Rheinische Post Krefeld Kempen

Grönes Konzept: Kunst kommt per Post

- VON PETRA DIEDERICHS

Die Krefelderi­n Sibylle Gröne hat ihre Bilder als Brief an Künstlerko­llegen geschickt - und gemalte Antworten erhalten. Sogar aus Kanada. Die Ausstellun­g „Dialogue“nach dem Schneeball-Prinzip startet am Samstag im DujardinAt­elier. Es sind überrasche­nde Dyptichen zu sehen.

Die Freiheit der Kunst kann auch eine Pandemie nicht beschneide­n. Ein Lockdown bindet Menschen an die eigenen vier Wände, aber Kunst darf reisen. Diese Erkenntnis stand am Anfang von Sibylle Grönes Idee. „Die Kunstszene lag brach. Man darf das nicht ertragen, da muss man was machen“, sagt die Künstlerin. Weil die Kontakte selbst zu ihren Nachbarn im Atelierhau­s Dujardin flachfiele­n, besann sie sich auf eine hygienisch beanstandu­ngsfreie Form der Kommunikat­ion: Briefe. Und weil Sibylle Gröne eine Frau der Kunst ist, sandte sie nicht viele Worte, sondern Bilder. Antworten kamen reichlich, sogar aus Kanada. Aus dem Projekt „Dialogue“ist eine spannende Ausstellun­g geworden, die ab Samstag zu sehen ist.

Das Ziel einer Ausstellun­g war von Anfang an gesetzt. Sibylle Gröne wollte nicht ins Leere planen. „So ging es Anderen auch. Ich wollte einen Impuls geben, wieder an die Arbeit zu kommen“, erzählt sie. „Und das ist dankbar angenommen worden“. Sibylle Gröne hat eine Serie kleinforma­tiger Arbeiten erstellt. Ihr Thema ist die Transforma­tion. Metalle, die verwittern, Blätter, deren Saft sie ziehen kann, Asche und Holzkohle sind ihre bevorzugte­n Substanzen, die sie mit Kreide, Ton und Leinöl mischt. Es entstehen nur begrenzt kalkulierb­are Farbund Materialst­rukturen, die sie auf einen Untergrund bringt und mit dem Rakel abzieht. Auf diese Weise erzielt sie lebendige, oft spannungsv­olle Ergebnisse.

„Mein Projekt ist ein „work in progress“im doppelten Sinn. Es verknüpft das künstleris­che Werk und die Künstler miteinande­r“, sagt sie. 35 Originale in der Größe von 25 mal 20 Zentimeter­n hat sie per Post an bekannte Künstler versandt - nach Düsseldorf und Berlin und bis nach Kanada. Über das Kollektiv Tranart ist die Krefelderi­n dort mit dem Künstler Deeter Hastenteuf­el verbunden, der vielfach in

Krefeld ausgestell­t hat. Den Kollegen aus dem Dujardin-Atelierhau­s hat sie die Bilder-Post im Körbchen vor die Tür gestellt. „Man muss erfinderis­ch sein“, sagt sie.

Einige Empfänger haben auch Bilder aus Krefeld weitergege­ben an Künstler, die sie ihrerseits kannten. So entstand Kunst nach dem Schneeball-Prinzip. Wer ein Gröne-Bild erhielt, war um eine Antwort gebeten. „Es ist spannend, wie sich jemand anderes mit der eigenen

Kunst auseinande­rsetzt und dazu etwas eigenes schafft“, findet Gröne. „Die Arbeiten sind haptisch, materiell-sinnlich erfahrbar und begreifbar. Sie repräsenti­eren den Urheber. Es geht dabei nicht um perfekte Werke, sondern um Bildnotize­n, Visualisie­rung von Gedanken oder Fragmenten.“

Es hat sie überrascht, dass sich einige sehr direkt auf den „Brief“aus Krefeld bezogen, manche haben den Farbverlau­f übernommen,

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FOTOS: T. LAMMERTZ Blick ins Atelier von Sibylle Gröne: Aus Metallen, pflanzlich­en Stoffen, Asche oder Holzkohle erstellt sie Mischungen mit Farbpigmen­ten und Kreiden, die sie mit dem Rakel aufträgt. Transforma­tionsproze­sse interessie­ren sie.
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Links Sibylle Grönes Bild, daneben die figürliche Antwort ihrer Tochter Cosima Gröne
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Die Kanadierin Anne O'Callaghan hat auf Grönes Blau mit Architektu­r geantworte­t.

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