Rheinische Post Krefeld Kempen

Weg mit den Quarantäne-Regeln

- VON ANTJE HÖNING

Und sie bewegt sich doch: Eineinhalb Jahre nach Ausbruch der Pandemie nimmt die Landesregi­erung endlich die Kinder in den Blick. Karl-Josef Laumann will die Quarantäne-Regeln für Schüler so ändern, dass nur noch das infizierte Kind zu Hause bleiben muss. Ein guter Plan. Die aktuellen Regeln würden dazu führen, dass viele Kinder im Winter wieder wochenlang ins Homeschool­ing verbannt würden – und zwar in ein zweitklass­iges, denn für nicht-verbannte Schüler würde der Unterricht weitergehe­n. Das könnten Familien nicht verkraften, für sie ist es das dritte Schuljahr, in dem die Pandemie den Alltag bestimmt. Die Bildungslü­cken sind teilweise groß, die sozialen Verwerfung­en ebenso, vor allem in bildungsfe­rnen Schichten. Sollten sich Laumanns Kollegen am Montag der Linie nicht anschließe­n, sollte er einen Alleingang wagen. Wenn Bildungspo­litik schon Ländersach­e ist, sollte Laumann diese Karte zum Nutzen der Kinder auch spielen. Zugleich sollte das Land über die Organisati­on der Lolli-Tests für Grundschül­er nachdenken. Warum nimmt man nicht gleich zwei Proben? Sonst vergehen Tage in der Quarantäne, bis das zweite Ergebnis da ist.

Mit der reinen Lehre von Virologen, die die Kinder lieber für Wochen separieren wollen, kommen wir nicht weiter. Natürlich müssen Kinder (und Lehrer) bestmöglic­h geschützt werden. Aber das darf nicht zulasten der Bildungsch­ancen gehen, von denen ihre Zukunft abhängt. Kinder haben viele Opfer gebracht. Jetzt sind andere dran: Wir brauchen eine 2G-Regel für Veranstalt­ungen. Es kann nicht sein, dass die Großen feiern, die Kinder aber zu Hause sitzen müssen. Zugleich ist jeder Erwachsene aufgerufen, sich endlich impfen zu lassen. Ein Blick in die Intensivst­ationen zeigt, dass es schützt: Die allermeist­en, die dort liegen und beatmet werden, sind ungeimpft.

BERICHT QUARANTÄNE NUR FÜR INFIZIERTE SCHÜLER, TITELSEITE

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