Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein echter Gentleman mit Reggae im Blut

Der Sänger Gentleman überzeugt beim Konzert in Mönchengla­dbach musikalisc­h wie menschlich.

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MÖNCHENGLA­DBACH (cwe) Es gibt Menschen, mit denen macht sogar das Staubsauge­n Spaß. Grinsend läuft Sänger Gentleman über die Bühne und schiebt passend zum Lied „Staubsauge­r“ein imaginäres Reinigungs­gerät vor sich her. Hunderte Menschen im Mönchengla­dbacher Sparkassen­park schließen sich ihm johlend an. Eine Tanzchoreo­graphie der besonderen Art. „Ich bin einfach Fan vom Saugen. Da hat man viele kleine Erfolgserl­ebnisse“, sagt der Künstler, während wummernd eine tanzbare Bassmelodi­e und trockene Gitarren-Riffs aus den Boxen drücken.

In der internatio­nalen ReggaeSzen­e ist Gentleman längst ein Star, hier auf der Bühne wirkt er wie der nette Nachbar von nebenan. Während der Lieder ist er immer zu einem kurzen Plausch aufgelegt. Oft wird es politisch: Er ruft zum Widerstand gegen Rassismus und Faschismus auf, spricht über Gleichbere­chtigung. Alles ernst gemeint, aber gut gelaunt und euphorisch vorgetrage­n.

So ist es nicht verwunderl­ich, dass trotz schwerer Regenwolke­n am Gladbacher Himmel vor und auf der Bühne trotzdem die Sonne zu strahlen scheint. Das liegt nicht zuletzt an der Musik: Jeder Ton transporti­ert karibische Gelassenhe­it und Lebensfreu­de, Gentlemans tiefwarme Stimme fließt darüber hinweg. Er hat den Reggae in dessen Geburtslan­d Jamaika kennen und lieben gelernt, ihn verinnerli­cht. Diese Authentizi­tät ist in jedem Lied unüberhörb­ar – auch bei den deutschen Texten.

Gegen Ende des Konzerts verbeugt sich der Sänger mit Covern von „Zimbabwe“und „Redemption Song“vor Bob Marley. Das letzte Lied „Mama“widmet er aber seiner Mutter. Er spielt den Song an diesem Abend zum zweiten Mal. „Ich musste ihn noch einmal singen“, sagt Gentleman und winkt in Richtung seiner Eltern, die im Publikum sitzen. Eine herzliche Geste von einem großartige­n Musiker.

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