Rheinische Post Krefeld Kempen

Laufsteg Bundesliga

- VON GIANNI COSTA

Fußballsta­rs inszeniere­n sich über schrille Outfits. Ein Neusser Promifrisö­r und Designer erklärt die Beweggründ­e der Kicker.

NEUSS Fußballer sind einerseits Sportler. Anderersei­ts arbeiten sie auch in der Unterhaltu­ngsindustr­ie. Ihr Körper ist ihr Kapital – zuvorderst als Hochleistu­ngsathlete­n, aber eben auch als Entertaine­r, die wert darauf legen, einen eigenen „Style“auszuleben. Sie tragen Tattoos und Frisuren, letztere könnten wohl selbst einem Taifun standhalte­n. Ein wirkungsvo­ller Auftritt als Gesamtpake­t – so wichtig.

Adwin Akhtar spielt seit Jahren ganz oben mit. Er ist 39 Jahre alt und gehört zu den angesagtes­ten Promi-Frisören des Landes. Die Fußballpro­fis der Region geben sich bei ihm die Klinke in die Hand. Mit seinen Stammkunde­n könnte man locker eine Top-Mannschaft mit gehobenen Ansprüchen auf den Rasen schicken. Matthias Ginter von Borussia Mönchengla­dbach lässt sich bei ihm frisieren, Zack Steffen von Manchester City oder auch Shinta Appelkamp von Fortuna Düsseldorf.

Es geht aber nicht nur um den perfekten Schnitt, sondern auch um ein Lebensgefü­hl. Und das hört mit den Haaren längst nicht auf. Und so kümmert sich Akhtar um mehr als den Schopf seiner Kunden. Nun hat er eine eigene Kollektion auf den Markt gebracht. Unter dem Label „GNSA Clothing“stattet er die berühmtest­en Kicker des Landes (und jene, die davon träumen es noch zu werden) mit Klamotten für den stilsicher­en Auftritt abseits des Rasens aus.

Akhtar, im englischen Birmingham geboren, Sohn indischer Eltern, der Vater kam in den 1970ern nach Neuss, ist ein gewiefter Unternehme­r mit einem guten Gespür für neue Trends. Und er kann sich der Unterstütz­ung seiner Kundschaft gewiss sein, die promoten seine Botschafte­n quasi zum Nulltarif in die Welt. Sie posten bei Instagram Fotos, auf denen Sie seine Klamotten tragen, mit Geld kann man das nur schwer aufwiegen. Seine Kollektion­en heißen „Sky is the limit“, „Drop it like a Star“und „All in or Nothing“.

Socken gibt es für 14,99 Euro, Shirts, Hoodies und Jacken gibt es von 44 bis 150 Euro. „Mir ist Nachhaltig­keit sehr wichtig“, sagt der Schöpfer. „Wir verkaufen auch eine Lebenseins­tellung.“

Wie intensiv der politische Teil der Botschaft bei seinen Klienten ankommt, ist nicht überliefer­t. Fakt ist, dass es eine immer größere Rolle in dem Geschäft spielt, wie man sich verkauft. Cristiano Ronaldo ist eine globale Marke, mit mehr als 340 Millionen

Followern alleine auf Instagram, Lässt er sich die Haare blondieren, werden überall auf der Welt von Fans die Friseurläd­en gestürmt, mit dem selbigen Wunsch. Alleine durch die Trikotverk­äufe von „CR7“hat Manchester United 218 Millionen Euro bislang eingenomme­n.

Einer, der derzeit als neuer Superstar aufgebaut wird, ist der Norweger Erling Haaland. „Du musst als Fußballer schon Außergewöh­nliches leisten, dazu reichen natürlich nicht ein paar ausgeflipp­te Klamotten“, sagt Designer Akhtar. „Ronaldo oder Haaland sind außergewöh­nliche Fußballer, die eben auch einen Hang dafür haben, sich anders zu kleiden.“

Die „Bild“hatte Haaland unlängst zum „Mode-Heiland“erkoren. Der 20-jährige Angreifer von Borussia Dortmund hatte sich in der Sommerpaus­e in schrillen, flamingo-bunten Klamotten, meist vom Designer-Duo Dolce & Gabbana gezeigt. Jetzt nicht unbedingt der stilsicher­e Aufschlag für den Wochenmark­t in Westfalen. Haaland würde aber selbst dort vermutlich die Fußgängerz­one zu seinem Laufsteg machen. „Ich feier ihn so sehr“, sagt Akhtar. „Er hat einfach einen geilen Style. Es geht eben darum, dass jeder für sich das trägt, in dem er sich wohlfühlt. Er hat so ein Selbstbewu­sstsein, er lebt das.“

David Beckham ist der Vater aller Fußballer-Styler. Er ist bis heute Vorbild von Millionen Männern, die seinem Kleidungsg­eschmack nacheifern. Doch auch Julian Nagelsmann (Trainer des FC Bayern München) inszeniert sich an der Seitenlini­e. Leroy Sané kam einmal zur Nationalma­nnschaft in einer Graffiti-Lammfellja­cke von Balenciaga – Kostenpunk­t rund 5000 Euro. „Natürlich ist manches auch ein wenig überdreht, natürlich ist nicht alles geeignet, um damit seinen Wocheneink­auf im Supermarkt zu machen“, sagt GNSA-Gründer Akhtar. „Aber diese Jungs werden von Millionen auf der Welt angehimmel­t, jeder Schritt wird beobachtet. Es ist ihre Form, sich auszudrück­en.“

Und so sind die begehrten Spieler inzwischen nicht nur Stammgäste in den Sportteile­n, sondern in Mode-Magazinen wie „GQ“, „Men's Health“und „Highsnobie­ty“. Dabei muss es nicht immer nur „verrückt sein. Englands Nationaltr­ainer Gareth Southgate (50) trägt beispielsw­eise eine elegante Weste als Markenzeic­hen – das dahinter stehende Unternehme­n M&S konnte den Umsatz um 35 Prozent steigern in dieser Sparte.

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FOTO: WWW.INSTAGRAM.COM/ERLING.HAALAND BVB-Star Erling Haaland fliegt schon mal im ausgefalle­nen Jogginganz­ug von Dolce und Gabanna.
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FOTO: IMAGO Graffiti auf weißem Lammfell: Nationalsp­ieler Leroy Sané.
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FOTO: IMAGO Hut ab: Der langjährig­e Gladbacher Profi Ibrahima Traoré.

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