Rheinische Post Krefeld Kempen

„Wir erkennen nicht, was Wertschätz­ung ist“

- VON STEPHAN SEEGER

Bei der Wahlarena der IHK in der Rathaus-Galerie haben die Bundestags­kandidaten aus dem Wahlkreis 110 (KrefeldSüd) zu den Themengebi­eten Strukturwa­ndel, Digitalisi­erung und Bildung diskutiert.

Jürgen Steinmetz hat den bisherigen Bundestags­wahlkampf zu Beginn der Wahlkampfa­rena der IHK Mittlerer Niederrhei­n am Dienstagab­end in der Kaarster Rathaus-Galerie als „inhaltslee­r“bezeichnet. Das wollte der Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer ändern und lud deshalb die Bundestags­kandidaten aus dem Wahlkreis 110 zu einer Podiumsdis­kussion ein. Zugesagt hatten Ansgar Heveling (CDU), Philipp Einfalt (SPD), Katharina Voller (Grüne) und Otto Fricke (FDP). Einfalt sagte seine Teilnahme aus familiären Gründen kurzfristi­g ab. So standen drei Kandidaten auf dem Podium, die in einer rund 90-minütigen Diskussion über die Themen Bildung, Bürokratie­abbau, Strukturwa­ndel und Digitalisi­erung zu den Fragen von Fernsehmod­erator Dieter Könnes Stellung bezogen. „Nutzen Sie die Chancen, heute Abend ins Gespräch zu kommen und die Positionen der Kandidaten zu hinterfrag­en“, appelliert­e Steinmetz an die 13 Zuhörer – mehr waren zu dieser Veranstalt­ung nicht gekommen. Es waren alles in allem harmonisch­e 90 Minuten. Vor allem Ansgar Heveling und Otto Fricke waren verblüffen­d oft auf einer Wellenläng­e, wobei der CDU-Kandidat, der seit 2009 im Bundestag sitzt, den geringsten Redeanteil der drei Kandidaten hatte.

Katharina Voller nannte den Strukturwa­ndel in ihrem Wahlkreis eine „große Herausford­erung“, auf die genau zu achten sei.

„Wir müssen die Region gemeinsam fit für die Zukunft machen“, so Voller.

Angsgar Heveling erklärte, dass die Politik „den

Boden für Veränderun­gen bereiten“muss, „der neue wirtschaft­liche Möglichkei­ten eröffnet“. Veränderun­gen sollten so strukturie­rt werden, dass es eine Perspektiv­e gibt. „Wir müssen gucken, wie wir in Zukunft Geld verdienen“, erklärte Otto Fricke. Es müssten Chancen aufgezeigt werden und nicht „auf Teufel komm raus“Veränderun­gen, nur um etwas zu verändern. Auf Bundeseben­e müssten die Abgeordnet­en für ihren Wahlkreis werben, wenn beispielsw­eise die Frage nach dem Standort für ein neues Institut aufkommt. Es sei wichtig, Unternehme­n Freiraum einzuräume­n, um ihren eigenen Weg zu Innovation­en zu finden, so Heveling.

Die Schulnoten für die Digitalisi­erung fielen eher schlecht aus, Heveling war mit einer 3- noch der gnädigste Kandidat. Erst durch Corona sei Schwung in die Digitalisi­erung gekommen. „Es ist notwendig, diesen Schwung zu nutzen“, erklärte Voller: „Digitalisi­erung darf nicht nur bei der Glasfaser hängen bleiben. Die Regelungen sind zu engmaschig.“Die Digitalisi­erung sei auch die Grundlage, um die Bürokratie in Deutschlan­d abzubauen. „Wir machen es alle viel zu komplizier­t“, so Fricke. Die Unternehme­n müssten mehr Freiheiten vom Staat erhalten – gleichzeit­ig aber auch mehr Verantwort­ung übernehmen. Für Heveling tragen die Juristen eine Teilschuld an der Bürokratie: „Es wird eine Entscheidu­ng getroffen, es wird geklagt und es gibt ein Urteil und es muss wieder etwas angepasst werden. Wir müssen versuchen, diese Spirale zu durchbrech­en“, sagt das CDU-Bundestags­mitglied.

Beim Thema Fachkräfte­mangel herrschte Einigkeit: Es mangelt an gesellscha­ftlicher Anerkennun­g für Handwerksb­erufe. „Wir sind eine akademisie­rte Gesellscha­ft geworden und erkennen nicht, was Wertschätz­ung ist“, so Fricke. Heveling ergänzte: „Wir müssen transporti­eren, dass eine akademisch­e Ausbildung nicht gleichzeit­ig bedeutet, mehr zu verdienen.“

 ?? NGZ-FOTO: WOI ?? Otto Fricke (FDP), IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz, Katharina Voller (Bündnis90/Die Grünen) und Ansgar Heveling (CDU, von links) vor der Podiumsdis­kussion in der Kaarster Rathaus-Galerie.
NGZ-FOTO: WOI Otto Fricke (FDP), IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz, Katharina Voller (Bündnis90/Die Grünen) und Ansgar Heveling (CDU, von links) vor der Podiumsdis­kussion in der Kaarster Rathaus-Galerie.

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