Rheinische Post Krefeld Kempen
Grundschüler sollen besser schreiben und rechnen
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer startet mit 27,5 Millionen Euro eine Fachoffensive für Deutsch und Mathematik.
DÜSSELDORF Grundschüler in Nordrhein-Westfalen sollen am Ende der vierten Klasse künftig deutlich besser lesen, schreiben und rechnen können als bisher. Zu diesem Zweck startet NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) an den Grundschulen eine sogenannte Fachoffensive Deutsch und Mathematik: „Im internationalen Vergleich konnten deutsche Schüler häufig nicht genug“, sagt sie. Ein Ziel im Fach Deutsch sei es, dass die Schüler am Ende der vierten Klasse einen Grundwortschatz von mindestens 533 Wörtern hätten und diese richtig schreiben, lesen und verstehen könnten.
Die richtige Orthographie solle künftig wieder von Anfang an geübt werden, sagte Gebauer und distanzierte sich damit von der verbreiteten Methode „Schreiben durch Hören“. Diese sieht vor, dass Grundschüler ein Wort zunächst so schreiben, wie sie es hören. Auch soll der Lernstand künftig individuell erfasst werden und mehr Wert auf das Lesen gelegt werden. Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist und Förderkinder bekämen besondere Unterstützung, sagte Professorin
Ulrike Lüdtke von der Leibniz Universität Hannover, die das Projekt zusammen mit anderen Wissenschaftlern von der TU Dortmund und der TU Chemnitz fünf Jahre lang begleitet.
Im Mathematik-Unterricht solle künftig nicht so sehr das Üben der immer gleichen Aufgaben im Vordergrund stehen, sondern spezifische Schwierigkeiten eines Schülers zu erkennen, sagte Professor Christoph Selter von der TU Dortmund. Ein Viertel der deutschen Schüler erfülle nach der vierten Klasse die Anforderungen gegenwärtig nicht. Drittklässler etwa scheiterten oft an der Rechenaufgabe 7 plus 5, weil sie mit den Fingern rechneten. Für Mathe wie Deutsch gelte, dass digitale Materialien stärker in den Unterricht integriert werden sollen, etwa Lern-Apps.
Die Schulen bekommen umfangreiches Material an die Hand und werden von Fachberatern unterstützt. Bei der Umsetzung sollen 106 Fachkoordinatoren den Schulen helfen. Die ersten 53 Stellen sollen noch in diesem Schuljahr besetzt werden.
Das mit 27,5 Millionen Euro dotierte Programm ist Teil des Masterplans Grundschule, auf den sich
CDU und FDP im Koalitionsvertrag geeinigt hatten. Bereits umgesetzt wurde, dass das Fach Englisch in der Grundschule erst vom dritten Schuljahr an unterrichtet wird und nicht mehr wie bisher vom zweiten Halbjahr des ersten Schuljahres an. Die hierdurch frei werdenden Wochenstunden – eine im ersten Schuljahr, zwei im zweiten Schuljahr – sollen nun dem Deutsch- und dem MatheUnterricht zugute kommen.
Die Experten waren sich darin einig, dass der Handlungsbedarf an den Grundschulen durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich zugenommen habe.