Rheinische Post Krefeld Kempen
Totschlag im Kleingarten: Mann sah „kosmisches Geschwader“
Landgericht: Ein Krefelder soll den Nachbarn seiner Mutter mit zahlreichen Messerstichen getötet haben.
Es war im vergangenen November, als der Beschuldigte seinen Bekannten zunächst mit Fäusten schlug und dann mit einem Messer auf ihn einstach, bis die Klinge abbrach. Dann soll er ein weiteres Messer aus der Küche seiner Mutter geholt und erneut auf sein Opfer eingestochen haben. Das Opfer wurde durch Stiche in Rücken und Brust verletzt, einer traf das Herz. Der Mann starb im Krankenhaus.
Seit gestern befasst sich das Krefelder Landgericht mit dem Fall. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 27-Jährige tötete, ohne Mörder zu sein. Er soll an einer Form der Schizophrenie leiden.
„Ich bereue das zutiefst, ich habe nie vorgehabt, ihn zu töten“, gab er an und schilderte, was ihn zu der Tat getrieben hatte: „Er hat sich mit dem Teufel verschworen, hat mir die Energie entzogen, mich denunziert und verurteilt.“Der Mann habe „die Seelenenergie aus ihm raus gezogen“und seine Privatsphäre durchleuchtet. Schon am Vortag habe er ein „kosmisches Geschwader“gesehen. Etwas habe durch ihn durch geschaut, und er habe Stimmen gehört. „Es hieß, dass ich sterben müsse, weil er das Teufelsnetzwerk aufrecht erhält“, berichtete der Beschuldigte weiter. An dem Nachmittag habe er deshalb bei dem Familienvater geklingelt und auf ihn eingestochen. Weil die Klinge abbrach, habe er ein weiteres Messer aus der Küche seiner Mutter geholt. Er wisse, dass er es getan habe.
Der andere hätte sterben müssen, weil er eine Bedrohung für das Leben anderer war. „Ich war panisch, ich habe mir wie von Teufelshand ein Messer gegriffen“, sagte der 27-Jährige. Heute wisse er, dass er „im Wahn“war. Aber auch heute höre er die Stimme des Mannes noch manchmal. Er habe auch geglaubt, dass die Polizeibeamten Teil der Verschwörung waren und die Stimmen hörten.
Die Mutter des 27-Jährige sagte aus. Opfer war ihr Nachbar in der Kleingartenanlage. Ihr Sohn leide schon länger an Schizophrenie. Sie habe vergeblich versucht, dass er behandelt werde, beklagte sich die 56-Jährige. Sie habe geahnt, dass irgendwann etwas schlimmes passieren würde und wisse, dass ihr Sohn Stimmen hörte. Er habe gedacht, die Stimme in seinem Kopf sei der Nachbar. An dem Nachmittag habe sie gehört, dass der Nachbar schrie und gekrümmt am Boden lag und blutete. Seine Frau habe um Hilfe gerufen. Die Zeugin habe dann die Polizei gerufen.
Da der Beschuldigte möglicherweise krankheitsbedingt nicht in der Lage war, das Unrecht der Tat einzusehen, steht seine dauerhafte Unterbringung im Raum. Die Verhandlung wird am 11. Mai fortgesetzt.