Rheinische Post Krefeld Kempen
Wie eine Ärztin gegen Impfmythen kämpft
Sind Geimpfte ansteckend, verändert der Impfstoff das Erbgut? Die Krefelder Ärztin Dr. Susanne Wagener berichtet aus ihrer Praxis, welche Ängste und Fragen ihre Patienten umtreiben. Es ist zum Teil ein Kampf gegen falsche Mythen.
Die Krefelder Ärztin Susanne Wagener impft auch gegen Corona; in ihrer Praxis begegnet sie immer wieder ähnlichen Fragen und immer wieder ähnlichen sogenannten Impfmythen, also Vorstellungen, vor allem Ängste bei Patienten, die sie zweifeln lassen, ob man sich impfen lassen soll. Wir baten die Ärztin, die häufigsten Mythen dieser Art zu sammeln und sie aus wissenschaftlicher Sicht einzuordnen. Hier ihr Erfahrungsbericht.
„Die häufigsten
2. nicht
meiner Patienten
1. „Geimpfte sind genauso ansteckend wie Ungeimpfte“
Die von der Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) zugelassenen Impfstoffe haben eine sehr hohe Wirksamkeit. Im Schnitt weit über 80 Prozent, was aber auch heißt, dass die Impfung bei einem restlichen kleinen Prozentsatz nicht oder nur teilweise anschlägt. Dies bedeutet: a. Geimpfte können an Ungeimpfte das Virus übertragen. Die Infektionsquote ist allerdings signifikant geringer, da auch die Viruslast eines Geimpften deutlich geringer ist. Dies bedeutet, dass ungeimpfte Menschen dann mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht oder sehr leicht erkranken. Ebenso bauen Geimpfte, die selber mit dem Virus befallen sind, diesen durch die Impfreaktion sehr schnell auch wieder ab, so dass auch zeitnah eine Übertragung wieder ausgeschlossen ist. b. Der geringe Prozentsatz, der eine niedrige Viruslast übertragen hat, so die übereinstimmende Meinung der Wissenschaft und Forschung, betrifft ohnehin nur Ungeimpfte. Eine Übertragung von Geimpften auf Geimpfte ist nahezu ausgeschlossen.
„mRNA-Impfstoffe sind hinreichend erforscht“
Der EMA-Prozess, dies ist der Zulassungsprozess der europäischen Zulassungs- und Prüfungsbehörde, ist standardisiert. Dieser gilt für jeden Impfstoff gleich und jede Medizin ebenso. Wie zum Beispiel bei Influenza-Viren wurde es auch bei dem Corona-Impfstoff zugelassen, dass die einzelnen Prüfungsschritte nicht nacheinander, sondern teilweise parallel zueinander durchgeführt wurden, um Zeit zu gewinnen. Dies ändert aber nichts daran, dass alle vorgeschriebenen Untersuchungen und Tests durchgeführt wurden. „mRNA“-Impfstoffe sind Biontech und Moderna. Die Impfstoffe sind mit maximal hoher Wahrscheinlichkeit sicher.
Das „m“in den mRNA Impfstoffen (Moderna und BionTech) steht für „Messenger RNA“, auch „Boten-RNA“genannt. Die Erbinformation
steckt allerdings in der DNA, im Zellkern. Bis dahin dringt der Impfstoff aber gar nicht vor. Die Veränderung des Erbguts ist nicht möglich.
4. „Gesunde, ungeimpfte junge Menschen können auf ihr Immunsystem vertrauen“
Richtig ist, dass die Wahrscheinlichkeit, dass gesunde junge Menschen ernsthaft an Corona erkranken, deutlich geringer ist als bei den sogenannten Risikogruppen. Allerdings sollten diese Menschen sich ebenso impfen lassen, da sie sich zwar weniger selbst gefährden, aber als Virusträger ihr unmittelbares Umfeld, zum Beispiel Opa, Oma und kleine Kinder, gefährden können.
5. „1G, 2G oder 3G – bringt das was?“
Die Prüfmechanismen sind hochgradig dilettantisch. Ein ist inhaltlich fast wertlos. Zum einen wird die Entnahme in der Regel durch medizinisch unqualifiziertes Personal durchgeführt und ist vor allem auch sehr leicht zu fälschen ist.
Etwas besser sieht es mit dem
aus, obwohl hier auch der Nachweis der Infektion leicht zu fälschen ist.
Auch wenn es gefälschte bereits im Internet zu kaufen gibt, bietet das Impfzertifikat und die daraus zu erstellende Impf-App unter den vielen schlechten Kontrollwerkzeugen immer noch die beste Möglichkeit der Prüfung.
6. „Wird ein Impfzwang kommen?“
Wahrscheinlich nicht, obwohl ich ihn persönlich für sinnvoll erachte. Viele Länder, viele Reiseziele schreiben bestimmte Impfungen schon lange zwingend vor. Auch in Deutschland gibt es bereits Impfzwang für verschiedene Erkrankungen. Die Diskussion zum Impfzwang für Corona erschließt sich mir nicht.