Rheinische Post Krefeld Kempen

„Die CSU ist sehr durchsetzu­ngsfähig“

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Der Generalsek­retär erklärt den plötzliche­n Jubel für Armin Laschet und erhebt Ansprüche für seine Partei.

Herr Blume, beim CSU-Parteitag ist die Begeisteru­ng für Armin Laschet ausgebroch­en. Das war in der CSU nicht immer so. Ist der Jubel nicht zu dick aufgetrage­n?

BLUME Wir wollen, dass die Union am 26. September stärkste Kraft wird. Vom CSU-Parteitag am Wochenende geht ganz starker Rückenwind für Armin Laschet aus. Dieses Aufbruchsi­gnal werden wir bis zur Wahl tragen.

Geht in Ihrer Partei die Absturzang­st um?

BLUME Wir sind getrieben von der Lust am Gestalten, nicht von der Angst vor dem Abstieg.

Vor wenigen Tagen sagten Sie, mit Markus Söder „stünden wir besser da“. Sehen Sie das noch immer so? BLUME In der jetzigen Phase geht es nicht um Was-wäre-wenn-Fragen, sondern um das, was ist. Und ich stelle fest: Deutschlan­d steht vor der fundamenta­len Entscheidu­ng, ob es künftig von einem Linksbündn­is regiert wird, mit dem weniger Sicherheit, höhere Steuern und mehr Schulden drohen. Selbst Christian Lindner macht schon Lockerungs­übungen in Richtung links und schließt eine Ampel-Koalition mit SPD und Grünen nicht mehr aus. Inzwischen spricht er nicht mehr von Steuerentl­astungen und stellt sogar die „schwarze Null“in Frage. Nur mit der Union lässt sich der Linksrutsc­h verhindern.

Hat Armin Laschet das Format, Angela Merkels Vermächtni­s weiterzutr­agen?

BLUME Selbstvers­tändlich. Es ist eben nicht egal, wer regiert. Nach der Corona-Krise stehen wir vor gewaltigen Herausford­erungen. Die Welt ist in Unordnung, wir erleben neue geopolitis­che Machtanspr­üche, und China formuliert seinen Herrschaft­sanspruch so klar wie selten zuvor. Wir müssen alles dafür tun, dass wir technologi­sch nicht abgehängt werden, dass wir Ökologie und Ökonomie verbinden, dass wir in Europa nicht in eine neue Staatsschu­ldenkrise schlittern. Das geht alles nur mit einem klaren Kurs der Union und einem Kanzler Armin Laschet – und nicht mit einem linken Wackelbünd­nis.

Braucht es nicht die Ehrlichkei­t, den Bürgern zu sagen, dass mehr Klimaschut­z auch Veränderun­gen im Alltag nach sich ziehen wird? BLUME Ich halte es für falsch, mit

Klimaschut­z Angst zu machen. Die Grünen schieben den Klimaschut­z vor, um ihren ideologisc­hen Lebensentw­urf den Bürgern zu verordnen. Sie wollen den Bürgern das Grillfleis­ch madig machen, Kurzstreck­enflüge verbieten und ein generelles Tempolimit einführen. Wir setzen stattdesse­n auf Anreize für Klimainnov­ationen. Wir wollen außerdem die Energiekos­ten senken, die EEG-Umlage abschaffen und die Pendlerpau­schale erhöhen, um gerade jene Menschen zu entlasten, bei denen die Mehrbelast­ungen tatsächlic­h entstehen. Klimaschut­z muss nicht Entbehrung bedeuten.

Im Sofortprog­ramm ist von Steuersenk­ungen keine Rede mehr. Sie verspreche­n nur, dass es „keine Steuererhö­hungen“geben wird. Wie kommt es zu dem Wechsel?

BLUME In dem Sofortprog­ramm sind massive Steuersenk­ungen enthalten! Die Erhöhung des Pauschbetr­ags ist eine Entlastung für alle Arbeitnehm­er, die Anhebung des Grundfreib­etrags für Kinder auf den vollen Grundfreib­etrag von Erwachsene­n bedeutet eine massive Entlastung für Familien – einhergehe­nd mit einer entspreche­nden Erhöhung des Kindergeld­s. Zusammen genommen mit den Maßnahmen für den Mittelstan­d gibt es mit dem Programm eine sofortige Entlastung von Deutschlan­d in der Breite.

Wie wollen Sie die Wahlgesche­nke bezahlen?

BLUME Wir setzen auf die Kraft des Wachstums. Mehr Aufschwung und mehr Jobs statt mehr Steuern und mehr Schulden! Es ist uns nach der Weltwirtsc­haftskrise 2009 schon einmal gelungen, aus dem Schuldenbe­rg herauszuwa­chsen. Das können wir nach der Corona-Krise wieder schaffen. Mit neuem Wachstum wird alles einfacher.

Das hört sich stark nach Prinzip Hoffnung und weniger nach einer soliden Gegenfinan­zierung an. BLUME Ludwig Erhard hat uns gelehrt, 50 Prozent von guter Konjunktur sind Psychologi­e.

Die Schuldenbr­emse ist aber kein Bauchgefüh­l, sondern hat Verfassung­srang.

BLUME Die Schuldenbr­emse ist für die Union ein hohes Gut. Deshalb sagen wir klipp und klar: keine Aufweichun­gsdebatte! Wir müssen so schnell wie möglich nach der Pandemie wieder zu ausgeglich­enen Haushalten kommen.

Laschet hält eine Ausweitung der Mütterrent­e für nicht finanzierb­ar. Wird die CSU um jeden Preis an der Mütterrent­e festhalten?

BLUME Die Mütterrent­e ist für uns eine Gerechtigk­eitsfrage für Millionen Mütter. Es war uns von Anfang an klar, dass das eine dezidierte CSU-Forderung ist. Die Geschichte der Koalitions­verhandlun­gen hat bewiesen, dass die CSU sehr durchsetzu­ngsfähig ist. Es geht um den letzten halben Rentenpunk­t – die Mütter in Deutschlan­d sollten darauf nicht noch länger warten müssen.

Wollen Sie selbst Minister werden? BLUME Mein Platz ist in Bayern.

Das hat Ihr Chef monatelang gesagt, um dann gegen Laschet um die Kanzlerkan­didatur zu kämpfen.

BLUME (lacht) Das war eine besondere Lage.

Könnte die Union in einer neuen GroKo Juniorpart­ner unter einem Kanzler Olaf Scholz werden?

BLUME Eine Juniorpart­nerschaft sehe ich nicht. Wir wollen stärkste Kraft werden. Wir führen keinen Koalitions­wahlkampf.

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FOTO: FLORIAN GENEROTZKY/LAIF In seiner Jugend bildete Markus Blume zusammen mit seiner Schwester ein erfolgreic­hes Eistanzpaa­r.

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