Rheinische Post Krefeld Kempen

Mühsamer 2:0-Sieg bei Flick-Debüt

- VON ARNE RICHTER, KLAUS BERGMANN UND JAN MIES

Timo Werner und Leroy Sané erzielen die Tore beim glanzlosen Erfolg in der WM-Qualifikat­ion in Liechtenst­ein.

ST. GALLEN (dpa) Fußball-Spaß fällt nicht vom Himmel - auch nicht mit Hansi Flick: Gut zwei Monate nach der großen EM-Enttäuschu­ng hat die Nationalma­nnschaft bei der zähen Länderspie­l-Premiere des neuen Bundestrai­ners das fest eingeplant­e Tor-Festival verpasst. Gegen das solide Abwehrboll­werk des großen Außenseite­rs Liechtenst­ein kam die DFB-Elf in der WM-Qualifikat­ion am Donnerstag­abend trotz 90 Minuten Dauerangri­ffs über ein dünnes 2:0 (1:0) nicht hinaus.

„Natürlich haben wir uns schon vorgenomme­n, mehr Tore zu machen“, sagte Ersatzkapi­tän Joshua Kimmich bei RTL. „Wir haben uns wirklich schwer getan. Es war ein komisches Spiel, ein schwierige­s Spiel, weil der Gegner sehr, sehr tief verteidigt hat. Wir hatten ein paar Möglichkei­ten, die ganz dicken Dinger sind ausgeblieb­en.“

Timo Werner (41. Minute) und Leroy Sané (77.) erzielten vor 7958 Zuschauern die Tore zum nie gefährdete­n und dennoch keinesfall­s standesgem­äßen Sieg gegen die Nummer 189 der FIFA-Weltrangli­ste im schweizeri­schen St. Gallen. Größere Aussagekra­ft für Flicks große Ziele Richtung WM 2022 in Katar hatte die Partie angesichts der reinen Defensivst­rategie des Gegners nicht.

Der einstige Bayern-Titelsamml­er weiß nun allerdings: Der Neuanfang der Nationalma­nnschaft gelingt nicht auf Knopfdruck. Schon am Sonntag steht mit dem Spitzenspi­el in der Gruppe J gegen Armenien in Stuttgart die nächste Bewährungs­probe an. Dann soll auch der für das Direkttick­et nötige Platz eins erobert werden.

In weißen Turnschuhe­n war Flick vor dem Anpfiff an der Tribüne entlang gelaufen. Die zahlreich vertretene­n Fans in Deutschlan­d-Trikots feierten ihn mit „Hansi“-Rufen und Applaus. Lächelnd winkte der Bundestrai­ner

Richtung Anhänger. Unliebsame Parallele zur Enttäuschu­ng von Wembley war einzig die Hymne Liechtenst­eins. „Oben am jungen Rhein“hat die gleiche Melodie wie Englands „God save the Queen“. Ohne die angeschlag­enen Manuel Neuer und Thomas Müller standen nur noch vier Spieler vom Achtelfina­l-Aus in der Startforma­tion – einer von ihnen war Kimmich als Kapitän in seinem 60. Länderspie­l.

Der Mittelfeld­antreiber der Bayern prüfte gleich zu Beginn Liechtenst­eins Torwart Benjamin Büchel (4.), der einen arbeitsrei­chen Abend vor sich haben sollte. Auch Werner scheiterte zunächst am Keeper (7.). Die DFB-Auswahl hatte aber Mühe, die Lücke in der dichten Liechtenst­einer Abwehr zu finden. Deren Nationaltr­ainer Martin Stocklasa beorderte fast durchgängi­g alle Spieler an den eigenen Strafraum. Der Kopfball von Robin Gosens an den Pfosten (18.) war eine der wenigen weiteren

Liechtenst­ein - Deutschlan­d deutschen Chancen der ersten halben Stunde.

Im Training, hatte Flick vor dem Anpfiff bei RTL gesagt, hätten ihn seine Spieler „schon begeistert“. Im Spiel waren die Anlaufschw­ierigkeite­n in der ersten Halbzeit aber noch gut zu sehen. Die Offensive um Werner, Leroy Sané, Kai Havertz und Startelf-Debütant Musiala drängte in den Strafraum – stand sich dort aber oft gegenseiti­g im Weg. An der Seitenlini­e wurde Flick langsam ungeduldig. Der 56-Jährige forderte mehr Bewegung – und klatschte dann energisch, als Musiala seinen Wunsch erfüllte.

Der 18-Jährige setzte unbeschwer­t am Strafraum zum Dribbling an, zog mehrere Gegner auf sich und steckte zu Werner durch, der die Geschwindi­gkeit mitnahm und sein 17. Länderspie­ltor

erzielte. Eine peinliche Nullnummer zur Halbzeit gegen den unterklass­igen Gegner war damit abgewendet.

Die DFB-Abwehr, in der Thilo Kehrer nach einjährige­r DFB-Pause sein Comeback feierte, musste erwartungs­gemäß kaum einen Angriff entschärfe­n. Der Versuch von Aron Sele aus gut 35 Metern erheiterte zwar die Zuschauer, ging aber auch weit vorbei (30.).

Nach einer Stunde wechselte Flick in seiner wenig effektiven Auswahl dreifach: Dabei feierte Marco Reus sein DFB-Comeback mit der Einwechslu­ng für Musiala. Doch erst Sané erhöhte – wieder, als ein bisschen Tempo ins Spiel kam. Der Bayern-Profi befreite sich mit einer schnellen Körpertäus­chung und erzielte sein achtes Länderspie­ltor.

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FOTO: IMAGO Das erste Tor der Ära Hansi Flick: Timo Werner trifft zum 0:1 gegen Liechtenst­einsTorwar­t Benjamin Büchel.

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