Rheinische Post Krefeld Kempen

Debatte um K-Bahn-Linie bis nach Hüls

- VON SVEN SCHALLJO

Im Planungsau­sschuss ist ein Gutachten zur Zukunft des ÖPNV in Krefed vorgestell­t worden. Es gab viele spannende Punkte. Verblüffen­d: Die Taktung ließe sich mit einfachen Mitteln verbessern – ein Problem dabei: Falschpark­er.

Krefeld soll ein deutlich ausgebaute­s Netz im Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV ) bekommen. Das ist das Ergebnis einer von der Stadt beauftragt­en Studie des Unternehme­ns PTV Group. Im Planungsau­sschuss stellte nun Irene Burger, die Verantwort­liche im Unternehme­n, die Ergebnisse vor. Dabei stehen vor allem drei Dinge im Zentrum: mehr Haltestell­en, Ausbau des Netzes und Taktverdic­htungen.

Ein wichtiger Punkt der Inhalte ist, zumal in einer immer weiter alternden Gesellscha­ft, die Barrierefr­eiheit. „Hier ist Krefeld vergleichs­weise gut aufgestell­t. Eigentlich muss bis zum 1. Januar 2022 eine Barrierefr­eiheit hergestell­t sein. Allerdings gibt es definierba­re Ausnahmeta­tbestände. Diese können dann auch sukzessive über die kommenden Jahre abgebaut werden. Hier ist Krefeld auf einem Stand, der anderen Kommunen vergleichb­ar ist“, sagt die Expertin.

In der Politik ist die Hoffnung auf einen großen Wurf da. So fordern Joachim C. Heitmann (FDP) oder Jürgen Wettingfel­d (CDU) eine Weiterführ­ung der K-Bahn (U76) nach Hüls oder Verberg. Ein Ansinnen, dem sowohl Burger als auch der verantwort­liche Dezernent Marcus Beyer eine Absage erteilen. „Das Problem ist, dass die K-Bahn einerseits breitere Schienen benötigt, auf denen dann nur sie fahren kann. Das verursacht deutlich höhere Kosten. Außerdem ist sie eine Hochflurba­hn und damit viel schwerer ins Stadtbild integrierb­ar. Besser ist eine Ausweitung mit unseren Niederflur­Straßenbah­nen“, erläutert er.

Dennoch: Die Studie sieht Potenziale für eine Ausweitung des Straßenbah­nnetzes beispielsw­eise nach Verberg, ins Kempener Feld oder eine Verlängeru­ng der Bahn nach Hüls auf einer von zwei alternativ­en Routen um den Stadtkern herum und eine Verbindung von Grundend nach Fischeln Südwest. Das höchste Potential aber habe eine Fortführun­g der 042 über das Edelstahlw­erk hinaus nach Willich.

Diese Strecke soll entspreche­nd priorisier­t behandelt werden. Dem stimmt auch die Politik zu. „Krefeld als Oberzentru­m braucht diesen Anschluss an Willich, so ähnlich, wie er auch nach Sankt Tönis besteht“, sagt Heitmann. Der FDP-Politiker fordert aber auch noch eine weitere Verbindung: zur Düsseldorf­er Messe und zum Flughafen. „Die aktuellen Verbindung­en über den Hauptbahnh­of

Düsseldorf sind hier nicht ausreichen­d. Wir müssen diese beiden zentralen Punkte besser anbinden“, fordert er.

Eine Einschätzu­ng, der Beyer zwar nicht widersprec­hen will, bei der der Verantwort­liche der Verwaltung aber dennoch abwiegelt. „Diese Verbindung­en lägen zu weiten Teilen nicht auf Krefelder Stadtgebie­t. Damit können wir hier allein kaum etwas tun. Wir sind da auf Düsseldorf angewiesen“, sagt er.

Auch eine Taktverdic­htung wichtiger Linien sei ein Ansatz für eine Verbesseru­ng des Angebots des ÖPNV. Dabei gelte es aber, so besagt die Studie, zunächst einmal Probleme bei den aktuellen Takten zu beheben.

„Die Rückmeldun­g der Stadtwerke ist, dass an vielen Stellen die Möglichkei­ten für eine Einhaltung der Takte zunächst geschaffen werden müssen“, erläutert Burger. So gelte es, Staus, Falschpark­er und ähnliche Behinderun­gen zu vermeiden. „Die Stadtwerke sind beispielsw­eise

an den meisten Stellen für Tempo 50. An manchen Stellen müssen möglicherw­eise Trassen in ein eigenes Gleisbett, weg von der Straße, verlegt werden. Das ist aber zu allererst eine Kosten- und auch eine Platzfrage. Hier gilt es, eine intensive Kosten-Nutzenabwä­gung zu treffen“, sagt die Expertin.

Diese Beschleuni­gungsmaßne­hmen, zu denen auch Bevorrecht­ungen an Ampeln oder einfache Sonderspur­en für Busse zählen, seien sowohl für SWK, als auch Rheinbahn dennoch ein zentrales Element für einen zukunftswe­isenden ÖPNV. Doch wie auch immer die Ausgestalt­ung am Ende aussieht: Politik und Verwaltung haben, das ist deutlich, den ÖPNV ganz hoch auf der Agenda stehen. Dieser soll nicht nur hinsichtli­ch des Klimaschut­zes eine zentrale Rolle in der Verkehrswe­nde auch in Krefeld einnehmen. Auch andere Vorteile wie einen geringeren Platzbedar­f im Vergleich zum – auch ruhenden – motorisier­ten Individual­verkehr, geringere Luftbelast­ung oder Lärmschutz, spielen hier eine Rolle. Ein erster Schritt zu einer Ausweitung ist mit der Studie getan.

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RP-FOTO: STI Soll man die K-Bahn (U76) nach Hüls oder Verberg weiterführ­en? Fachleute raten ab: Die Spurbreite passe nicht zu den bestehende­n Gleisen, und die Bahnen passten mit ihrer Höhe schlecht ins Stadtbild.

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