Rheinische Post Krefeld Kempen

Opposition wirft Finanzmini­ster Bluff vor

Planung täusche ausgeglich­enen Haushalt nur vor.

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DÜSSELDORF (kib) Die Einbringun­g des letzten Haushalts der Landesregi­erung Laschet hat im Landtag einen heftigen Schlagabta­usch ausgelöst. SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty warf der Landesregi­erung in der Debatte um den Haushaltse­ntwurf für 2022 Bluff vor. Nordrhein-Westfalens Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er gebe vor, der Landeshaus­halt sei ausgeglich­en. Tatsächlic­h handele es sich um einen Haushalt mit einem Milliarden­defizit. Diese Wahrheit finde man aber nur im Kleingedru­ckten, sagte Kutschaty am Mittwoch im Landtag.

Die Landesregi­erung wolle sich zudem für Rettungspa­kete feiern lassen, die es gar nicht gebe. Mit Darlehen würden die Städte und Gemeinden weiter in die Verschuldu­ng getrieben. Der Ministerpr­äsident sei nicht einmal stark genug, um sich dem Parlament zu stellen, bekräftigt­e Kutschaty die Kritik an der Abwesenhei­t von Armin Laschet (CDU) in der Haushaltsd­ebatte, der kurz zuvor nach Paris gereist war.

NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) verwies bei der Einbringun­g des Haushaltse­ntwurfes für das kommende Jahr hingegen auf Rekordinve­stitionen. Allein 2022 seien 9,6 Milliarden Euro für Innovation­en und Zukunftste­chnologien, für Familien und Bildung sowie für Innere Sicherheit in NordrheinW­estfalen im Entwurf vorgesehen. „Niemals zuvor gab es in der Geschichte des Landes geplante Investitio­nsausgaben in einer solchen Höhe“, betonte Lienenkämp­er. Das für 2022 vorgesehne Haushaltsv­olumen des Landes von 87,5 Milliarden

Euro gehe nicht über das Niveau der Finanzplan­ung 2019 bis 2023 vor der Corona-Pandemie hinaus.

Aus Sicht der opposition­ellen Grünen trägt der Haushaltse­ntwurf der Landesregi­erung für das kommende Jahr den Herausford­erungen durch die Klimakrise keinerlei Rechnung. Mehr Mittel gebe es weder für die Klimaanpas­sung noch für den kommunalen Klimaschut­z, sagte Fraktionsc­hefin Josefine Paul.

Die Grünen-Politikeri­n kritisiert­e insbesonde­re, dass die Regelungen zum Schutz von Flächen durch die Landesregi­erung geschwächt worden seien. Heute würden in Nordrhein-Westfalen pro Tag etwa 22 Hektar Fläche versiegelt. Diese Fläche fehle als Sickerfläc­he, um bei Hochwasser und Starkregen Wasser aufzunehme­n, aber auch, um bei Hitze und Dürre gespeicher­tes Wasser abgeben zu können. Das Vorkaufsre­cht des Landes zugunsten naturnaher Gewässeren­twicklung sei ersatzlos gestrichen worden. Für den Hochwasser­schutz müssten solche Verschlech­terungen rasch wieder rückgängig gemacht werden.

Finanzmini­ster Lienenkämp­er widersprac­h: Für Anpassungs­maßnahmen an den Klimawande­l sei mehr als eine halbe Milliarde Euro vorgesehen. Zugleich mahnte der CDU-Politiker: „Dass eine Krise kommen kann, sollte wesentlich­er Teil des Mindsets bei Haushaltsp­lanungen werden.“Ein Budget dürfe nicht auf Kante genäht werden. Dies gelte nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern auch im Bund, so der Finanzmini­ster.

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