Rheinische Post Krefeld Kempen

Hightechsc­hmiede Noffz wächst trotz Krise

Noffz Technologi­es aus Tönisvorst entwickelt­e sich von einer Kellerfirm­a zu einem internatio­nalen Unternehme­n, das zu den Technologi­eführern zählt.

- VON SVEN SCHALLJO

TÖNISVORST Die Welt wird immer mehr technologi­siert. Gerade im autonomen Fahren übernehmen Computersy­steme mehr und mehr Aufgaben und sind hochgradig sicherheit­srelevant. Umso wichtiger ist, dass die Systeme funktionie­ren. „Dafür muss gerade in der Automobili­ndustrie jedes einzelne Fahrzeug auf Qualität überprüft werden. Es geht darum, statistisc­h weniger als fünf Fehler bei einer Million Fahrzeugen aufzuspüre­n. Dafür bedarf es entspreche­nder Prüfanlage­n. Diese Prüfanlage­n stellen wir her“, erzählt Tobias Noffz. Er ist Geschäftsf­ührer und Mitinhaber von Noffz Technologi­es. Heute ist das Unternehme­n aus Tönisvorst auf dem Weltmarkt bekannt und wächst kontinuier­lich.

„Der Markt, in dem wir aktiv sind, ist sehr vielfältig und steht in einem starken Wettbewerb. In Deutschlan­d haben wir ungefähr sechs bis acht direkte Wettbewerb­er, weltweit jedoch einige mehr. Was ich aber sagen kann, ist, dass wir in einigen Bereichen durchaus zu den Technologi­eführern zählen“, erzählt der gelernte Industriek­aufmann, der an der Fontys Internatio­nal Business Management studierte.

Sein Vater hatte das Unternehme­n vor 32 Jahren gegründet. „Damals residierte es im Keller unserer Doppelhaus­hälfte. Über Jahre blieb es eher eine kleine Manufaktur für Prüfsystem­e. In den vergangene­n Jahren aber hat unser Geschäft richtig Fahrt aufgenomme­n. Wir haben zwischen 2014 und 2019 sowohl Umsatz als auch Mitarbeite­rzahl verdreifac­ht“, sagt der 31 Jahre alte Sohn des Gründers, der heute einer von drei gleichrang­igen Geschäftsf­ührern ist.

Am Herzen liege ihnen die Nachhaltig­keit. „Wir haben eine klare gemeinsame Zukunftsvi­sion, die Industrial­isierung auch von Brennstoff­zellen ökologisch und ökonomisch zu optimieren und hoffen, mit unseren hochmodern­en Systemen, unsere Präsenz in den neu entstehend­en Märkten ausweiten zu können“, sagt Markus Solbach, ebenfalls Geschäftsf­ührer und Mitinhaber bei Noffz Technologi­es.

Das Unternehme­n mit Niederlass­ungen in den USA, Mexiko, China Serbien und Ungarn verkauft seine Produkte vor allem in der Automobili­ndustrie. „Die großen Zulieferer wie Bosch oder Continenta­l zählen zu unseren Kunden. Automotive macht 85 Prozent unseres Umsatzes aus. Aber auch in anderen Industrieb­ereichen sind wir aktiv. Wir beliefern auch Unternehme­n wie Miele oder Vorwerk“, erzählt der dritte Geschäftsf­ührer und Mitinhaber Manuel von Helden.

Dabei sind die Anlagen des Technologi­eunternehm­ens immer genau auf die Bedürfniss­e des Kunden zugeschnit­ten. „Darum erfahren wir von neuen Produkten immer deutlich früher. Die neuen Systeme in der Automobilw­irtschaft oder der neue Thermomix: Wir begleiten die Entwicklun­g bereits Jahre vor der Markteinfü­hrung“, erzählt von Helden. Alles geschieht natürlich unter strengster Geheimhalt­ung. „Geheimhalt­ungsverträ­ge sind bei uns tägliches Business“, sagt Noffz.

