Rheinische Post Krefeld Kempen
Bataclan-Angeklagter betet im Gericht
PARIS (ap) In Paris hat der Prozess um die islamistischen Terroranschläge vom 13. November 2015 begonnen. Unter den Angeklagten war auch der einzige Überlebende der Terrorzelle, Salah Abdeslam, der schwarz gekleidet erschien. Gegen sechs der 20 Angeklagten findet der Prozess in Abwesenheit statt. Abdeslam ist der einzige, der wegen Mordes angeklagt ist.
Bei den Angriffen auf die Konzerthalle Bataclan, das Pariser Stade de France sowie Restaurants und Cafés hatten neun Bewaffnete und Selbstmordattentäter des IS 130 Menschen getötet und Hunderte verletzt. Richter Jean-Louis Peries verwies auf die außergewöhnlichen Umstände: „Die Ereignisse, über die wir zu entschieden haben, gehören wegen ihrer historischen Intensität zu den internationalen und nationalen Jahrhundertereignissen.“
Abdeslam gab als Beruf „Kämpfer des Islamischen Staates“an. Nachdem er seine Personalien angeben sollte, rezitierte er ein Gebet. Später schimpfte er: „Wir sollten wie menschliche Wesen behandelt werden. Wir sind keine Hunde.“Abdeslam hat sich bisher geweigert, mit Ermittlern zu sprechen, kennt jedoch wahrscheinlich die Antworten auf viele noch offene Fragen zu den Anschlägen und ihren Planern in Europa und darüber hinaus. Sein Bruder hatte sich bei der Attentatsserie in die Luft gesprengt. Abdeslam selbst ließ sein gemietetes Fahrzeug im Norden der französischen Hauptstadt stehen, warf seine funktionsuntüchtige Sprengstoffweste fort und floh nach Brüssel.
Der Prozess soll neun Monate dauern. Im September sollen Ermittlungsergebnisse und Beweise präsentiert werden. Im Oktober sollen Geschädigte zu Wort kommen, im November und Dezember Regierungsbeamte, unter ihnen der damalige Präsident François Hollande. Auch Verwandte der Angreifer sollen gehört werden.