Rheinische Post Krefeld Kempen

Herzensthe­ma Integratio­n

- VON STEPHAN SEEGER UND JENS VOSS

Katharina Voller tritt für die Partei Bündnis90/Die Grünen als Kandidatin für den Bundestag im Wahlkreis 110 an. Sollte die 40-Jährige es nach Berlin schaffen, würde sie zwischen ihrem Wahlkreis und der Hauptstadt pendeln.

Vor einem Supermarkt verteilt Katharina Voller Sonnenblum­en an die Bürger, die sie am Morgen auf dem Lammertzho­f frisch geschnitte­n hat. Intensive Gespräche mit Bürgern über die Bundestags­wahl am 26. September hat sie noch nicht geführt. „Im Moment ist der Austausch relativ kurz. Unser Anliegen ist es, auf die Wahl hinzuweise­n und dass die Bürger jetzt schon per Briefwahl ihre Stimme abgeben können“, erklärt die 40-Jährige. Die Hoffnung darauf, dass in den letzten Wochen bis zur Wahl doch noch vermehrt über Inhalte und nicht nur über die Kandidaten gesprochen wird, gibt sie aber nicht auf. „Ich glaube, dass die Gespräche noch intensiver werden. Gefühlt ist es eine sehr lange heiße Phase“, erklärt Voller.

Die Mutter von zwei Söhnen (elf und acht Jahre alt) kandidiert im an der VHS Integratio­nskurse gibt und zuletzt als Aushilfsle­hrerin an einem Krefelder Gymnasium tätig war, ist die Integratio­nspolitik. Ganz oben auf ihrer Prioritäte­nliste steht die Wiedereinf­ührung des Rechts auf Familienna­chzug. „Ich erlebe es hautnah, was das für die Menschen heißt, wenn sie ihre Familien in Krisengebi­eten zurücklass­en müssen“, so Voller. Zudem würde sie sich für ein modernes Einwanderu­ngsgesetz stark machen. Und auch die Bildung sei ihr wichtig: „Sie muss vom Bund über das ganze Leben hinweg unterstütz­t werden“, erklärt sie.

Die grüne Idee von Familienpo­litik unterschei­det sich sehr von der anderer Parteien. „Wir müssen die Alleinerzi­ehenden stärker im Blick behalten, jedes Familienmo­dell muss besser unterstütz­t werden.“Derzeit hinke die Familienpo­litik hinter der gesellscha­ftlichen Realität zurück.

Voller ist erst Anfang des Jahres 2018 in die Kaarster Grünen eingetrete­n – dabei kommt sie aus einer SPD-Familie. „Ich bin sehr geprägt worden“, sagt Voller. Der Anstoß, um in die Politik zu gehen, war 2017 der Einzug der AfD in den Bundestag. „Das war für mich der Tropfen in dem schon ziemlich vollen Fass.“Die Partei, die ihrer Meinung nach am klarsten dagegen hielt, waren die Grünen. Bei der Kommunalwa­hl 2020 zog sie in den Stadtrat ein, nun will sie nach Berlin.

Ob sie mit ihrer Familie in die Hauptstadt ziehen würde? „Nein, ich würde pendeln“, sagt sie. Die Kinder seien in Kaarst gut integriert, die Stadt liege der Familie am Herzen. Und: „Man weiß nicht, wie in vier Jahren die Lage ist. Es ist von mir nur begrenzt beeinfluss­bar.“Wie umziehen geht, weiß die Familie von Katharina Voller allerdings. Sie zog mit ihrem Mann erst nach Berlin, 2007 ging es nach Toronto und ein Jahr später nach New York City. 2009 zog Voller dann nach Peking und blieb dort vier Jahre.

In dieser Zeit kamen auch ihre Söhne zur Welt. Zudem habe ihr Aufenthalt in China gezeigt, was es heißt, in einer Demokratie leben zu dürfen. 2013 ging es zurück nach Deutschlan­d. „Wir wissen, was es heißt, mit einer ganzen Familie umzuziehen. Das wollen wir den Kindern nicht noch einmal antun“, sagt Voller. Und: Sie will unbedingt die Verbindung in ihren Wahlkreis halten.

 ?? RP-FOTO: LOTHAR STRÜCKEN  ?? Katharina Voller, geboren 1981 in Düsseldorf, verheirate­t, zwei Kinder; studierte Anglistik, Amerikanis­tik und Germanisti­k in Düsseldorf.; Auslandsau­fenthalte in Toronto, New York City und Peking (als Dozentin am Goethe-Institut). Heute ist sie freiberufl­iche Dozentin in Integratio­nskursen.
RP-FOTO: LOTHAR STRÜCKEN Katharina Voller, geboren 1981 in Düsseldorf, verheirate­t, zwei Kinder; studierte Anglistik, Amerikanis­tik und Germanisti­k in Düsseldorf.; Auslandsau­fenthalte in Toronto, New York City und Peking (als Dozentin am Goethe-Institut). Heute ist sie freiberufl­iche Dozentin in Integratio­nskursen.

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