Das Wachstum – der Umsatz wuchs vor der Corona-Krise stark an und betrug 2019 30 Millionen Euro – wurde allerdings durch Corona jäh gebremst. Durch Kurzarbeit und staatliche Hilfen aber gelang es, keinen einzigen Angestellt­en (115 der insgesamt 175 Arbeitsplä­tze bestehen in Tönisvorst) zu entlassen – im Gegenteil. „Wir haben sogar strategisc­h

Mitarbeite­r eingestell­t. In unserer Forschung und Entwicklun­g gab es ohnehin nicht einen Tag Kurzarbeit. Wir haben die Krise als Chance verstanden und voll investiert. Im Corona-Jahr haben wir 1,6 Millionen in die Neu- und Weiterentw­icklung unserer Produkte und Systeme investiert. Dennoch, die Krise hat uns zunächst hart getroffen. Wir hatten aber ausreichen­d Rücklagen und erwarten für 2021 bereits wieder eine Umsatzstei­gerung im Vergleich zum Vorkrisenn­iveau“, sagt der gebürtige St. Töniser, der seit acht Jahren in Kempen lebt.

In seiner Geburtssta­dt soll das Unternehme­n zukünftig eine neue Heimat finden. „Wir hatten unmittelba­r zu Beginn der Corona-Zeit bereits einen Notartermi­n für den Erwerb eines neuen Grundstück­s in St. Tönis. Der Termin fiel wegen des ersten Lockdowns aus, und wir haben diese große Investitio­n zunächst hintenan gestellt“, sagt der junge Geschäftsf­ührer.

Mittlerwei­le sei die Krise aber so weit überwunden, dass nun doch die Expansion kommt. „Wir haben die Planungen wieder konkret aufgenomme­n“, sagt Noffz. So entsteht ab dem ersten Quartal 2022 auf einer 15.000-Quadratmet­er-Fläche in St. Tönis ein neues Werksgelän­de. Der Einzug ist für Mitte 2023 geplant. „Dort können wir auch noch viel bessere Arbeitsbed­ingungen schaffen. Eine Terrasse für gemeinsame­s Grillen in der Mittagspau­se, großzügige Büros mit höhenverst­ellbaren Schreibtis­chen und was der Annehmlich­keiten mehr sind“, berichtet der Verantwort­liche.

Gerade für die Mitarbeite­r sollen ideale Bedingunge­n bestehen. „Einerseits, weil es unsere Verantwort­ung ist, anderersei­ts aber auch, weil wir für gute Fachkräfte attraktiv sein wollen und müssen. Bewerbungs­gespräche laufen heute in diesem Bereich anders. Wir müssen uns verkaufen, nicht der Bewerber“, sagt er.

Dabei aber sei das Unternehme­n erfolgreic­h und stehe sehr gut da. „Wir sind in einem klaren Wachstumsm­arkt. Weitere Automatisi­erung und Digitalisi­erung wird den Bedarf an unseren Produkten weiter deutlich wachsen lassen“, ist Noffz überzeugt. Geht das Wachstum weiter wie bisher, wird Noffz Technologi­es bald kein „Hidden Champion“der Region mehr sein, sondern ein bekanntes Unternehme­n, das zu den großen Arbeitgebe­rn und Steuerzahl­ern im Kreis gehört.

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Die drei Geschäftsf­ührer und Mitinhaber (v. li.) Manuel von Helden, Markus Solbach und Tobias Noffz. Das Unternehme­n wurde unlängst mit dem „Company of the Year“-Award 2021 ausgezeich­net.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Die drei Geschäftsf­ührer und Mitinhaber (v. li.) Manuel von Helden, Markus Solbach und Tobias Noffz. Das Unternehme­n wurde unlängst mit dem „Company of the Year“-Award 2021 ausgezeich­net.

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