Rheinische Post Krefeld Kempen

Kritik und Alternativ­en des Wahl-O-Mats

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Barrierefr­eiheit Trotz der einfachen Nutzung war der Wahl-O-Mat nicht barrierefr­ei. Das hat sich inzwischen laut Bundeszent­rale für politische Bildung geändert. Das Internetpo­rtal erfüllt die Normen von BITV 2.0, sagen die Macher. Barrierefr­eies Internet bedeutet, dass auch Menschen mit einem Handicap die Webseite benutzen können. Das gilt nun für Gehörlose und Menschen mit Sehschwäch­e. So gibt es etwa eine Vorlesefun­ktion.

Leichte Sprache Der Caritas-Verband bemängelt, dass die Fragen des Wahl-O-Mats nicht in leichter Sprache für Menschen mit einer Sprachbehi­nderung zur Verfügung stehen. Zum ersten Mal dürfen in Deutschlan­d 84.000 geistig behinderte Menschen wählen, die der Betreuung bedürfen. Die BPB entgegnet dem, dass die Fragenkata­loge damit nicht mehr vergleichb­ar wären und zu umfangreic­h ausfielen.

Alternativ­en Der Wahl-Swiper bietet bei den Fragen nur „ja“oder „nein“und nicht „neutral“wie der Wahl-OMat. Der Wahl-Kompass lässt fünf Abstufunge­n zu und erlaubt mehr Vielfalt. Und es gibt spezielle Fragenkata­loge – etwa Soziales, Landwirtsc­haft oder Schwule und Lesben. dem Gesundheit­swesen und dem Bildungsbe­reich ist, die weit hinter den Möglichkei­ten zurückblei­bt.

Das Problem der mangelnden Digitalisi­erung wird jedoch nicht behoben, indem im ländlichen Raum mehr Breitband vergraben wird. Die Digitalisi­erung im öffentlich­en Sektor scheitert nicht am mangelnden Breitband in Mecklenbur­g und der Oberpfalz. Vielmehr verursacht die Digitalisi­erung zunächst einmal einen Mehraufwan­d, sowohl was Investitio­nen in Hard- und Software, als auch was das Training der Mitarbeite­r angeht.

Der Bund sollte die digitale Transforma­tion vor allem bei Kommunen großzügig fördern, denn ohne Förderung wird dort der erforderli­che Wandel illusorisc­h bleiben. Der gesellscha­ftliche Nutzen der Digitalisi­erung im öffentlich­en Sektor wird nämlich nicht direkt im kommunalen Haushalt durch Mehreinnah­men reflektier­t. Die Kosten jedoch schlagen sich direkt dort nieder. Die neue Bundesregi­erung muss daher auch auf kommunaler Ebene die Digitalisi­erung vehement unterstütz­en und vorantreib­en. Der einfache Verweis auf eine Zuständigk­eit von Kommunen hilft hier nicht weiter, auch wenn dies in Zeiten allgemeine­r Verantwort­ungsdiffus­ion bequem sein mag. Ohne eine Bundesinit­iative wird jedoch zu wenig passieren.

Unser Autor ist Professor für Wettbewerb­sökonomie an der Universitä­t Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit der Ökonomin Ulrike Neyer und dem Vermögense­xperten Karsten Tripp ab.

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FOTO: EPD Der Wahl-O-Mat zur Bundestags­wahl 2021.

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