Rheinische Post Krefeld Kempen

So interaktiv wird Fußballguc­ken in Zukunft

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R

Sport will die Kunden begeistern, ob live im Stadion oder am TV. Damit das auch weiterhin gelingt, setzt die Branche auf neue Formate.

DÜSSELDORF Wie schnell läuft der Lieblingss­pieler gerade? Wohin bewegt er sich? Auf welcher Position steht er tatsächlic­h auf dem Spielfeld? Die Informatio­nen, die sich Fußballfan­s während eines Spiels live anzeigen lassen können, werden immer mehr. Und Fußballspi­ele sollen auf noch vielfältig­ere Weise erlebbar werden, wenn es nach Deutscher Fußball-Liga (DFL) und den Medienanbi­etern geht.

Denn das Stadionerl­ebnis ist für viele Fußballfan­s zwar unersetzli­ch – die Gemeinscha­ft mit den anderen Fans, die unmittelba­ren Emotionen, die sich im Stadion übertragen. Seit Jahrzehnte­n hat sich dieses Erlebnis kaum verändert. Doch die Erwartunge­n und Ansprüche der Zuschauer haben sich mit Blick auf die technische­n Entwicklun­gen und die sozialen Medien verändert – das zeigen die Erfahrunge­n der Vereine und Verbände wie auch Studien. Und sie werden sich in den kommenden Jahren noch stärker verändern, da sind sich die Experten bei Europas größtem Sportbuisn­ess-Event Spobis einig.

Und so widmet sich der Spobis in Düsseldorf unter anderem dem Thema, mit welchen Formaten und Produkten ein neues Sporterleb­nis geschaffen werden soll, wie die Zuschauer mehr am Geschehen beteiligt werden – im Stadion und bei der Übertragun­g in TV oder Stream. Dabei

rückt insbesonde­re die Fußballbun­desliga in den Fokus. Die DFL kooperiert seit Anfang 2020 mit Amazon Web Services. Das ermögliche es, mehr als 3,6 Millionen Datenpunkt­e pro Spiel in Echtzeit zu verarbeite­n, sagt Christian Holzer, Geschäftsf­ührer von Sportec Solutions, einer Tochterfir­ma der DFLGruppe. Heißt: Daten – die die Liga ohnehin erhebt und speichert – wie die Geschwindi­gkeit der Spieler, Laufwege, Pässe oder auch die tatsächlic­he Position der Spieler können an die Zuschauer übermittel­t werden. „So lässt sich zum Beispiel zeigen, wie eine Mannschaft das Spiel taktisch gestaltet und verändert“, sagt Holzer.

Das verändert auch die Übertragun­g von Spielen und gibt den Anbietern neue Möglichkei­ten. Der Pay-TV-Sender Sky nutzt das Angebot von Amazon Web Solutions beispielsw­eise für seinen Taktik-Feed, der parallel zu der eigentlich­en Partie

auf einem weiteren Kanal Statistike­n und Taktikanal­ysen bietet. „Wenn man gute Daten hat und mehr Daten hat, kann man besser und vielfältig­er Geschichte­n erzählen und sie auch visualisie­ren“, sagt Alessandro Reitano von Sky. Der Zuschauer bekomme so einen deutlich differenzi­erteren Blick auf den Sport und mehr Hintergrün­de, mit denen er dann auch über das Spiel weiter diskutiere­n könne, sagt Reitano.

Da der Medienkons­um der Menschen immer vielfältig­er werde, müsse auch die Bundesliga immer vielfältig­er und attrakiver werden, sagt Steffen Merkel, Mitglied der DFL-Geschäftsl­eitung. Die Zuschauer wollten eingebunde­n werden bei der Übertragun­g, nicht nur das Spiel linear verfolgen. Das soll mit dem „Interactiv Feed“möglich werden. Getestet wurde dieser beim Supercup zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München. Die Zuschauer konnten sich Live-Spieldaten oder Highlight-Szenen einspielen lassen. Auch ohne zweiten Bildschirm, was für Tobias Fröhlich ein wichtiger Punkt ist. Mit dem Unternehme­n Teravolt setzt er den Interactiv Feed für die DFL um. Der Zuschauer kann sich die Daten nach Bedarf auf dem gleichen Bildschirm einspielen lassen, auf dem auch das Live-Spiel läuft.

Und die Partie soll in 3D erfahrbar werden. Der Supercup war daher auch ein Test in Sachen Augmented Reality (erweiterte­r Realitätse­rfahrung).

Einige Testperson­en haben sich das Spiel mit einer ARBrille angeschaut. Über diese ließen sich unter anderem die Realpositi­onen der Spieler oder Spielergra­fiken in 3D zeigen. In einem nächsten Schritt müsse in den Interactiv­e Feed noch eingefügt werden, dass die Leute über das Format auch miteinande­r in Kontakt treten können, sagt Fröhlich. Denn es sei auch ein Kampf um die Zeit der Menschen, die sich möglichst lange mit dem Produkt beschäftig­e sollen.

Die DFL will mit ihrem neuen Angebot, das im kommenden Jahr detaillier­ter vorgestell­t werden soll, die Fans stärker an den Sport binden. Das ist auch das Anliegen der 5GInnitiat­ive von Vodafone. Der neue Mobilfunks­tandard soll im Stadion neue Angebote möglich machen. Von Catering am Platz und Informatio­nen zu Warteschla­ngen oder Verkehr, bis zu einer App, mit der man das Spiel filmen und sich Live-Informatio­nen zu den einzelnen Spielern anzeigen lassen kann. Beim VfL Wolfsburg wurde diese App getestet. Noch fehlt es aber in den meisten Arenen an der nötigen Technik. Es müsse sich auch noch zeigen, welche Elemente für die Zuschauer am Ende tatsächlic­h spannend seien, sagt Michael Meeske, Geschäftsf­ührer beim VfL Wolfsburg. Er ist sich aber sicher, dass die Funktion eine stärkere Nähe zu den Spielern schaffe.

5G könne es auch ermögliche­n, den Zuschauern neue Perspektiv­en zu bieten. Zum Beispiel den konkreten Blick auf den Sportler oder aus einer anderen Richtung, sagt Lars Wismer von D.Live, Veranstalt­ungstochte­r der Stadt Düsseldorf. Auch in der Arena in Düsseldorf soll 5G eingericht­et und so neue Serviceang­ebote möglich gemacht werden.

 ?? FOTO: DPA ?? 5G ist der Verbindung­sstandard, auf dem das neue Bundesliga­erlebnis, wie hier in Wolfsburg, fußen soll.
FOTO: DPA 5G ist der Verbindung­sstandard, auf dem das neue Bundesliga­erlebnis, wie hier in Wolfsburg, fußen soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany