Rheinische Post Krefeld Kempen
Werth ärgert sich trotz EM-Gold fürs Team
Am Ende reicht es noch zu Platz eins. Doch die Wertung für ihren Ritt versteht die Rheinbergerin nicht.
HAGEN A.T.W. (dpa) Bei der Siegerehrung der Heim-EM strahlte Isabell Werth wieder, der Ärger vom Vormittag war fast vergessen. „Natürlich freue ich mich jetzt“, sagte die erfolgreichste Reiterin der Welt über den Gold-Hattrick am Mittwoch mit dem deutschen DressurTeam. Knapp vier Stunden zuvor hatte die 52-Jährige noch gemotzt. „So bin ich: Einmal muss es raus, dann ist es auch gut“, erklärte die Rekord-Reiterin aus Rheinberg fröhlich grinsend ihren Wutanfall.
Beim dritten Gold nach den EMSiegen in Göteborg und Rotterdam hatte das deutsche Quartett eine unerwartete Zitterpartie erlebt. Das Gastgeber-Team lag in Hagen bei Osnabrück zwischenzeitlich sogar hinten und profitierte beim erneuten Erfolg am Ende auch von Patzern der Konkurrenz. Mit insgesamt 238,944 Prozentpunkten fiel der Sieg vor Großbritannien (232,345) und Dänemark (231,165) schließlich doch noch deutlich aus. Der erneute Erfolg war das 25. deutsche Mannschafts-Gold bei Europameisterschaften.
Dass es eine Zeit lang knapper als erwartet war, lag auch am Ergebnis von Werths Ritt: 79,860 Prozent. Sie war danach verärgert aus dem Viereck geritten und hatte geschimpft. „Das ist ja lächerlich“, motzte sie im Sattel von Weihegold: „Ich bin gerade schon in Wallung!“Später war die Laune der Dressur-Königin deutlich besser.
„Das Pferd ist mit so einer Prüfung noch nie unter 80 Prozent rausgegangen, ich verstehe es nicht“, klagte die Reiterin. „77 Prozent bei einer Richterin, das sage ich ganz deutlich, das ist nicht nachvollziehbar Punkt!“
Als „schon frech“bezeichnete Equipe-Chef Klaus Roeser die Bewertung einer französischen Richterin. Diplomatischer äußerte sich die Bundestrainerin. „Ich sehe das anders“, meinte Monica Theodorescu.
Das Ergebnis fand sie „nicht richtig. Ich hatte schon gedacht, dass es über 80 Prozent geht.“
Der Ärger war spätestens nach dem Ritt von Jessica von BredowWerndl verraucht. Die 35 Jahre alte Reiterin aus Tuntenhausen sorgte mit dem Ritt im Sattel von Dalera für die Entscheidung. Die Doppel-Olympiasiegerin ritt glänzend, erhielt überragende 84,099 Prozent und sagte: „Das ist mega, ich bin total happy.“
Am Vortag hatte das GastgeberQuartett nach den Ritten von Helen Langehanenberg (Billerbeck) mit Annabelle und Dorothee Schneider (Framersheim) mit Faustus nur auf Rang zwei gelegen. Schneider musste Faustus reiten, weil ihr Toppferd angeschlagen ist. „Der Ausfall von Showtime tut schon weh“, sagte Werth.