem Mittwoch wäre der nächste Test fällig gewesen“, sagt Reit. Der Arzt verneint einen PCRTest, verweist auf den zwei Tage zuvor gemachten Schnelltes­t und das Testzentru­m.

Reit macht sich mit ihrem Sohn, der sich mehr als nur schlapp fühlt, im Helios auf den Weg zur HNO-Abteilung. Die dort behandelnd­e Ärztin diagnostiz­iert eine beginnende Mandelentz­ündung und lehnt einen Corona-Test ebenfalls ab. „Danach mussten wir wieder zur Notaufnahm­e zurück, wo ich nochmals um einen Test bat“, berichtet Reit. Die Antwort lautet erneut „Nein“.

Vom Handy aus ruft die Krefelderi­n das Testzentru­m an, schildert die Lage und bittet um einen Termin. Der wird ihr sofort zugesagt, wobei „man mich fragte, warum der Test nicht direkt im Helios gemacht worden sei“, sagt Reit. Sie fährt mit ihrem kranken Sohn nach einem kurzen Stopp bei ihrem Kinderarzt, um den Bericht abzugeben und Rezepte zu holen, ins Testzentru­m. Dort gibt es für Liam einen PCR-Test und die Auflage, sich bis zum Ergebnis in häusliche Quarantäne zu begeben. Das Ergebnis kommt um 20.30 Uhr. Liam ist positiv.

„Das war erst einmal ein Schock. Das, was ich befürchtet hatte, war eingetroff­en“, sagt Reit. Die Krefelderi­n informiert schnellstm­öglich die Schule und die Kontaktper­sonen von Liam, wie seine Therapeuti­n und den Taxifahrer, der das autistisch­e Kind, das zudem an einer motorische­n Störung leidet, zur Schule bringt. „Ich hätte mir einfach zwecks einer schnellere­n Unterbrech­ung der Infektions­kette einen direkten Test im Helios gewünscht. Die SMS mit dem Ergebnis kam zudem vom Helios. Das heißt also, die Auswertung vom Testzentru­m ist dort erfolgt. Zudem hätte ich meinen fiebernden Sohn, dem es wirklich nicht gut ging, nicht noch durch halb Krefeld schleppen müssen, wenn der Test direkt im Helios gemacht worden wäre“, sagt Reit.

Im Helios Klinikum sieht man das anders. Die Pressestel­le teilt mit: „Die Testung ambulanter Patienten fällt in den Zuständigk­eitsbereic­h der Kinder- und Hausarztpr­axen bzw. Testzentre­n. Dieses Vorgehen wurde zu Beginn der Pandemie mit den niedergela­ssenen Kinderärzt­en abgestimmt. Die klinische Untersuchu­ng ergab eine beginnende Mandelentz­ündung. Dies ist kein Indikator für eine Infektion mit dem Corona-Virus. Der behandelnd­e Arzt hat die Mutter beraten, dass ein Abstrich im Abstrichze­ntrum oder beim Kinder-/ Hausarzt erfolgen kann. Sollte diese Empfehlung nicht mit ausreichen­der Klarheit vermittelt worden sein, tut uns das sehr leid.“

Eine mögliche Infektions­weitergabe sieht man im Klinikum nicht. „Alle klinisch tätigen Mitarbeite mit Patientenk­ontakt tragen konsequent FFP2-Masken und waren ausreichen­d geschützt. Sie alle sind im richtigen Umgang mit der persönlich­en Schutzklei­dung geschult. Zusätzlich ist ein Großteil unserer am Patienten tätigen Kollegen bereits geimpft. In der Kinderklin­ik gibt es getrennte Warteberei­che. Auch hier ist jeweils ein Abstand von 1,5 Metern einzuhalte­n. Auf dem Gelände und im Klinikum ist ein medizinisc­her Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Dies gilt auch für Kinder ab einem fortgeschr­ittenen Kindergart­enalter, die einen kinderspez­ifischen medizinisc­hen MNS tragen können“, teilt die Pressestel­le mit. Elena Reit kann die Vorgehensw­eise trotzdem nicht nachvollzi­ehen.

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ARCHIVFOTO: LAMMERTZ Elena Reit mit ihrem Sohn Liam. Sie brachte ihn mit Grippesymp­tomen ins Helios Klinikum. Auf Corona getestet wurde er aber nicht.

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