Rheinische Post Krefeld Kempen

Eine Groko mit den Grünen

- VON MORITZ DÖBLER

Es wird ein enges Rennen, so viel lässt sich vier Wochen vor der Bundestags­wahl sagen. Das zeigt etwa das neue „Politbarom­eter“. Wobei die Metapher vom Rennen in die Irre führt: Denn der Läufer, der im Ziel vorne liegt, hat erreicht, was er wollte und kann danach entspannen.

In der Politik ist aber mit dem Zieleinlau­f am Wahlabend noch nichts erreicht. Danach muss regiert werden, am besten gut. Je knapper der Zieleinlau­f war, desto schwierige­r wird das. Das Politbarom­eter sieht CDU/CSU und SPD gleichauf, die Grünen knapp dahinter. Wer die Wahl gewinnt, tut dies vielleicht mit einem hauchdünne­n Vorsprung. Daraus lässt sich schwer ein klarer Regierungs­auftrag ableiten. Und so redet Olaf Scholz von möglichen Dreier-Koalitione­n, was arithmetis­ch zwingend, aber politisch schwierig ist. Denn RotGrün-Rot, Deutschlan­d-Koalition oder Ampel sind sehr unterschie­dliche Szenarien. Oder Jamaika? Wenn es eigentlich nicht um den Zieleinlau­f geht, sondern um die Zeit danach, bietet sich eine neue Groko als Konzept an – also die Idee einer breiten Regierungs­mehrheit.

Die Fragen für die nächste Legislatur­periode gehen weit über den Horizont von vier Jahren hinaus: Da ist der Klimawande­l, Fragen stellen sich zudem beim Rentensyst­em und nach dem Afghanista­n-Albtraum. Groko als Konzept hieße, dass Union, SPD und Grüne koalieren – mit gut 60 Prozent der Stimmen. Union und SPD regieren bereits und waren zuletzt immer wieder auf die Zustimmung der Grünen angewiesen. Wenn sich aus den Umfragen ein Wählerwill­e ablesen lässt, dann ungefähr so: Ohne Angela Merkel kommt die Union auf deutlich weniger Zustimmung, mit Olaf Scholz genießt die SPD wieder mehr Vertrauen, die grüne Idee ist vielen Menschen wichtig. Die drei stärksten Kräfte regieren: Das wäre das Bündnis, das die größte Gestaltung­skraft hätte – die größtmögli­che Koalition.

BERICHT

SCHOLZ ZIEHT DIE SPD NACH OBEN, POLITIK

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