Rheinische Post Krefeld Kempen

HSG gelingt ein spektakulä­rer Coup

- VON THOMAS SCHULZE

Das viel umworbene Unternehme­n Fressnapf wird Trikotspon­sor bei dem Handball-Drittligis­ten, der damit die wirtschaft­lichen Voraussetz­ungen schafft, um dem Aufstieg ein gutes Stück näher zu kommen.

Torsten Toeller ist ein gefragter Mann. Immer, wenn in Krefeld Not am Mann war, fiel sein Name. Standen die Krefeld Pinguine wirtschaft­lich vor dem Kollaps, war er als Geldgeber im Eishockey im Gespräch; stand der KFC Uerdingen vor dem Aus, sollte er den Fußballern aus der Patsche helfen. Doch Torsten Toeller hat sämtlichen Versuchen eines Engagement­s im Sport erfolgreic­h widerstand­en.

Doch jetzt ist der gebürtige Kölner, der in Krefeld lebt und dessen Vermögen vom Wirtschaft­smagazin Forbes auf rund 2,4 Milliarden geschätzt wird, weich geworden. Der Schriftzug seines Unternehme­ns Fressnapf ziert künftig die Trikots der HSG Krefeld Niederrhei­n. Mit welcher Summe er sich bei dem Handball-Drittligis­ten engagiert, wird von beiden Seiten verschwieg­en. „Wir steuern mit den Eagles auf eine sportlich ambitionie­rte Saison zu und freuen uns natürlich sehr über den Ausbau der Partnersch­aft“, sagt André Schicks, der Geschäftsf­ührer der HSG. Über die Höhe des Engagement­s äußert er sich ebenso wenig wie Fressnapf. „Wir haben unser Engagement im Vergleich zur Vorsaison mehr als verdoppelt“, sagt Kristian Peters-Lach, der Pressespre­cher von Fressnapf.

Bereits in der vergangene­n Saison hatte das Logo Fressnapf den Boden in der Glockenspi­tzhalle geziert, jetzt wurde die Kooperatio­n zur Premium-Partnersch­aft ausgebaut. „Die Fressnapf-Gruppe ist auf allen drei Trikots und sämtlichen Werbemitte­ln als starker, regionaler Partner der HSG Krefeld Niederrhei­n vertreten“, heißt es in der offizielle­n Mitteilung. Auch wenn es sich um Handball und nicht um Fußball handelt, so dürfte sich das Sponsoring im mittleren fünfstelli­gen Bereich bewegen.

Warum ist Toeller, nachdem die Pinguine und der KFC immer wieder intensiv um sein finanziell­es Engagement gebuhlt haben, ausgerechn­et jetzt bei der HSG weich geworden? Die Spurensuch­e führt zunächst einmal zu Simon Krivec. Der ehemalige Volleyball­er ist nicht nur Apotheker und Dopingexpe­rte, sondern auch Vorsitzend­er des Handball Drittligis­ten HSG. Während der Corona-Pandemie hatte er immer wieder Kontakt zu Torsten Toeller und Folkert Schultz, dem stellvertr­etenden Verwaltung­sratsvorsi­tzenden der Fressnapf-Gruppe. Toeller hatte sich öffentlich kritisch über das politische Management der Corona-Pandemie geäußert und klare Führung vermisst.

Die Firmen seien weiter und andere Länder ebenfalls, hatte er gesagt.

Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustell­en, dass in der Misere Simon Krivec dem Unternehme­n mit Rat und Tat zur Seite stand. Folkert Schultz betont die gute Zusammenar­beit: „Die regionale Verbundenh­eit mit Krefeld und Moers sind für uns als einer der TopArbeitg­eber am Niederrhei­n die perfekte Gelegenhei­t, uns zu unserem Standort zu bekennen, den Spitzenspo­rt zu unterstütz­en und bestenfall­s neue talentiert­e Kräfte für unser Unternehme­n zu gewinnen.“

Man kennt sich, man hilft sich – doch was oft als Kölsche Klüngel bezeichnet wird, ist meist nicht etwa unehrenhaf­t, sondern normal. Und so betrachtet, ist die HSG, die am Freitag ihr zweites Meistersch­aftsspiel in Köln-Longerich bestreitet, zum Krisengewi­nner geworden.

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FOTO: HSG Das Maskottche­n Eddie freut sich gemeinsam mit Kevin Christophe­r Brüren, Folkert Schultz, André Schicks und Jonas Molz über den spektakulä­ren Deal.

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