Rheinische Post Krefeld Kempen
Mit dem Gipsarm der Mannschaft helfen
Bei den Olympischen Spielen in Tokio haben die deutschen Tischtennisspielerund spielerinnen vorzügliche Leistungen in ihren Matches gezeigt. Es war teilweise Tischtennis von einem anderen Stern. Aber das war vor 50 Jahren nicht die Vorstellung der Gründungsmitglieder der Tischtennisabteilung des TV Traar. Breiten-und Gesundheitssport, kein Leistungssport, hatte sich am 21. August 1971 das Trio Borchard, Hess und Wolters auf die Fahnen geschrieben. Sie stellten beim Westdeutschen Tischtennis Verband (WTTV) einen Antrag zur Gründung einer Tischtennis-Abteilung, und diesem wurde stattgegeben. Seit diesem Datum spielt der TV Traar offiziell in den Meisterschaften und ist seitdem zu einem festen Bestandteil der Tischtennis-Szene geworden.
Zu Beginn bestand die Abteilung aus zehn Mitgliedern. Anlässlich des 50. Geburtstags hat der Verein erstmalig in der Vereinsgeschichte ein Handtuch im Design des TV Traar für alle Mitglieder der Abteilung herstellen lassen.
Tischtennis ist ein Sport für jedermann, ob klein oder groß, jung oder alt, ob mit einer körperlichen Beeinträchtigung oder nicht. Tischtennis ist keine teure Sportart und auch für viele Menschen, ohne in einem Verein zu sein, eine Möglichkeit, den Sport mit Freude auszuüben. Simone Schlinken, Spielerin der Damenmannschaft empfindet die Mitgliedschaft im Verein als eine Bereicherung. „Mir gefällt hier der Zusammenhalt, die familiäre Atmosphäre und die Freundschaften, die sich im Laufe der Zeit gebildet haben,“sagt sie.
Ein Indiz dafür ist auch die Tatsache, dass einige Spieler und Spielerinnen aus dem Umland, selbst aus Rheinberg und Mülheim, dem Verein angehören. Das jüngste Mitglied ist sieben Jahre, das älteste 82 Jahre alt. Manfred Schröder (55) ist das Vereinsmitglied mit der längsten Zugehörigkeit zur Tischtennis-Abteilung. Seit 42 Jahren steht er beim
TV Traar an den Platten.
Die Kameradschaft und die Fairness den Gegnern gegenüber sind keine hohlen Phrasen. „Ich habe schon einmal mit Gipsarm gespielt, damit wir überhaupt als Mannschaft antreten konnten“, erzählt Manfred Schröder. „Verloren haben wir aber trotzdem, doch lieber an der Platte als am grünen Tisch.“
Die Herrenmannschaft spielt aktuell in der 1. Kreisliga, die zweite Herren in der 2.Kreisklasse, die dritte sowie die vierte Mannschaft in der 3. Kreisklasse. Die Damen Mannschaft sind vor zwei Jahren in die Bezirksklasse aufgestiegen und besiegelten damit den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Die Klasse haben sie bis heute gehalten.
„Aber trotz all der tollen Momente und Erfolge, worüber wir uns auch freuen, ist es nicht wichtig, wie weit oben eine Mannschaft spielt, sondern es zählen vielmehr der Mensch, der Spaß und Zusammenhalt im Verein“, sagt der Vorsitzende Marcus Benger. Der 47 Jahre alte gelernte Fliesenfachverkäufer leitet seit Juni 2019 den Verein nachdem er von 2005 bis 2019 zweiter Vorsitzender war. Angefangen hatte er in der Jugend 1985 bei Bayer 05 Uerdingen. Sein viel zu früh verstorbener Freund Bernd Botzenhard ließ nichts unversucht, ihn zum TV Traar zu locken. Seit 1992 spielt er in Traar. Von 2000 bis 2005 war er Jugendtrainer.
Ihn verbindet sehr viel mit dem TVT, den Breitensportverein für Jedermann. „Wir legen keinen großen
Wert auf Leistung, auf Aufnahmegebühren oder hohe Mitgliedsbeiträge. Wir wollen einfach bleiben und es Menschen aller sozialen Schichten ermöglichen, bei uns Sport zu treiben. Das Wichtigste ist hier der Spaß, der steht im Mittelpunkt. Sport muss nicht immer bürokratisch und technisch auf dem besten Stand sein. Tischtennis ist in Traar ein Familienevent, und alle arbeiten hier ehrenamtlich,“sagt er und ist stolz, dass der Verein während der Corona-Pandemie keine Mitglieder verloren hat. „Wir sind den Mitgliedern sehr dankbar für diese Treue.“Die letzte Tischtennis-Saison wurde erstmalig abgebrochen. Jetzt hoffen sie auch in Traar auf eine bessere Saison. Die beginnt Anfang September.