Rheinische Post Krefeld Kempen
Kempenerin befragt Kanzlerkandidaten
Die elfjährige Finja aus Kempen durfte für eine Fernsehsendung die Kanzlerkandidaten Armin Laschet, Olaf Scholz und Annalena Baerbock mit Fragen löchern. Die Sendung „Kannste Kanzleramt?“ist am 9. September bei Sat1 zu sehen.
KEMPEN Tante Miriam bekommt einen Ehrenplatz, wenn sich die Familie und Freunde von Finja um Punkt 20.15 Uhr vor dem Fernseher im Wohnzimmer einfinden. Sie werden Sat1 einschalten – denn dort ist Finja zu sehen. Die Elfjährige ist eins von insgesamt 16 Kindern im Alter von acht bis 13 Jahren, die beim Dreh der Sendung „Kannste Kanzleramt?“mitgewirkt haben.
Auslöser des Ganzen war Finjas Tante Miriam. „Die Schwester meiner Frau ist viel auf Seiten unterwegs, auf denen Komparsen gesucht werden. Dort fand sie die Info, dass Kinder für eine politische Sendung gesucht wurden“, erzählt Finjas Vater Gregor. Finja, die sich brennend für Politik interessiert und das Fach Politik/Wirtschaft am Gymnasium
Finja Schülerin
Thomaeum, wo sie die siebte Klasse besucht, liebt, war direkt Feuer und Flamme, bei einer solchen Sendung eventuell mitmachen zu können.
Das Wohnzimmer wurde zum Aufnahmestudio. Dort drehte Papa Gregor mit dem Handy das gewünschte Video für die Bewerbung. Finja stellte sich und ihr Politikinteresse vor, wobei sie direkt politische Fragen formulierte. Das war Anfang Juni. Die Zusage kam am 12. Juli, als Julia und Gregor mit Finja und ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Lina auf dem Weg nach Österreich waren. „Im Auto klingelte das Telefon und wir erfuhren, dass Finja dabei sein würde“, berichtet Gregor. „Cool“, das war der erste Gedanke der Elfjährigen. Der Urlaub war dann allerdings etwas anders, weil alles vorbereitet werden musste: Der erste
Drehtag war Anfang August war. Unter anderem musste die Schulleitung des Thomaeums Finja für zwei Tage vom Unterricht freistellen, der Hausarzt musste bescheinigen, dass Finja in der Lage sein würde, an einem Dreh teilzunehmen.
Da nur eine Begleitperson zugelassen war, mussten die Elternentscheiden, wer mit nach Berlin zum Dreh fahren würde. Weil Julia gerade eine neue Arbeitsstelle angetreten hatte, war klar, dass Vater und Tochter reisen würden. Als Julia und Lina am Urlaubsende mit Freuden aus Kempen, die ebenfalls in Österreich waren und Platz im Auto für die beiden hatten, nach Hause fuhren, führte die Reise Gregor und
Finja mit Zwischenübernachtung in Nürnberg nach Berlin.
„Ich war in Nürnberg mit Papa shoppen, denn ich brauchte was für den ersten Dreh. Die Sachen, die ich für den Urlaub mithatte, waren alle nicht richtig“, erzählt Finja mit leuchtenden Augen. Mit einem schicken Kleid ging es ins Berliner Hotel am Alexanderplatz, in dem Sat1 Zimmer für die jungen Darsteller und ihre Begleitpersonen angemietet hatte. Um 12.30 Uhr wurden alle gemeinsam abgeholt und es ging zu Fuß zu der nur wenige Straßen weiter entfernten Schule, wo alles für den Dreh vorbereitet war.
Eine ganze Etage war für den Dreh freigehalten, in der Aula war die Technik untergebracht. „Dort bin ich auch verkabelt worden“, erzählt Finja. Es gab einen Probelauf, bevor Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (Grüne) kam. Sie beantwortete die von den Kindern ausgearbeiteten Fragen am Drehort im Klassenzimmer. Es folgte eine weitere Nacht in Berlin, dann ging es erst einmal wieder nach Hause. „In Kempen war ich mit Mama shoppen. Wir haben noch eine Bluse und einen Rock für die weiteren Drehtage gekauft“, sagt Finja.
Zehn Tage später stiegen Gregor und Finja erneut ins Auto. Die weiteren Drehtage in Berlin standen an. Diesmal gab es für die Teilnehmer auch viel Sightseeing: Der Reichstag,
das Spionagemuseum, eine Spreetour – alle lernten Berlin kennen. Und natürlich kaufte das Kempener Vater-Tochter-Gespann auch Mitbringsel für die Daheimgebliebenen ein im Ampelmännchen-Laden.
Dazwischen fanden die Vorbesprechungen statt. Das Verkabeln und die Warm-ups waren nun nichts Fremdes mehr. In die Maske mussten die jungen Darsteller nicht. „Eine von den Müttern hat mir die Haare geflochten, weil Papa das nicht so gut kann“, berichtet Finja mit einem Lächeln. Dann ging es mit Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) weiter und zwei Tage später, der eigentlich Finjas erster Schultag nach den Ferien gewesen wäre, stand Kandidat Olaf Scholz (SPD) mit vor der Kamera. „Herr Laschet und Herr Scholz waren sehr nett und haben unsere Fragen gut beantwortet. Frau Baerbock war nicht so toll. Sie hat zu wenig Erfahrung“, so Finjas Meinung.
Sie war begeistert, die Kanzlerkandidaten hautnah erleben zu können, eigene Fragen stellen zu dürfen, andere Kinder aus ganz Deutschland kennenzulernen und Freundschaften zu knüpfen. Die Zeit in Berlin möchte Finja nicht missen. Sie ist nun gespannt auf die Sendung und darauf, wie es ist, sich selbst im Fernsehen zu sehen.
„Eine von den Müttern hat mir die Haare geflochten, weil Papa das nicht so gut kann“
Redaktion Kempen